Wieso sind die Russen laufstärker als andere Teams bei der WM 2018? Geht es mit rechten Dingen zu? Die tz hat beim Nürnberger Doping-Experten Prof. Dr. Fritz Sörgel nachgefragt.
Moskau - Deutliches 5:0 gegen Saudi-Arabien, 3:1 gegen Ägypten – WM-Gastgeber Russland hat bereits nach zwei Partien das Ticket fürs Achtelfinale gelöst. Die Russen im Rausch! Zwei klare Siege, zwei Mal lief die Sbornaja deutlich mehr als der Gegner. Das wirft Fragen auf: Wieso sind die Russen laufstärker als andere Teams? Geht es mit rechten Dingen zu? Das sagt der Nürnberger Doping-Experten Prof. Dr. Fritz Sörgel.
Sörgel: „Wenn man auf Grundlage der Unschuldsvermutung diskutiert, gilt: Wenn eine WM im eigenen Land keine Stimulation für maximale Leistungen ist, was dann?“ Hintergrund: Russlands Elf legte gegen die Saudis 118 Kilometer zurück, gegen Ägypten immerhin 115. Rekordwerte bei der WM! Deutschland etwa lief gegen Mexiko nur 110 km. Der Durchschnitt liegt bei 105. Zudem sind bei den Laufdaten gleich vier russische Spieler in den Top 10.
Der Doping-Experte meint: „Die Unschuldsvermutung ist das eine, aber man muss natürlich auch an die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang zurückdenken. Da habe ich mir mein Bild darüber gemacht, wie es im russischen Sport nach wie vor aussieht.“ Sörgel weiter: „Die Tatsache, dass in Pyeongchang das Meldonium als Dopingmittel aufgetaucht ist, zeigt ziemlich deutlich, dass die Russen noch immer versuchen, mit relativ alten und im Westen kaum bekannten Substanzen zu arbeiten.“
Und das ist vor allem in Sachen Kontrolle ein Hindernis. Der Experte: „Nachweisen kann man etwas nur, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Das wird oft übersehen. Da kommen dann die Whistleblower ins Spiel.“ Saubere Russen – oder nicht? Ein Beigeschmack bleibt in jedem Fall.
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Von Jonas Austermann