Borussia Dortmund ist derzeit Ziel vieler Kritiken. Insbesondere nach der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin verschärft sich der Ton.
Dortmund – Bei Borussia Dortmund hielt die Freude über den 7:1-Sieg in der Champions League gegen Celtic Glasgow nur wenige Tage an.
Sammer ahnte bereits die Niederlage gegen Union
Klub-Berater Matthias Sammer hatte unmittelbar nach dem Abpfiff gegen die Schotten von Maßstäben gesprochen, die in solchen Spielen gesetzt werden. „Ich kann mich über so einen Abend freuen, gleichzeitig habe ich Union Berlin im Hinterkopf. Wie gehen der Klub und die Spieler damit um?“, rätselte der 57-Jährige bei Prime Video und ergänzte: „Sie haben die Maßstäbe gesetzt, die will ich halt sehen. Immer auf einem gewissen Niveau.“
Diese Forderung galt auch für schwächere Tage, wie sie der BVB am Samstag an der Alten Försterei erlebt hat. Sammers Befürchtung bewahrheitete sich, weil auf eine schwache Leistung eine verdiente 1:2-Niederlage Union Berlin folgte und nicht zum ersten Mal in dieser Saison das Gefühl entstand, dass ein zweites holpriges Jahr droht.
„Überbewertet“ – Meijer spricht Klartext über Dortmund
Die Kritik, die auf Mannschaft und Trainer einprasselt, wird zunehmend lauter. „Das 7:1 gegen Celtic wurde überbewertet“, schreibt der frühere Stürmer Erik Meijer in einer Kolumne für den kicker über die Dortmunder Gefühlswelt. Schließlich hatte Schwarzgelb beim vorausgegangenen 4:2-Erfolg gegen Bochum Glück, dass es der Rivale verpasst hatte, die zwischenzeitliche Führung auf 3:0 auszubauen.
„Zuvor hatte die Borussia bereits 1:5 in Stuttgart verloren, insofern überrascht dieses 1:2 bei Union gar nicht so sehr“, lässt Meijer klare Worte folgen. „Nach vorne macht es die Mannschaft oft gut, aber gegen den Ball lässt sie die nötige Aggressivität vermissen. Im Umkehrschluss reicht es fast, sie mit ebendieser Aggressivität aus der Bahn zu werfen“, analysiert der Niederländer und kommt zu einer Erkenntnis: „Das ist aber kein neues Phänomen - fast ist man geneigt zu sagen, es ist egal, wer dort Trainer ist.“
Welchen Anteil hat Nuri Şahin?
Die Alte Försterei ist fast schon ein Schreckensort für den BVB, der vier von sechs Auswärtsspielen gegen Union verloren hat. Seit Bochum 2021 in die Bundesliga zurückgekehrt ist, gewann Dortmund drei von sieben Duellen. Die Bilanz gegen RB Leipzig spricht angesichts von drei Siegen und fünf Niederlagen in den letzten acht Begegnungen eine deutliche Sprache. Und selbst gegen Mainz 05 hat der BVB seit 2020/21 nur 50 Prozent aller Duelle gewonnen (4 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage). Alles Gegner, die aggressiv und unangenehm auftreten.
Die Dauerdebatte darüber, ob der Kader über genügend Potenzial verfügt und ob Mentalitätsspieler fehlen, stützt Meijers Annahme ebenfalls. Dennoch gelte es, den Blick auch auf Nuri Şahin zu richten.
So weist der TV-Experte darauf hin, dass der Coach seine Spieler bereits seit Januar kennt, weil er seinerzeit als Co-Trainer zur Mannschaft stieß. Andererseits sei Şahin „offensichtlich noch nicht komplett in den Köpfen der Spieler angekommen, wenn diese nur phasenweise umsetzen, was er will“.
Schon zuvor kritisierte Dietmar Hamann in aller Deutlichkeit die Einstellung der BVB-Profis und stellte im zweiten Schritt den Trainerwechsel von Terzić zu Şahin infrage. Das beste Gegenmittel ist eine erfolgreiche Phase bis zum Top-Spiel gegen den FC Bayern am 30. November. Es braucht Siege, um Selbstvertrauen zu gewinnen und Kritiker eines Besseren zu belehren. Vorerst wirkt Dortmund aber von außen wie ein Pulverfass.