Paris - Thomas Müller vergibt beim Sieg über Nordirland Chancen en masse. Dennoch zieht der ehemalige WM-Torschützenkönig auch Mut aus seiner Leistung.
Thomas Müller raufte sich die Haare, dann setzte er schnell wieder sein schelmisches Lächeln auf. "Wenn man in meiner Haut steckt und nicht trifft, ist das schon ärgerlich", sagte er zunächst nachdenklich. Augenzwinkernd fügte der Torjäger mit dem verflixten EM-Fluch hinzu: "Ich habe immerhin das Siegtor vorbereitet, das ist ja auch schon was."
Warum er auch in seinem insgesamt achten EM-Spiel ohne Treffer blieb, wollte dem 26-Jährigen nach dem 1:0 (1:0) der deutschen Weltmeister gegen Nordirland nicht in den Kopf. "Ich hätte in der Torjägerliste gleichziehen können oder mich sogar an die Spitze setzen können", sagte er und trauerte in den trostlosen Katakomben des Pariser Prinzenparks seinen vergebenen Großchancen hinterher.
Dabei hat der sonst so treffsichere Offensivspieler mit 20 Toren gerade seine bislang beste Saison für Bayern München hinter sich, bei den WM-Endrunden 2010 und 2014 traf er insgesamt zehnmal. Doch anstatt dieses EM-Spiel im Alleingang zu entscheiden, scheiterte die bayerische Frohnatur entweder am Aluminium, Nordirlands Torwart Michael McGovern - oder schlichtweg an den eigenen Nerven.
Müller scheitert freistehend an McGovern
"Normalerweise mache ich den Ball blind rein", kommentierte er seine erste hundertprozentige Chance in der achten Minute, als er freistehend McGovern anschoss. Eine Viertelstunde später verzog er freistehend aus aussichtsreicher Position. Als er gerade wieder mal kein Glück hatte, kam auch noch das Pech dazu, wie es einst Jürgen Wegmann treffend ausdrückte.
In der 27. Minute scheiterte Müller mit einem Flugkopfball am Pfosten, sieben Minute später zirkelte er den Ball aus elf Metern an die Latte. "Gut war, dass ich im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen überhaupt wieder Chancen hatte", sagte der Unglücksrabe.
Zuspruch bekam er vom Siegtorschützen. "Ich kenne ja solche Situationen. Das haut Thomas nicht um. Er wird schon bald wieder treffen, am besten bereits im Achtelfinale", sagte Mario Gomez. Dem Torschützenkönig der Türkei, der lange selbst den wenig schmeichelhaften Beinamen "Chancentod" trug, hatte Müller nach einem feinen Doppelpass in der 29. Minute den Ball vor dem Treffer mustergültig aufgelegt.
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