Bis zur letzten Minute kämpfen die Bewerber aus den USA, Mexiko und Kanada wie auch Marokko um den Zuschlag für die WM 2026. Noch vor dem Eröffnungsspiel in Moskau wird der Ausrichter der ersten WM mit 48 Teilnehmern gesucht. An wen die deutsche Stimme geht, ist noch offen.
Moskau (dpa) - Die USA, Mexiko und Kanada gehen als Favorit in das Rennen um die letzten und entscheidenden Stimmen für die Ausrichtung der WM 2026.
Einen Tag vor dem Eröffnungsspiel in Moskau stimmt der FIFA-Kongress am 13. Juni ab, ob das Trio aus Amerika oder doch Außenseiter Marokko den Zuschlag für die erste Weltmeisterschaft mit 48 Teilnehmern bekommt. Es geht um viel Geld, politische Ränkespiele - und die Rolle von Donald Trump.
Wer wählt den WM-Gastgeber?
Die skandalumtoste Vergabe der WM 2018 an Russland und WM 2022 an Katar durch den Zirkel der Mächtigen im Exekutivkomitee, von denen eine Vielzahl inzwischen aus dem Fußball verbannt ist, machte eine Änderung unausweichlich. Erstmals seit mehr als 50 Jahren stimmen nun wieder die Mitgliedsverbände der FIFA im Kongress über den Ausrichter ab. Wer 104 der bis zu 206 Abstimmenden überzeugt, hat die WM sicher. Zum Wahlsieg reicht am Ende die einfache Mehrheit der abgegebenen und gültigen Stimmen. Dabei gibt es auch noch eine dritte Option: Weder das Amerika-Trio noch Marokko zu wählen, und damit das Verfahren für weitere Interessenten zu öffnen. Dies gilt jedoch als ausgeschlossen.
Wer darf auf den Zuschlag hoffen?
Geld regiert immer noch den Weltfußball - und nicht nur deshalb besitzt das Amerika-Trio die besseren Chancen. Das Bündnis verspricht Einnahmen in Höhe von 14,3 Milliarden US-Dollar und damit fast doppelt so viel wie Marokko. Die WM ist alle vier Jahre der wichtigste Geldbringer für die FIFA, weshalb Weltverbandschef Gianni Infantino eine Weltmeisterschaft in Amerika gelegen käme. In einem Prüfbericht der FIFA erhielt Marokko die mit Abstand schlechteren Noten, neun Stadien in dem Königreich müssten komplett neu gebaut werden, zehntausende Hotelzimmer fehlen.
Welchen Einfluss nimmt US-Präsident Donald Trump?
Nach dem US-Einreisestopp für Menschen aus einigen überwiegend muslimischen Ländern und Trumps Polemik über «Drecksloch»-Staaten sind die USA in Teilen der Welt unwählbar. Doch mit einer unverhohlenen politischen Twitter-Drohung mischte sich der amerikanische Präsident bereits in den Kampf um die Gunst der Verbände ein. Warum sollten die USA noch ein anderes Land bei den Vereinten Nationen unterstützen, wenn dieses die Stimme verweigern würde, schrieb der Staatschef. Pikant dabei: Das Wahlverhalten wird anschließend offengelegt. Wer will es sich also mit den mächtigen USA verscherzen? Mehrere Verbände wie Afghanistan, Namibia und Simbabwe, die fußball-geopolitisch eigentlich eher Marokko zugeneigt sein müssten, gaben bereits ihre Stimmzusage an das Amerika-Trio.
Für wen stimmt Deutschland?
Vor einer offiziellen Wahlzusage will DFB-Präsident Reinhard Grindel erst noch die letzten Präsentationen in Moskau und das Sitzung der europäischen Verbände abwarten. Das Votum für die USA, Mexiko und Kanada wäre allerdings nur logisch. Mehrfach hatte der Chef des Deutschen Fußball-Bunds betont, dass der Evaluationsbericht ein entscheidender Faktor sei. «Der DFB wird seine Entscheidung ausschließlich nach sachlichen Kriterien treffen. Wir lassen uns von politischen Rahmenbedingungen nicht beeinflussen», versprach Grindel.
Wie wird die WM 2026 ablaufen?
Durch die erhöhte Teilnehmerzahl stehen 80 statt derzeit 64 Spiele an. Die 48 Teams werden in 16 Vorrundengruppen eingeteilt, insgesamt 32 Mannschaften erreichen die erste K.o.-Runde. Die gemeinsame Amerika-Bewerbung plant 60 Partien in den USA und jeweils zehn in Mexiko und Kanada. Das Finale soll in Dallas, Los Angeles oder New York/New Jersey stattfinden. Marokko will die Mammutaufgabe hingegen im Alleingang schultern, alle zwölf vorgeschlagenen Spielorte befinden sich im Umkreis von 550 Kilometer von Casablanca, wo das Endspiel steigen würde.
Informationen zur FIFA-Task-Force