Patzer, Kurioses und ein Doppelpack: DFB-Elf im Halbfinale

Die deutschen Spieler feiern Timo Werner nach dem 2:0 gegen Kamerun
 ©dpa

Deutschland steht nach einem 3:1 gegen Kamerun im Halbfinale des Confed Cups. Timo Werner schnürt einen Doppelpack - für eine Peinlichkeit sorgt der kolumbianische Schiedsrichter.

Sieg, Jubiläum, Halbfinale! Nach schwachem Beginn hat das deutsche Perspektivteam beim Confed Cup sein Gruppenfinale gewonnen und wird nun von Mexiko gefordert. Ein zauberhafter Moment von Kerem Demirbay und die ersten Länderspieltore von Timo Werner bescherten Bundestrainer Joachim Löw beim 3:1 (0:0) gegen Kamerun in Sotschi den 100. Sieg im 150. Spiel auf der deutschen Bank.

Ebenfalls in Sotschi geht es für den anfangs fahrigen und ideenlosen Weltmeister-Nachwuchs am Donnerstag als Gruppensieger gegen die Mexikaner mit Bayer Leverkusens Starstürmer Chicharito. Das zweite Halbfinale der "Mini-WM" bestreiten am Mittwoch (beide 20.00 Uhr/ARD) Europameister Portugal und Chile.

Vorteil Sotschi

"Die Leistungssteigerung war bitter nötig", sagte Kapitän Julian Draxler, der das 1:0 wunderbar mit einem Hackentrick vorbereitet hatte, der ARD. "Das frühe Tor in der zweiten Halbzeit hat uns sehr gutgetan. Es ist auf jeden Fall ein Vorteil, nun in Sotschi bleiben zu dürfen."

Demirbay brach den Bann im erneut trostlos besetzten Olympiastadion von 2014 mit einem Traumschuss zum 1:0 (48.) in den Winkel. Werner legte vor offiziell 30.230 Zuschauern nach (66./81.), für Kamerun traf Aboubakar (78.) per Kopf.

Schiedsrichter sorgt für Verwirrung

Kurz vor dem 2:0 hatte es erhebliche Verwirrung gegeben. Schiedsrichter Wilmar Roldán aus Kolumbien wollte nach einem groben Foul an Emre Can Kameruns Sebastien Siani auch nach Ansicht des Videobeweises vom Platz stellen - jedoch fälschlicherweise. Erst spät erkannte er, dass die Rote Karte Ernest Mabouka (65.) gezeigt werden musste.

Löw hatte seine Mannschaft gewarnt, "nicht ins offene Messer zu laufen". Das wurde viel zu konsequent umgesetzt, gegen sehr biedere Kameruner fehlten eine Halbzeit lang die Dynamik und jeglicher Offensivgeist. Die vielen Umstellungen schlugen auf das Kombinationsspiel.

Der Bundestrainer schonte den bisher überzeugenden Leon Goretzka. Die zuvor "übersehenen" Marvin Plattenhardt und Demirbay sowie später auch Benjamin Henrichs und Amin Younes kamen zu ihren ersten Confed-Cup-Minuten, Werner stürmte für den zweimaligen Turnier-Torschützen Lars Stindl. Antonio Rüdiger rückte in die Innenverteidigung, zudem brach Löw mit der Torhüter-Rotation: Er entschied sich wie gegen Chile (1:1) für Marc-André ter Stegen.

Kamerun mangelte es vor dem Anpfiff keineswegs an Selbstbewusstsein: Mit Ghettoblaster tanzten die Afrikameister aus ihrem Mannschaftsbus. Auf dem Platz waren sie weit weniger schwungvoll.

Zäher Start

Das Spiel war lange äußerst zäh. Die Neuformierung der deutschen Startelf war ein Hemmnis, Lauf- und Passwege stimmten nicht - Löw schimpfte früh und heftig. Dabei lernte er jeden Zentimeter seiner Coaching-Zone kennen. Die Spieler waren ihm zu wenig engagiert, mögliche schnelle Angriffe wurden von Demirbay, Draxler und Sebastian Rudy immer wieder verschleppt.

Das deutsche Mittelfeld wirkte sehr ideenarm, die erste Torchance war ein 18-Meter-Schuss von Can in der 21. Minute. Das war ein Weckruf, denn fortan hatte der Nachwuchs der Weltmeister mehr Lust, Räume in der gegnerischen Defensive aufzureißen. Joshua Kimmich verpasste den Ball nach einer Plattenhardt-Flanke knapp (24.).

Kurzes Entsetzen beim Bundestrainer

Von Kamerun kam offensiv nichts, bis Christian Bassogog (35.) mit in den Strafraum stürmte. Er blieb kurz vor dem Abschluss an Plattenhardt hängen, dem bis dahin fast einzigen Lichtblick im lahmenden deutschen Spiel. Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste ter Stegen glänzend gegen André-Frank Zambo Anguissa (45.) retten - Löw fasste sich entsetzt an den Kopf.

Kurz nach der Pause gab es allerdings Grund zum Jubel. Dabei löste Demirbay mit einem satten 16-Meter-Schuss in den Winkel den Knoten im deutschen Spiel, nachdem er durch eine wunderbare Hacken-Vorlage von Draxler in Szene gesetzt worden war. Zuvor hatte Demirbay bis zu seinem Tor noch unglücklich agiert und oftmals wie ein Fremdkörper gewirkt. Mit dem Tor löste der Mann mit der Nummer zehn aber die Verkrampfung im deutschen Spiel.

Debüttore für Werner - ärgerlicher Patzer von ter Stegen

Und auch Werner, der ebenfalls neu ins Team gerückt war, kam zu seinen ersten Turniertoren. Unmittelbar nach der Verwirrung um die Rote Karte traf der Leipziger per Kopf nach Flanke von Joshua Kimmich zum 2:0. In der Schlussphase beseitigte der Stürmer zudem nach Zuspiel des Leverkuseners Benjamin Henrichs letzte Zweifel am Weiterkommen.

Der zum Stammtorwart beförderte Keeper Marc-André ter Stegen blieb unterdessen nicht ohne Fehler. So musste sich ter Stegen den zweiten Gegentreffer ankreiden lassen. Nach Flanke von Nicolas Moumi Ngamaleu wurde der Barcelona-Schlussmann von Aboubakar düpiert. Es blieb am Ende ein Schönheitsfehler.

Löw nutzte das letzte Gruppenspiel, um auch Henrichs und Amin Younes im zweiten Durchgang zu einem Turnier-Einsatz zu verhelfen. Damit sind alle Feldspieler des deutschen Teams bereits zum Einsatz gekommen, nur Torwart Kevin Trapp durfte beim Turnier in Russland noch nicht spielen.

Das Confed-Cup-Spiel gegen Kamerun können Sie in unserem Liveticker noch einmal nachlesen.

SID/dpa/fn

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