Bei einem Amateurspiel in Hessen kam es zu einem bizarren Vorfall. Ein Spieler wurde mit Gelb-Rot vom Platz gestellt - daraufhin schlug er den Schiri bewusstlos. Nun gibt es Konsequenzen.
- Am 30. Oktober kam es beim Amateurspiel in Südhessen zu einem erschreckenden Vorall
- Ein 28-jährige Spieler streckte den Schiedsrichter mit einem Fausthieb nieder
- Nun wurde das Sportgerichtsurteil gesprochen
Update vom 21. November: Ziemlich genau drei Wochen ist es her, dass ein Spieler während eines Kreisligaspiels in Südhessen den Schiedsrichter mit einem Faustschlag niederstreckte und das Opfer daraufhin mit dem Rettungshubschrauber abgeholt werden musste.
Nun hat das Sportgericht Dieburg ein Urteil gefällt. Der 28-jährige Täter wird für drei Jahre gesperrt, zudem wird sein Verein, der FSV Münster für ein halbes Jahr vom Spielbetrieb der Kreisliga C Dieburg ausgeschlossen. Damit hat das Kreissportgericht die Höchststrafe ausgesprochen.
Der Spieler war bei der Verhandlung ebenso zugange, wie der 22-jährige Schiedsrichter und entschuldigte sich bei diesem. Trotzdem droht dem 28-Jährigen ein juristisches Nachspiel. „Er wird als Beschuldigter in einem Strafverfahren geführt“, sagt Kathy Rosenberger vom Polizeipräsidium in Darmstadt gegenüber dem hr: „Es wurde eine Anzeige wegen Körperverletzung geschaltet.“
Vor zwei Wochen hatten der Schiedsrichter in einem Facebook-Post auf die Vorfälle reagiert.
Fußballer schlägt Schiedsrichter bewusstlos - Erster Verein engagiert Bodyguards
Update, 30. Oktober: Am Wochenende war der Schiedsrichter Nils C. im Spiel der hessischen Kreisliga C zwischen dem FSV Münster und TV Semd von einem FSV-Spieler per Faustschlag niedergestreckt und bewusstlos geschlagen worden. Der Vater des Opfers hatte Bedenken geäußert, ob sein Sohn jemals wieder pfeifen werde, der Täter muss mit einem lebenslangen Ausschluss aus dem Fußball rechnen.
Der FSV Münster hat nach dieser Aktion den Spielbetrieb eingestellt und seine Mannschaft abgemeldet, wie unter anderen bild.de berichtete. Der Täter habe sich bei dem Opfer noch nicht entschuldigt, heißt es. Allerdings täte ihm die Aktion „unendlich leid. Er hat gesagt, in dem Moment sei alles durchgebrannt. Er wollte auch in Kontakt mit der Familie kommen, aber er hat sich nicht getraut. Er bereut es“, zitiert bild.de (Artikel hinter einer Bezahlschranke) einen Sprecher des Täters.
Zum Thema: Bei einem Kreisligaspiel in München ist ein Spieler völlig ausgerastet. Schließlich trat er seinem Gegner gegen den Kopf.
Der Berliner Klub Friedenauer TSC ergriff derweil gegen solche Vorfälle eigene Maßnahmen. Der Landesligist will auf seiner Anlage die Schiedsrichter ab sofort von einer Sicherheitsfirma schützen lassen.
"Bei uns gab es keine Gewalt gegen Schiris. Aber um die Sicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen. Worte und Banner sind nicht genug", sagte Ronny Herms, Mitglied im TSC-Vorstand, der Bild.
Auch bei einem Nachwuchs-Fußballspiel in Bayern ist ein Streit zwischen Jugendlichen eskaliert. Ein Spieler musste in eine Klinik gebracht werden. Jetzt drohen harte Konsequenzen.
Kreisliga-Horror: Fußballer schlägt Schiedsrichter k.o. - Erster Verein engagiert Bodyguards
Für jeden Sonntag, an dem bis zu fünf Teams des Klubs spielen, wird ein Security-Mitarbeiter eingesetzt - als Bodyguard für die Schiedsrichter. Kostenpunkt bis Ende der Hinrunde: Rund 5000 Euro. "Wir müssen es aus eigenen Mitteln stemmen. Das fällt schwer, aber die Sicherheit ist es wert", sagte Herms.
Nicht überall stößt diese Idee auf Gegenliebe. "Das kann keine Lösung auf Dauer sein", sagte Erwin Bugar dem SID. Bugar ist Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) und DFB-Vize: "Als Beruhigung in der jetzigen aufgeheizten Lage mag das ein Mittel sein, aber langfristig sollten die Vereine ohne Sicherheitskräfte auskommen", so Bugar.
