München - Joshua Kimmich glänzt bei seinem EM-Debüt im Spiel Nordirland gegen Deutschland. Hat er sich für die Aufstellung von Deutschland im Achtelfinale empfohlen?
Update vom 23. Juni 2016: Joshua Kimmich empfiehlt sich Joachim Löw. Darum wird der Bundestrainer Kimmich wohl auch im Achtelfinale bringen.
Das Fleißkärtchen hatte sich Joshua Kimmich schon in der Halbzeit des Spiels Nordirland gegen Deutschland unwiderruflich verdient: Mit da bereits 6,22 Kilometern Laufleistung war er der umtriebigste Spieler auf dem Feld. Es sagte auch was aus, dass auf Platz zwei, ein paar Meter zurück, Jonas Hector rangierte. Außenverteidiger rechts vor Außenverteidiger links – Bundestrainer Joachim Löw wollte „mehr Bewegung auf diesen Positionen haben“.
Er hat ja angekündigt, dass er „wahrscheinlich alle Feldspieler brauchen wird im Turnierverlauf“. In der Abwehr hat er das fast schon umgesetzt. Da war Kimmich vom FC Bayern bereits der sechste Mann, den er einsetzte. Nicht, dass Löw mit Benedikt Höwedes, dem er gegen Ukraine und Polen vertraut hatte, unzufrieden gewesen wäre. „Beim Benni“, sagte er schwärmerisch wie ein Vater über den zweitliebsten seiner Söhne, „da weiß ich, was ich bekomme. Nicht umsonst hat er bei der WM vor zwei Jahren jede Minute gespielt.“ Aber: Der Schalker ist halt nicht der „perfekte rechte Verteidiger, wie Philipp Lahm es war und immer noch ist“. Joshua Kimmich ist vom Typ her Lahm ähnlicher. Es war das zweite Länderspiel des 21-Jährigen mit der Erfahrung aus erst 23 Bundesliga-Spielen. „Er hat gute Wege gemacht, für gute Flanken gesorgt, die nordirische Abwehr beschäftigt.“ Zudem erkannte Löw bei Kimmich „Cleverness und Selbstbewusstsein“.
Höwedes, den Soliden, draußen zu lassen, war ein Härtefall – den Löw abfederte, indem er ihn in der 75. Minute für Boateng einwechselte. Als Innenverteidiger, das, was Höwedes gelernt hat. Vielleicht muss er das auch im Achtelfinale spielen.
Stellt Jogi Löw Kimmich im Achtelfinale wieder für Deutschland auf?
Denn um Jerome Boatengs Mitwirken muss gebangt werden. In der Halbzeit wies der Münchner darauf hin, „dass er ein Problem mit der Wade hat. Sie hat ein bisschen verkrampft“. Der Coach hat Boateng nur so lange weiterspielen lassen, wie es ihm noch ohne Risiko erschien: „Wenn daraus eine Zerrung oder ein Muskelfaserriss wird – in der Wade bedeutet das immer zwei, drei Wochen Pause; dann dürfte das Turnier vorbei sein. Ich denke aber, es ist nichts kaputt gegangen.“ Glücklich blickte Boateng aber nicht drein, als er sich im Prinzenparkstadion auf die Bank pflanzte.
Ersatz für Boateng wäre dann Benedikt Höwedes. Oder Shkodran Mustafi, der gegen die Ukraine ordentlich spielte und ein Tor machte. Der nachnominierte Jonathan Tah kommt eher nicht in Frage. Abwehr-Jungstar ist nun Joshua Kimmich. Wiederaufstellung im Achtelfinale wahrscheinlich.
Höwedes: Riesen-Lob für Joshua Kimmich nach dem Spiel Nordirland gegen Deutschland
Benedikt Höwedes hat das Motto der Nationalmannschaft "Jeder für jeden" offenbar verinnerlicht. Obwohl der Schalker Kapitän seinen Stammplatz wohl vorerst an Joshua Kimmich abgeben muss, hat er nur Lob für seinen Konkurrenten übrig. Nach dem Spiel schrieb er auf seinem Facebook-Account: "Joshua hat klasse gespielt. Es war genau die richtige Entscheidung vom Coach, ihn zu bringen. Wir waren gefährlicher im Spiel nach vorn. Wir müssen uns alle dem großen Ziel unterordnen und alle die Egos hinten anstellen. Es ist normal, wenn andere Spieler hin und wieder Einsatzzeit bekommen."
Joshua Kimmich nach dem Spiel Nordirland gegen Deutschland: "Immer noch Gänsehaut"
Auch Kimmich äußerte sich nach dem letzten Gruppenspiel der DFB-Elf bei der EM 2016 via Facebook. Er zeigte sich rundheraus euphorisch: "Wow - immer noch Gänsehaut! Ein super Gefühl! Ich kann es noch gar nicht fassen, heute Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein. Jetzt kurz genießen und dann geht es weiter!"
Joshua Kimmich: Selfie und Lob von Khedira
Auch Sami Khedira zollte seinem Mannschaftskollegen Joshua Kimmich via Facebook Lob. In Form eines Selfies zu dem Khedira schrieb: "Du hat einen super Job gemacht, Joshua Kimmich.
Auch Beckenbauer von Aufstellung mit Kimmich begeistert
Franz Beckenbauer hat den Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum EM-Vorrundenabschluss gelobt. „Unsere Spieler trugen zwar das gleiche Trikot wie beim 0:0 gegen die Polen. Aber gestern gegen Nordirland stand irgendwie eine neue deutsche Mannschaft auf dem Platz“, schrieb Beckenbauer in seiner Kolumne für die „Bild“-Zeitung (Mittwoch-Ausgabe). Die Körpersprache beim 1:0-Sieg am Dienstag habe ihm von der ersten Minute an gefallen, sie sei viel selbstbewusster und weniger zögerlich als zuletzt gewesen.
Aus Sicht des Weltmeister-Kapitäns von 1974 und Weltmeister-Teamchefs von 1990 hat Bundestrainer Joachim Löw die richtigen Umstellungen für das Offensivspiel vorgenommen. Löw hatte Mario Götze zurückgezogen und dafür Torschütze Mario Gomez in die Spitze gestellt sowie Joshua Kimmich als rechten Verteidiger für Benedikt Höwedes aufgeboten.
„Meiner Meinung nach passt jetzt auch das Offensiv-Dreieck“, urteilte Beckenbauer. Gomez zeige in der Spitze eine andere Präsenz. „Ins Zentrum gehört ein kopfballstarker Stürmer - besonders wenn man verstärkt über die Flügel angreift“, meinte er. Mit Jonas Hector und Kimmich seien die Außenbahnen stark besetzt, und auch Götze habe nun die richtige Rolle gefunden. „Die Mitte war nicht sein Platz“, erklärte Beckenbauer.
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