Hat sich die Verpflichtung eines Standardtrainers für das DFB-Team gelohnt?

Die deutsche Nationalmannschaft leistet sich mit Mads Buttgereit einen Trainer nur für Standardsituationen. War das sinnvoll?

Stuttgart - Am 23. März dieses Jahres stand der bis zu diesem Tag in der Öffentlichkeit relativ unbekannte Mads Buttgereit im Fokus. Deutschland ging beim Testspiel in Frankreich bereits nach acht Sekunden durch Florian Wirtz in Führung. Der von Toni Kroos aufgeführte „Anstoß-Trick“ war auf die Arbeit des Standardtrainers zurückzuführen. Als das DFB-Team dann auch vier Tage später gegen die Niederlande (2:1) nach einer Ecke traf, schien sich dessen Einstellung langsam auszuzahlen.

Bei der WM 2014 noch erfolgreich

Szenenwechsel: 5. Juli 2024, Viertelfinale der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Spanien, Spielminute 125. Es gab noch einmal Freistoß für das DFB-Team. Kroos legte sich den Ball in halblinker Position zurecht. Das ganze Land hoffte auf den Schweden-Moment. Bei der WM 2018 zirkelte Kroos das Leder in den Winkel. Stattdessen kam diesmal eine halbgare Flanke heraus, Spanien konnte problemlos verteidigen. Es war der letzte Ballkontakt einer großartigen Karriere von „König Kroos“.

Und doch war auch dieser ruhende Ball bezeichnend für die vergangenen beiden Turniere der Deutschen. Ex-Nationaltrainer Hansi Flick hatte Buttgereit im Sommer 2021 installiert. Wenn einem die Wichtigkeit von Standardsituationen bewusst war, dann ihm. Denn bei der Weltmeisterschaft 2014 war Flick noch Co-Trainer von Joachim Löw. Und der große Erfolg in Brasilien beruhte auch auf fünf Treffer, die im Anschluss an Ecken oder Freistöße fielen. Das Viertelfinale gegen Frankreich entschied etwa ein präziser Freistoß von Kroos auf den Kopf von Mats Hummels.

Keine Tore nach ruhenden Bällen bei WM 2022 und EM 2024

Von einer solchen Quote ist das DFB-Team inzwischen weit entfernt. Bei der Winter-WM in Katar und nun auch bei der EM fielen zwar drei Tore nach ruhendem Ball. Doch Elfmeter? Sie sollten bei der Bewertung der Buttgereit-Arbeit ausgeklammert werden. Stattdessen lässt sich folgendes festhalten. Der Däne ist für das Thema Standardsituationen verantwortlich - und zwar hinten und vorne. Und da steht bei zwei Turnieren mit acht Partien eine schwache Bilanz von 0:3.

Treffer nach Ecken oder Freistöße? Kein einziger. Auch gegen Spanien verpufften die fünf Eckstöße. Gegentore nach Standards? Davon gab es in den beiden Turnieren hingegen drei. Gegen Japan (1:2), Costa Rica (2:4) und Schottland (5:1) - wenngleich dieses bedeutungslos war. Nagelsmann sagte nach der Partie noch: „Mads war der einzige in der Kabine, der nicht so gut gelaunt ist.“ Die Stimmungslage hat sich über das Turnier gesehen wohl nicht verbessert. Natürlich sind es teilweise auch Kleinigkeiten.

Muss Nagelsmann die Personalie Buttgereit hinterfragen?

Nico Schlotterbeck etwa jubelte schon nach vier Minuten gegen Dänemark - Flick lotste Buttgereit nach der EM 2021 von den Skandinaviern weg - über einen Treffer nach Kroos-Ecke. Ein Foul von Joshua Kimmich verhinderte aber die Anerkennung. In der Gesamtheit ist das aber viel zu wenig. Bei Schützen wie Kroos, Ilkay Gündogan oder Kimmich und durchaus kopfballstarken Akteuren wie Jonathan Tah, Antonio Rüdiger, Kai Havertz oder Niclas Füllkrug müssen ruhende Bälle mehr Gefahr ausstrahlen. Sie können ganz enge Partien entscheiden, wie nicht zuletzt das Champions League-Finale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund (2:0) zeigte.

Benötigt Nagelsmann für die Zukunft einen Standardtrainer, wenn im Ergebnis deutlich mehr Gegentreffer nach ruhendem Ball gefallen sind, als die Mannschaft selbst erzielt hat? Oder können er und sein Assistent Sandro Wagner gute Varianten selbst austüfteln? Wenn die Tränen nach dem bitteren Aus gegen Spanien getrocknet sind und die ehrliche Fehleranalyse beginnt, dann sollte der Bundestrainer auch die Personalie Buttgereit in den Blick nehmen. Deutschland hat die Spieler, um Partien mit ruhenden Bällen zu entscheiden. Es wäre fahrlässig, diese Stärke nicht wieder herauszukitzeln.

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