Lyon - Nur die wenigsten hatten Italien einen solchen Auftritt zugetraut: Mit einer starken Teamleistung besiegen die Azzurri Favorit Belgien 2:0. Coach Conte mahnt jedoch.
Nachdem der Überraschungserfolg zum EM-Auftakt perfekt war, hielt es Italiens Kapitän Gianluigi Buffon nicht mehr in seinem Tor. Der 38-Jährige sprintete über den Platz, sprang an die Latte des gegnerischen Tores, rutschte ab, und landete jubelnd im Netz vor der italienischen Fankurve. „Es hat ein bisschen weh getan. Es war ein Augenblick der großen Emotionen“, sagte der Nationaltorwart nach dem 2:0 (1:0) seines Teams über Favorit Belgien in der ARD. „Sicherlich war es sehr wichtig, mit einem Sieg zu beginnen.“
Auch seine Teamkollegen feierten ausgelassen den überraschenden Sieg, den Stürmer Graziano Pellè mit dem 2:0 in der Nachspielzeit endgültig perfekt gemacht hatte. In einer großen Jubeltraube hüpften sie über das Feld und jubelten den Fans zu. „Das ist eine Mannschaft, die gezeigt hat, dass sie eine großartige Gruppe ist“, lobte Emanuele Giaccherini, Torschütze zum 1:0. „Wir haben es geschafft, diesen Sieg nach Hause zu bringen, der sehr wichtig für uns war.“
Conte verletzt sich bei Torjubel
Weniger euphorisch war Nationaltrainer Antonio Conte, der sich mit einer Verletzung im Gesicht, die er sich beim Torjubel zugezogen hatte, den Fragen der Journalisten stellte. „Unser Ziel bleibt das gleiche: Wir wollen ins Achtelfinale“, betonte der 46-Jährige. „Die Erinnerung von vor zwei Jahren ist noch frisch, damals haben wir das erste Spiel gewonnen und sind dann ausgeschieden“, sagte er mit Blick auf das Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Sein Team lobte er in den höchsten Tönen. "Ich habe hier eine Gruppe von 23 Männern, die alles geben. Dieser Zusammenhalt in der ganzen Gruppe macht mich glücklich", sagte Conte, der ab der kommenden Saison den FC Chelsea übernimmt, nach dem unerwarteten Erfolg der Squadra Azzurra in Lyon. Conte ist sich sicher, dass sein Team die Tifosi in der Heimat trotz der Kritik der vergangenen Wochen im ersten EM-Spiel überzeugt hat: "Die Fans haben gesehen, dass die Spieler Blut, Schweiß und Tränen gegeben haben. Sie sind sicher zufrieden."
Das Ziel Achtelfinale hält auch Belgiens Trainer Marc Wilmots trotz des ernüchternden Starts in das Turnier weiter für möglich. „Wir können unser Ziel immer noch erreichen, wenn wir die nächsten zwei Spiele gewinnen, und das wollen wir schaffen“, sagte Wilmots. In der nächsten Partie gegen Irland am Samstag stehen die Belgier in der schweren Gruppe E allerdings schon mächtig unter Druck.
Wilmots schützt De Bruyne
Wilmots hat seinen Star Kevin De Bruyne trotz der schwachen Vorstellung des früheren Wolfsburgers im ersten EM-Spiel verteidigt. "Ist er müde nach einer langen Saison? Vielleicht ist das so. Aber Kevin hat schon so viel für das Nationalteam getan, ich werde ihn jetzt nicht hinrichten", sagte der frühere Schalker nach der unerwarteten Pleite des Geheimfavoriten in Lyon.
Italien kann sein kommendes Spiel gegen Schweden am Freitag hingegen entspannter angehen. „Wir werden uns ab morgen darauf vorbereiten“, versprach Giaccherini. Der eingewechselte Ex-Dortmunder Ciro Immobile kündigte an: „Dieser Sieg gibt uns sicherlich Moral und Selbstbewusstsein. Wir dürfen träumen, müssen aber weiterarbeiten.“
dpa/sid