Nnamdi Collins erlebt momentan bei Eintracht Frankfurt Höhenflüge und wird zum U21-Nationalspieler. Hat Borussia Dortmund nicht genau hingeschaut?
Frankfurt/Dortmund - Nnamdi Collins zählte in den vergangenen 14 Tagen zu den Strahlemännern bei Eintracht Frankfurt. Der gelernte Innenverteidiger beackert seit dem Duell im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach die rechte Abwehrseite (2:1). Er profitierte dabei von zwei Faktoren: Erstens verletzte sich der vorherige Dauerbrenner Rasmus Kristensen. Und zweitens flog Arthur Theate gegen die Fohlenelf nach 15 Minuten vom Platz.
Collins wurde zum Schnäppchen
Collins kam rein und nutzte die Gunst der Stunde. Er bereitete den Siegtreffer von Omar Marmoush mit einem kraftvollen Lauf vor - und wiederholte dies wenige Tage später beim Kantersieg gegen den VfL Bochum (7:2). Selbst die Aufgaben gegen die deutlich höher einzustufenden Gegner Slavia Prag (1:0) und VfB Stuttgart (3:2) meisterte er - trotz einiger Probleme in Duellen mit Nationalspieler Chris Führich - mit Bravour.
Sportvorstand Markus Krösche gelang also wieder ein Coup. Und nach fussball.news-Informationen hat der Defensivallrounder nicht eine Million Euro, sondern nur 700.000 Euro gekostet - ohne Rückkaufoption oder Weiterverkaufsbeteiligung! Hat sich Borussia Dortmund bei diesem „Juwel“ verzockt? Oder war diese Entwicklung so nicht absehbar? Es ist gerade in Dortmund oftmals ein schmaler Grat. Doch bei Collins fehlte offenbar ein überzeugender Plan, wie man ihn nach ganz oben bringen kann. Das Onlineportal Spox nannte ihn sogar ein „Reizthema beim BVB“.
Bei der Eintracht hat sich Collins stetig entwickelt
In der Pressemitteilung nach dem Abgang sprach Sportdirektor Sebastian Kehl davon, dass man seinem Wunsch nachgekommen sei und ihn habe gehen lassen. Zur Wahrheit gehört in diesem Fall aber auch, dass der BVB selbst nicht mit der nötigen Intensität an einer zukunftsträchtigen Lösung gearbeitet hat. Somit kam es im Sommer 2023 zur Trennung. In Frankfurt sammelte Collins zunächst Erfahrung in der U21, die gerade frisch in die Regionalliga aufgestiegen war.
Nach einem halben Jahr in der vierten Liga zog ihn Trainer Dino Toppmöller regelmäßig nach ganz oben. Collins durfte am 27. Spieltag gegen Werder Bremen (1:1) sein Bundesligadebüt feiern. In der Sommerpause buhlte der 1. FC Nürnberg um eine Leihe, doch Krösche schob in Absprache mit dem Spieler einen Riegel vor. „Er hatte eine sehr gute Vorbereitung und konnte für sich werben, als Willian Pacho nicht da war“, erklärte der Sportvorstand.
Nach dem Pacho-Abgang war eine Lücke da, die Collins für sich genutzt hat
Inzwischen ist Pacho zwar zu Paris Saint-Germain gewechselt. Doch die große Chance kam erst, als die beiden Neuzugänge Kristensen und Theate unpässlich waren. Krösche lobte: „Nnamdi ist drangeblieben und hat sich weiterentwickelt.“ Seine spektakulären Läufe sorgen schon jetzt für frenetischen Jubel bei den Fans. Das Powerpaket, das bis zu 36 km/h auf den Platz bringen kann, rückte auch rasant in den Fokus von U21-Nationaltrainer Antonio Di Salvo. Er will sich Collins in den Test-Länderspielen gegen Dänemark und Frankreich (gegen Teamkollege Hugo Ekitiké) anschauen.
Dennoch ist weiterhin Geduld und das richtige Maß bei der Förderung gefragt. Bei jungen Spielern ist es oft völlig normal, dass auf einen Höhepunkt auch eine schwierige Phase folgt. Eintracht-Legende Alexander Schur erklärte einst bei fussball.news, dass es entscheidend sei, dass man sich aus einem Tief herausarbeite und stabilisiere. Doch darüber wird Collins aktuell nicht nachdenken. Er sollte versuchen, den Schwung mitzunehmen und sich auch nach der Länderspielpause zu behaupten. Denn Kristensen wird nach seiner Verletzung zeitnah zurückkehren - und ebenfalls alles dafür geben, seinen angestammten Platz wieder einzunehmen. Es ist ein Konkurrenzkampf, wie er Eintracht-Coach Toppmöller nur gefallen kann.