1:2-Heimniederlage im CL-Viertelfinal-Hinspiel gegen Inter Mailand: Ein sehr schlechtes Ergebnis für den FC Bayern? Historisch gesehen keineswegs.
Mailand / München – Anders als bei den meisten Wettbewerben in den Landespokalen gibt es seit Gründung der europäischen Pokalwettbewerbe im Vereinsfußball in der Saison 1955/56 in den K.o.-Runden immer Hin- und Rückspiel (nur im Corona-Jahr 2020 war es gezwungenermaßen anders). Dabei gilt die ungeschriebene Regel, dass die Partie im eigenen Stadion immer ein Vorteil für die Heimmannschaft ist. Die Gründe dafür muss man keinem Fußballfan erklären.
Bei FCB gegen Inter gelten scheinbar „andere Regeln“
Es gibt aber im europäischen Top-Fußball ein Duell, bei dem diese Regel scheinbar komplett außer Kraft gesetzt worden ist. Und dieses heißt FC Bayern gegen Inter Mailand. Keine andere Statistik ist ähnlich verrückt wie die des Zweiten (FCB) in der ewigen CL-Tabelle gegen den Zehnten (Inter).
Die Gesamtbilanz ist dabei aus Sicht des FC Bayern leicht positiv: 5 Siege – 1 Unentschieden – 4 Niederlagen – 14:11 Tore. Allerdings bitter für den deutschen Rekordmeister, dass darin eine CL-Endspiel-Niederlage enthalten ist: 0:2 im Jahr 2010 im Santiago Bernabéu Stadion. Insgesamt sicherlich keine „auffällige Bilanz“ zwischen zwei hochkarätigen Klubs. Bei genauerer Ansicht aber sehr wohl.
Denn bei den zehn Aufeinandertreffen in UEFA-Wettbewerben zwischen den beiden Vereine seit 1988 gewann lediglich ein einziges Mal(!) die Heimmannschaft, nämlich der FC Bayern im CL-Gruppenspiel 2022/23 (2:0).
FCB-Heimbilanz gegen Inter ist desaströs - aber die Auswärtsbilanz!
Die FCB-Heimbilanz gegen Inter liest sich dabei vergleichsweise desaströs: 0:2 (1988), 1:1 (2006), 2:3 (2011), 2:0 (2022) und 1:2 (2025). Was aber ist die Steigerung einer „desaströsen Heimstatistik“? Diejenige von Inter gegen den deutschen Rekordmeister aus München! Während die Bayern beim Lokalrivalen AC Mailand im legendären San Siro Stadion niemals einen Blumentopf gewinnen konnten, gewannen sie alle vier Europapokal-Auswärtsspiele bei Inter.
„Das Wunder von Mailand“ 1988
Darunter befand sich sogar ein „Wunder“: Im Spätherbst 1988 eliminierten die Münchner unter Chefcoach Jupp Heynckes Inter Mailand im Achtelfinale des UEFA-Pokals auf sensationelle Weise. Nach einer 0:2-Heimniederlage gegen Matthäus, Brehme & Co gewannen sie das Rückspiel in der Mailänder Kultarena mit 3:1. Roland Wohlfarth, Klaus Augenthaler und Jürgen Wegmann brachten die Bayern vor der Halbzeit innerhalb von acht Minuten mit 3:0 in Führung, die Norditaliener konnten nur noch verkürzen. Noch heute spricht man in FCB-Kreisen im Zusammenhang mit jener außergewöhnlichen Partie vom „Wunder von Mailand“.
Sämtliche drei CL-Auswärtsspiele im heutigen Giuseppe-Meazza-Stadion gewann der FC Bayern: 2:0 in der Gruppenphase 2006/07, 1:0 im Achtelfinale 2010/11 (zuhause schied man dann mit einem 2:3 trotzdem aus!) und 2:0 in der Gruppenphase 2022/23.
Im April 2025 benötigt es kein „FCB-Wunder“
Die Europapokal-Auswärtsbilanz des FC Bayern bei Inter Mailand lautet also: Vier Spiele – vier Siege – 8:1 Tore. Das ist absolut einmalig für Aufeinandertreffen von europäischen Topvereinen. Setzt sich diese Serie „standardmäßig“ im Viertelfinale 2024/25 fort, benötigen Vincent Kompanys Männer nicht einmal ein „Wunder“ wie 1988, um ins Halbfinale der Königsklasse einzuziehen.