Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sucht nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel einen neuen Präsidenten. Im Gespräch sind aktuell zahlreiche Nachfolge-Kandidaten.
München - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sucht nach dem Rücktritt von Reinhard Grindel einen neuen Präsidenten. Zwar will der Verband zunächst seine Strukturen reformieren, am Ende soll dennoch ein hauptamtlicher Chef an der Spitze stehen. Diese möglichen Kandidaten werden als mögliche Nachfolger gehandelt:
Friedrich Curtius (43): Es wäre nicht das erste Mal, dass der Generalsekretär zum Präsidenten aufsteigt. Auch Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach hat diesen Weg beschritten. Curtius gilt als ambitioniert und hat einen klare Vorstellung von der Zukunft des Verbandes. Dass er im Präsidium sitzt, erscheint nicht als Ausschlusskriterium - obwohl der DFB laut Interimsboss Rainer Koch einen Kandidaten außerhalb des Gremiums sucht.
Kandidatur-Chancen: 60 Prozent
Oliver Bierhoff (50): Der DFB-Direktor für die Nationalmannschaften und die Akademie kennt den Verband wie seine Westentasche. Auch der Europameister von 1996 sitzt im Präsidium. Seine bisherigen Aufgaben könnte Bierhoff sicher delegieren - das tut er jetzt schon. Der frühere Stürmer geriet allerdings im Zuge des WM-Desasters wegen seiner Marketingmaßnahmen (Stichwort: "Die Mannschaft") in die Kritik und ist deshalb den Amateuren nicht einfach zu vermitteln.
Kandidatur-Chancen: 55 Prozent
Grindel-Nachfolger: Metzelder auch bei Schalke im Gespräch
Christoph Metzelder (38): Der frühere Nationalspieler wird von vielen Seiten ins Gespräch gebracht. Metzelder gilt als eloquent und macht als Experte beim TV-Sender Sky einen guten Job. Der Vize-Weltmeister von 2002 und 2006 ist allerdings auch beim Bundesligisten Schalke 04 als Sportchef im Gespräch.
Kandidatur-Chancen: 50 Prozent
Philipp Lahm (35): Der Weltmeister-Kapitän von 2014 hat zwar zuletzt gesagt, dass er nicht Präsident werden möchte - das war allerdings vor dem Rücktritt Grindels. Als Kopf der EM-Bewerbung hatte er großen Anteil am Zuschlag für die Endrunde 2024. Im Organisationskomitee für das Heim-Turnier soll dem früheren Weltklassespieler ohnehin eine tragende Rolle zukommen.
Kandidatur-Chance: 45 Prozent
Hitzlsperger sagte Grindel-Nachfolge bereits ab
Thomas Hitzlsperger (36): Der frühere Nationalspieler könnte als Integrationsfigur dienen. Hitzlsperger sprach im Jahr 2014 erstmals über seine Homosexualität und hat für seinen Mut viel Anerkennung erhalten. Dass er im Februar zum Sportvorstand beim VfB Stuttgart berufen wurde, ist ein Zeichen für den gesellschaftlichen Fortschritt. Das würde auch dem DFB gut zu Gesicht stehen. Allerdings hat Thomas Hitzlsperger bereits erklärt, dass er beim VfB bleiben wolle.
Kandidatur-Chancen: 40 Prozent
Wolfgang Niersbach (68): Der Vorgänger Grindels nahm im Zuge des Sommermärchens seinen Hut. Noch heute weinen Niersbach viele beim Verband nach, weil er es wie kaum ein anderer verstand, die Profis und die Amateure unter einen Hut zu bringen - genau diese Person wird gesucht. Seine Sperren wegen seiner Verfehlungen sind längst abgelaufen. Wenn Ulli Hoeneß nach einer Gefängnisstrafe wieder Bayern-Präsident werden kann, könnte Niersbach auch wieder DFB-Boss werden.
Kandidatur-Chancen: 35 Prozent
Matthias Sammer (51): Der Europameister von 1996 kennt den DFB aus seiner Zeit als Sportdirektor bestens. Sammer gibt sich gerne als Chefkritiker, der viele Dinge anders machen würde. Als Präsident könnte der Berater des Bundesliga-Spitzenreiters Borussia Dortmund zeigen, dass er das auch kann. Das Verhältnis Sammers zu Joachim Löw gilt zwar als angespannt, aber Löw muss ja nicht für immer Bundestrainer bleiben.
Kandidatur-Chancen: 30 Prozent
Folgt eine Frau auf Grindels Stuhl beim DFB?
Celia Sasic (30): Die frühere Nationalspielerin wäre die Galionsfigur eines modernen DFB. Multi-Kulti, weiblich, jung und intelligent. Aus Kreisen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ist zu vernehmen, dass Sasic eine wichtige, wenn nicht die bedeutendste Rolle bei der erfolgreichen EM-Bewerbung gespielt hat. Die zweimalige Europameisterin ist zwar noch jung - dennoch wird ihr von vielen Seiten viel zugetraut.
Kandidatur-Chancen: 25 Prozent
Christian Seifert (49): Der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL) führt die Liga seit 14 Jahren äußerst clever und kann für den Profifußball immer neue Rekordzahlen vorweisen. Seifert würde sicher auch den DFB auf Vordermann bringen. Das ist aber nur vorstellbar, wenn DFB und DFL im Zuge einer Strukturreform mehr oder weniger verschmelzen und Seifert zu einer Art Vorstandsboss aufsteigt.
Kandidatur-Chancen: 20 Prozent
Silvia Neid (54): Die frühere Bundestrainerin hat mit der Nationalmannschaft alles gewonnen, sie kennt den DFB in- und auswendig. Eine weibliche Führungskraft mit Erfahrung wäre keine schlechte Alternative. Allerdings hat Neid im DFB nicht nur Freunde.
Kandidatur-Chancen: 15 Prozent
Stephan Osnabrügge (48): Der Schatzmeister hat laut Koch in den vergangenen Monaten hart an Vorschlägen zur Strukturreform gearbeitet. Dennoch ist Osnabrügge in der Öffentlichkeit ein nahezu unbeschriebenes Blatt - und die Beförderung eines Schatzmeisters (Grindel, Zwanziger) ging schon zweimal schief.
Kandidatur-Chancen: 10 Prozent
Rainer Koch (60) und Reinhard Rauball (72): Die beiden Interimspräsidenten, die nach dem Abgang von Niersbach schon einmal den Verband als Duo führten, stehen nicht zur Verfügung. Rauball ist zu alt, Koch hat keine Ambitionen in dieser Hinsicht.
Kandidatur-Chancen: 0 Prozent
sid