Lyon - Die Last weicht langsam von den Franzosen. Auf ihre zweite Halbzeit gegen die Iren wollen sie aufbauen. Eine knappe Woche Zeit hat Trainer Deschamps Zeit, seine Spieler auf das Viertelfinale einzustellen.
Mit breitem Lächeln kehrten Frankreichs Viertelfinalisten in ihr EM-Quartier nach Clairefontaine zurück. „Das Abenteuer geht weiter“, twitterte Manndecker Laurent Koscielny. Neben ihm im Flieger: Doppeltorschütze Antoine Griezmann. Langsam aber sicher wich auch die Last, die nach dem 2:1-Erfolg gegen Irland sogar den Jubel auf dem Platz nach dem Abpfiff noch erdrückt hatte. „Ich hoffe es“, antwortete Trainer Didier Deschamps auf die Frage, ob die Partie im Achtelfinale der EM am Sonntag in Lyon so etwas wie der Befreiungsschlag gewesen sei.
Comans Hereinnahme bringt die Wende
„Man darf nicht zuviel kalkulieren. Die Spieler brauchen Disziplin, aber manchmal ist man besser, wenn man auch ein bisschen Wahnsinn mitbringt“, meinte Deschamps. Erst in der zweiten Halbzeit gelang das den Franzosen. Auch durch die Hereinnahme von Bayern Münchens Kingsley Coman für den im Viertelfinale gelb gesperrten N'Golo Kanté. Der 20-Jährige sollte Unordnung stiften bei den tapfer kämpfenden Iren. Das funktionierte. „Kingsley Coman hat mit seiner Schnelligkeit und Durchschlagskraft den Unterschied gemacht“, meinte Blaise Matuidi. „In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Trümpfe ausgespielt“, ergänzte Mittelstürmer Olivier Giroud.
Auch, weil sich die Spieler selbst in der Pause in die Pflicht genommen hatten. „Wir haben uns gesagt, dass wir so nicht aus dem Turnier ausscheiden können“, erklärte Patrice Evra. „Wir haben uns gesagt, dass wir auf dem Platz unser Leben geben müssen. Es ist immer schön zu sagen, dass man das Nationaltrikot ehrt, aber man muss aufhören Entschuldigungen zu suchen, wie die Hitze zum Beispiel“, meinte der 35 Jahre alte Routinier der Équipe Tricolore, die zum ersten Mal bei der Heim-EM eine Nachmittagspartie bestreiten musste.
Die Aussprache, bei der Trainer Deschamps auch lauter geworden sein soll, zeigte Wirkung. „Das war die beste Halbzeit, die wir seit Turnierbeginn gespielt haben“, urteilte Matuidi.
Im Viertelfinale wartet England oder Island
Endlich, sagt sich Fußball-Frankreich. „Befreit“, titelte die Sportzeitung „L'Équipe“ am Montag auf Seite eins, auch wenn erneut das Ausnahme-Können und die Brillanz Einzelner den Erfolg des Teams garantierten. Für Griezmann waren es die Turniertore zwei und drei. Und das, nachdem die Sorgen um ihn schon groß waren. Zu erschöpft womöglich nach einer langen Saison mit Champions-League-Finalist Atlético Madrid, lautete die Sorge.
Bis Sonntag haben die Franzosen wieder Zeit, sich zu erholen. Eine weite Anreise werden sie zu ihrem Viertelfinale im Stade de France, in dem eine Woche später auch das Finale steigt, auch nicht haben. Rund 60 Kilometer sind es von Clairefontaine nach Saint-Denis. Gegner wird in der Runde der besten Acht entweder England oder Island sein. „Wir sind jetzt im Viertelfinale, und egal, welcher Gegner kommt, man kann sich keine Ausrutscher mehr erlauben, da muss man alles geben“, betonte Deschamps.
dpa