Handspiel oder nicht? Das sagt die Regel - aber die Schiedsrichter wenden sie nicht konsequent an

Immer häufiger verlassen sich Schiedsrichter bei Handspielen auf den Videobeweis - und liegen trotzdem falsch.
 ©AFP / MLADEN ANTONOV

Handspiel oder nicht? Elfmeter oder nicht? Diese Fragen beschäftigen bei der WM in Russland oft ganze Nationen und entscheiden über Wohl und Wehe.

Moskau - Trotz Videobeweis kommt es bei der Fußball-WM in Russland immer wieder zu Diskussionen über gepfiffene und nicht gepfiffene Handelfmeter. Das liegt nicht zuletzt an der schwammigen Formulierung der Regelhüter des International Football Association Board (IFAB). Dort wird das Thema Handspiel unter Regel 12 "Fouls und unsportliches Betragen" mit einer Menge Interpretationsraum aufgeführt:

Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt.

Das sind die Kriterien für ein Handspiel

Folgendes ist zu berücksichtigen:

- die Bewegung der Hand zum Ball (nicht des Balls zur Hand),

- die Entfernung zwischen Gegner und Ball (unerwarteter Ball),

- die Position der Hand (das Berühren des Balls an sich ist noch kein Vergehen)

Als Beispiel: Demnach war es also richtig, dass Schiedsrichter Cünyet Cakir (Türkei) sich im Gruppenspiel zwischen Argentinien und Nigeria (2:1) nach Videobeweis gegen einen Handelfmeter entschied, nachdem Marcos Rojo sich den Ball im Luftduell selbst an den Arm köpfte. Dass sich die Video-Assistenten in diesem Fall aus Moskau meldeten, beweist aber wieder einmal, dass die Regelauslegung selbst für die Unparteiischen zu unklar ist.

Ein vergleichbares Handspiel bei der Begegnung zwischen Portugal und dem Iran führte allerdings zu einem Elfmeter. Sardar hatte dem Portugiesen Cedric aus kurzer Distanz an den Arm geköpft. Dieser hatte den Arm nicht bewegt, da er gar keine Reaktionszeit hatte. Schiedsrichter Enrique Caceres ließ zunächst weiterspielen, gab nach Hinweis des Video-Assistenten aber doch auf Elfmeter. Eine fragwürdige Entscheidung.

Problem Regel? Problem Auslegung!

Beim Elfmeter der Isländer gegen Kroatien waren sich hingegen alle einig: Das war ein Strafstoß! Bei einer Flanke hatte Dejan Lovren seinen Arm aktiv in die Flugbahn des Balles bewegt und so dem spanischen Schiedsrichter Lahoz keine andere Wahl gelassen.

Das Problem in Russland scheint nicht die Regel zu sein, sondern ihre Auslegung durch verschiedene Schiedsrichter. Der Punkt hier: Die Zuschauer und auch die Spieler, Trainer und Offiziellen vergleichen die Szenen - und verstehen danach die Welt nicht mehr. 

Auch wenn die FIFA-Regeln weltweit gelten, scheint die häufig gepriesene einfache und weltweite Verständigung beim Fußball nicht in jedem Bereich so simpel zu sein. Beim Handspiel hört sie sogar oft ganz auf.

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