Borussia Mönchengladbach und Nils Schmadtke gehen nach einem Jahr getrennte Wege. Wer wird durch diese Entscheidung gestärkt?
Mönchengladbach – Im Frühjahr wurden erste Gerüchte rasch dementiert, doch am Donnerstag ging es ganz schnell. Die Bild-Zeitung und die Rheinische Post berichteten übereinstimmend, Sportdirektor Nils Schmadtke werde Borussia Mönchengladbach nach nur einer Saison verlassen, wenige Stunden später folgte die Bestätigung des Vereins.
„Unter dem Strich muss man festhalten, dass es in dieser Konstellation für beide Seiten nicht zu 100 Prozent gepasst hat“, erklärt Schmadtke seinen vorzeitigen Abschied. Der 35-Jährige war vor einem Jahr als „Sportdirektor Lizenz“ verpflichtet worden, agierte zuvor beim VfL Wolfsburg als Leiter der Scouting-Abteilung. Wie Sky Sport im März berichtet hatte, soll Schmadtke jedoch zunehmend aus dem operativen Geschäft herausgenommen worden sein.
Schmadtke-Aus: Weshalb Seoane gestärkt wird
Schmadtkes Nachfolger ist David Zibung, der 40-jährige Schweizer heuert als „Sportkoordinator Lizenz“ in Mönchengladbach an. Mit dieser Personalie wird zum einen Cheftrainer Gerardo Seoane gestärkt, der von 2006 bis 2010 zusammen mit Zibung beim FC Luzern gespielt und den ehemaligen Torhüter von Januar bis Juni 2018 trainiert hat.
„Er ist ein unglaublich akribischer Arbeiter, der einen klaren Plan hat, wie er Fußball spielen lassen will. Dazu kommt, dass er ein Sprachtalent ist und damit die Spieler ganz anders einnehmen kann“, sagte Zibung vor einem Jahr in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung über Seoane, der bei seinem Amtsantritt „einfach die Überzeugung hatte, sich mit diesem Verein und diesem Umfeld identifizieren zu können.“
Im Fan-Umfeld geriet Seoane in starke Kritik, weil seine wechselhaften taktischen Ausrichtungen und seine zahlreichen Personalwechsel selten zum Erfolg geführt haben. Unter seiner Leitung spielte Gladbach die viertschwächste Bundesliga-Saison der Vereinshistorie, der Ruf nach einer erneuten Wachablösung auf der Trainerbank wurde gegen Ende der Spielzeit immer lauter.
Sport-Geschäftsführer Roland Virkus hielt bedingungslos an Seoane fest, lobte den Coach auf der Mitgliederversammlung als „Entwickler und Kommunikator“. Mit Zibung hat der 45-Jährige einen weiteren Unterstützer an seiner Seite, im Tagesgeschäft ist ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu erwarten.
Auch Virkus profitiert
Gleichwohl profitiert auch Virkus von Schmadtkes Abschied. Da Zibungs offizieller Titel „Sportkoordinator“ lautet, ist nicht zu erwarten, dass der Ex-Keeper in Transferfragen eingebunden wird. Vielmehr dürfte Zibung gemeinsam mit Teammanager René Flägel um das Trainerteam und die Mannschaft kümmern. Die Transferaktivitäten bleiben demzufolge in den Händen von Virkus und Steffen Korell (Direktor Scouting und Kaderplanung).
Insofern dient der Wechsel von Schmadtke zu Zibung in erster Linie zur Stärkung von Virkus und Seoane. Parallel steigt damit auch der Druck auf das starke Duo. Sollte eine positive Entwicklung ausbleiben und Gladbach weiter auf dem Niveau der vergangenen Rückrunde (14 Punkte) agieren, wird der Trainerstuhl zwangsläufig wackeln - und sollte Seoane scheitern, würde auch Virkus in den Blickpunkt rücken, der sich im Sommer 2022 bereits mit Daniel Farke einen Fehlgriff geleistet hat.