Wie Ostdeutschlands ranghöchster Fußball-Funktionär erklärte, sollten die Vereine lieber Einfluss auf ihre Spieler nehmen, verstärkt mit diesen über die Rolle der Schiris reden. "Teure Bodyguards können sich nicht viele Klubs erlauben, da entsteht auf Dauer ein Ungleichgewicht", sagte Bugar.
Kreisliga-Horror: Fußballer schlägt Schiedsrichter k.o. - Verein reagiert drastisch
Update, 29. Oktober: Dem bei einem Kreisliga-Spiel in Hessen niedergeschlagenen Amateur-Schiedsrichter geht es „den Umständen entsprechend gut. Er hat aber noch sehr starke Schmerzen“. Dies sagte der Vater des 22-Jährigen in einem Interview mit Hit Radio FFH. „Es stehen noch weitere Untersuchungen an, was den Kiefer betrifft“, erklärte er weiter. „Das andere, was seelisch in ihm vorgeht, ist noch eine andere Geschichte.“
Spieler schlägt Schiedsrichter: Klub ergreift drastische Maßnahme
Eine Entschuldigung des Übeltäters bei dem verletzten Referee sei bislang nicht erfolgt. Am Sonntag (27.10.) war der Schiedsrichter in der Partie FSV Münster gegen TV Semd in der C-Liga Dieburg von einem Spieler der Gastgeber bewusstlos geschlagen worden und musste mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Demnach erlitt der Mann eine Gehirnerschütterung.
Er werde „sehr große Angst“ haben, wenn sein Sohn wieder auf dem Platz stehe, sagte der Vater und forderte: „Der Schiedsrichter muss wieder eine Respektsperson sein.“ Derweil hat der FSV Münster seine Mannschaft aus dem laufenden Spielbetrieb abgemeldet. Zudem erhält der Spieler, der den Referee bewusstlos geschlagen hat, nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Hans-Peter Samoschkoff ein lebenslanges Hausverbot.
Gerd Schugard, der Vorsitzende des Verbandsschiedsrichterausschusses in Hessen, macht sich Sorgen, um das Schiedsrichterwesen. „Wie sollen wir das nur jungen Leuten schmackhaft machen nach solchen Vorfällen?“, sagte er der Frankfurter Rundschau. „Solche Vorfälle als Einzelfälle zu sehen, hilft nicht weiter.“ Am 16. und 17. November tagen nach Angaben des Blattes in der DFB-Zentrale in Frankfurt die Obleute der Landesverbände. Da soll das Thema Gewalt gegen Unparteiische ganz oben auf der Tagesordnung stehen.
Horror in Kreisklasse: Fußballer schlägt Schiedsrichter k.o.
Ursprungsmeldung, 28. Oktober: Dass es auf dem Fußballplatz nicht immer gesittet zugeht, das liegt in der Sache der Natur. Immerhin ist Fußball eben manchmal doch mehr als nur ein Spiel zwischen 22 Menschen und einem runden Ball. Allerdings liegt die Betonung hier auf „Spiel“.
Emotionen gehören zum Fußball dazu wie das Bier und die Wurst. Was zum Fußball aber definitiv nicht gehört, das ist Gewalt. Egal, ob auf den Rängen und schon gar nicht auf dem Feld.
Das, was am Sonntag auf einem Amateursportplatz in Südhessen vorfiel, schockt nun nicht nur Sportfans.
Fußballer schlägt Schiedsrichter: Horror in der Kreisklasse - Rettungs-Hubschrauber muss kommen
Bei einem Kreiklasse-Spiel (11. Liga) zwischen der FSV Münster und dem TV Semd hatte ein Spieler der Gastgeber den 22 Jahre alten Referee bewusstlos geschlagen. Der Grund? Der Unparteiische zeigte einem Akteur die gelb-rote Karte, woraufhin der 28-Jährige die Fassung verlor und den Schiedsrichter, der für den GSV Breitenbrunn pfeift, niederstreckte.
Nachdem er wieder bei Bewusstsein war, wurde der Schiedsrichter mit einem Rettungs-Hubschrauber in eine Klinik geflogen. Am Abend gab es zumindest ein bisschen Entwarnung: Mit Hirn und Kopf sei alles in Ordnung, allerdings habe der Schiedsrichter Sprachschwierigkeiten, sagte Klassenleiter Theo Greiner gegenüber Fupa Hessen.
Am Dienstag sollen sich nun alles Vertreter der Kreisklasse versammeln und über mögliche Präventivmaßnahmen sprechen, damit solch ein verheerender Vorfall nicht noch einmal passiert.
Fußballer schlägt Schiedsrichter: Horror in der Kreisklasse - nun reagiert der Verein
Am Montag reagierte nun auch der Verein des Schiedrichters: „Wir wollten nach der schrecklichen Nachricht alles ein bisschen sacken lassen bevor wir uns zu diesem Thema äußern“, schrieb der GSV Breitenbrunn auf seiner Homepage.
„Fakt ist, das wir gar nicht so viel essen können wie wir kotzen könnten“, heißt es dort. Und weiter: „Was geht in einem Menschen vor, der Gewalt gegen seine Mitmenschen ausübt?? Wer es nicht ertragen kann das man sich im Sport an Regeln halten muss der soll zuhause bleiben.“
Über den genauen Gesundheitszustand gab der Verein auch kein Update: „Wir tun alles damit unser Schiedsrichter wieder auf die Beine kommt. Das ist das allerwichtigste. Den Rest sollen andere entscheiden“, schrieb der GSV weiter.
Fußballer schlägt Schiedsrichter: Selbst der SV Darmstadt 98 reagiert
„Wir sind schockiert über diesen neuerlichen Vorfall körperlicher Gewalt gegen unsere Schiedsrichter“, sagte Stefan Reuß, Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV). „Leider reißen die Meldungen von verbaler und körperlicher Gewalt gegen Schiedsrichter in jüngster Zeit nicht ab.“ Der Fall von Münster ist nur einer von fünf, die der Polizei im vergangenen Monat in Deutschland gemeldet wurden.
Heute bei Münster gegen Semd passiert. Ganz normaler Amateutfußball. Ich habe einen riesen Respekt vor allen Schiedsrichtern, die riskieren, dass ihnen das jederzeit passieren kann. Der Betroffene musste mit dem Hubschrauber abgeholt werden. pic.twitter.com/2J0agJ0rMS
— Schaufel (@TheRoyalShovel) October 27, 2019
Allerdings ist es auch schwierig, sich vor den Tätern zu rechtfertigen, wenn solche Szene wie die von Franck Ribéry zu sehen sind. Der Fiorentina-Star ging am Wochenende nach dem 1:2 des AC Florenz gegen Lazio Rom den Linienrichter an und kassierte nach Spielschluss die Rote Karte. Auch ihm droht nun eine längere Sperre.
Betroffen zeigte sich auch der Trainer des Zweitligisten Darmstadt 98 über den jüngsten Übergriff in Südhessen. „Ich war geschockt, als ich das gehört habe“, sagte Dimitrios Grammozis. Bei aller Emotionalität habe Gewalt im Fußball nichts zu suchen. „Das darf in keiner Weise toleriert werden. Da müssen drastische Strafen her.“
Der HFV werde „diese Auswüchse an Gewalt nicht tolerieren, sondern mit aller Härte und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln sportgerichtlich dagegen vorgehen“, erklärte Reuß. Er appelliere an alle Clubs, sich bewusst zu machen, „dass wir in eine zunehmend dramatischere Situation kommen und immer weniger Sportfreunde zukünftig bereit sein werden, sich als Schiedsrichter einzubringen“. In Berlin ist die Anzahl der Referees mit derzeit rund 1000 bereits rückläufig.
Fußballer schlägt Schiedsrichter: Streiks im Saarland
Bereits Mitte September hatte es nach einem schweren tätlichen Angriff einen Schiedsrichter-Streik im Saarland gegeben, um „zum Nachdenken“ anzuregen und zu sensibilisieren, „wie wir alle, Schiedsrichter, Spieler, Fans, Trainer und Betreuer, in Zukunft miteinander umgehen wollen“, mahnte der Saarländische Fußballverband damals seine Vereine mit einem offenen Brief zu einem Kulturwandel.
Offensichtlich kam das in Hessen noch nicht an. Man kann nur hoffen, dass solch ein Verhalten drastische Strafen nach sich zieht. Damit der Fußball auch weiterhin das bleibt, was er ist: Die schönste Nebensache der Welt.
Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateurfußball ist aktuell in enormes Problem. Auch Willi Döder erlebte eine solche Attacke. Dennoch steht er weiter auf dem Platz.
Der Profi-Fußball reagierte auf die Eskalationen im Amateurbereich und verschärfte die Regelauslegung in der Winterpause. Das kommt bei einigen Fans allerdings sehr schlecht an. Nach einer roten Karte im Bundesliga-Topspiel war der Aufschrei enorm.
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fs/pf/dpa