„Werden auch bis zum Sommer keine Verteidigungs-Monster mehr“

Das DFB-Team traf im letzten Länderspiel des Jahres in Wien auf Österreich. Es hätte nicht schlechter laufen können. Die Stimmen zum Spiel.

Wien/München – Deutschland gegen Österreich, das ist ein Fußball-Klassiker. Egal, ob die Schande von Gijon bei der WM 1982 oder das packende EM-Vorrundenspiel 2008, zwischen den Nachbarn war es immer knifflig.

Auch, wenn die Partie am Dienstagabend im Erst-Happel-Stadion lediglich ein Freundschaftsspiel war, stand für das DFB-Team viel auf dem Spiel. Es war die letzte Partie des Jahres – und von EM-Stimmung, ist noch wenig zu spüren. Im kommenden Jahr findet die Fußball-Europameisterschaft 2024 bekanntlich in Deutschland statt.

Daher wollte das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der Pleite gegen die Türkei am Samstag in Berlin ein anderes Ergebnis erzielen. Das ging allerdings gänzlich in die Hose. Das 0:2 gegen Österreich ist der absolute Tiefpunkt des Jahres 2023 - zudem erlebte Leroy Sané einen bitteren Abend.

Ilkay Gündogan nach dem Spiel im ZDF über ...

... die Probleme: „Alles hausgemacht. Die Rote Karte von Leroy fasst alles zusammen. Den Frust über sich selbst. Am Ende haben wir es den Österreicher viel zu einfach genmacht, wir waren nicht gut genug.“

... die fehlenden Qualität: „Ja, das muss man ehrlich gestehen. Es ist nicht nur die Defensive, es geht ganz vorne los. So wie wir vorne anlaufen. Anstatt uns gegenseitig mit der Emotionalität anzustecken, machen wir das komplette Gegenteil. So wirst du nicht erfolgreich.“

... die mögliche Hoffnung auf eine erfolgreiche Heim-EM: „Schlechter kann‘s grad nicht sein. Der Trainer kennt die Gründe. Bitter, dass wir nun fast vier Monate bis zum nächsten Spiel haben.“

Julian Nagelsmann (Bundestrainer) nach dem Spiel ZDF über ...

... die Gründe für die Niederlage: „Wir haben viel Arbeit vor uns. Es geht um Akzeptanz der Situation. Wir müssen akzeptieren, dass einfach unfassbar viel Arbeit ist. Auf allen Positionen. Die Trainer müssen das akzeptieren, auch die Spieler müssen das akzeptieren.

... die EM im nächsten Jahr: „In Hinblick auf den Sommer wird nichts leicht von der Hand gehen. Wir dürfen nicht in die Opferrollen verfallen. Wir wissen Dinge, wo wir ansetzen müssen. Es geht über die sogenannten „deutschen Tugenden“. Wir dürfen nicht in Schönheit sterben. Wir werden auch im Sommer keine Verteidigungs-Monster werden, das sind wir nicht. Wenn du die Nationalmannschaft siehst, von ihrem Talent, dann ist das eine Mannschaft, die so viel Talent Fußball zu spielen. Wenn du nur alles aus dem Stand spielst … aber um unsere Qualität auf den Platz zu bringen, müssen wir viel, viel mehr Dynamik in unser Spiel bringen.“

... die Mannschaft, die nicht weiß, was auf dem Spiel steht: „Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass sie es nicht weiß. Wir sind nicht befreit. Wir sind im Training eine Einheit, wenn das Spiel angepfiffen wird, sind drei, vier Individualisten auf dem Platz.“

... seine vermeintlich zu komplizierten Anforderungen an die Mannschaft: „Da kann jeder seine eigene Meinung haben, ich sage ganz klar: Nein! Die Idee ist sehr, sehr simpel. Wir holen uns auch Feedback von der Mannschaft. Es ist nicht kompliziert, ehrlich gesagt.“

... die Gründe, warum das DFB-Team nicht verteidigen kann: „Ich habe gerade schon viel gesagt. Wir sind keine Verteidigungsmonster. Wenn wir aber eine Ballverlustrate haben, die absurd ist im ersten Durchgang, dann geht die Rechnung nicht auf. Dann musst du anstatt zehn Minuten auf einmal 40 Minuten verteidigen.“

... die Rote Karte für Leroy Sané: „Leroy hat gerade vor der Mannschaft gesprochen, was ich generell gut finde. Ihm brennen die Sicherungen durch, das darf nicht passieren. Da muss Leroy so clever sein und die Rote Karte für Mwene provozieren.“

Mats Hummels (DFB-Innenverteidiger) nach dem Spiel über...

die Partie: „Wir haben emotional und kämpferisch erst mit der Roten Karte angefangen dagegenzuhalten. Defensive ist nicht Abwehr und Offensive Sturm - alles arbeitet zusammen. Wir haben uns als komplette Mannschaft an die eigene Nase zu packen. So reicht es nicht gegen eine Topnation.

... die vermeintlich zu hohen Ansprüche von Bundestrainer Nagelsmann: „Es dauert, die Sachen umzusetzen. Ich glaube, dass man noch ganz große Schritte gehen kann. Wir wissen jetzt sehr eindeutig, wo wir noch ein, zwei Schippen drauflegen müssen. Dann kann es auch ein gutes Turnier werden, im Moment nicht.“

Ralf Rangnick (Nationaltrainer Österreich) nach dem Spiel über...

... die Leistung seiner Mannschaft: „Ich glaube, wir haben es von der ersten Minute an vor allem bei Ballbesitz Deutschland richtig gut gemacht. Wir haben wenig bis nichts zugelassen und viele gute Umschaltmomente gehabt. Wir hätten eigentlich schon früher das 1:0 machen können, Michael Gregoritsch zweimal. Aber insgesamt war das heute schon eine richtig gute Leistung.

... die Dominanz: „Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt spielt mutig, spielt mit Spielfreude und genießt das Spiel. Die drei Sachen haben sie alle gemacht. Ich war nicht überrascht, wie wir gegen den Ball gespielt haben. Dass wir gut umschalten können, ist auch klar. Wichtig war aber auch die Chronologie des Spiels, dass du dann einfach in Führung gehst und dich belohnst. Wir hatten schon vor der Roten Karte die klararen Chancen und danach hat die Mannschaft trotzdem im Stil eines 11-gegen-11-Spiels weitergemacht, hat nicht nachgelassen – was ja manchmal passiert psychologisch, wenn du denkst du bist Einer mehr, dass man dann den Gang rausnimmt. Das haben wir nicht gemacht und deswegen haben wir das Spiel auch bis zum Ende kontrolliert.


... die deutschen Nationalmannschaft: „Bis vor zwei oder drei Monaten hat man schon das Gefühl gehabt, dass es auch taktisch nicht so lief, wie man es sich normalerweise vorstellt. Ich fand die Spiele – lassen wir das heute vielleicht mal Außen vor – auch die ersten zwanzig Minuten gegen die Türkei hat Deutschland gut gespielt. Sie hätten auch höher führen können, wenn nicht sogar müssen. Im Moment kassieren sie zu viele Tore. Heute waren es auch wieder zwei. Zu Null hat man auch schon länger nicht mehr gespielt. Alles andere ist Julians Sache. Ich verfolge natürlich eher die Interessen und auch die Spielweise unserer Mannschaft. Aber wenn du in jedem Spiel zwei oder drei Tore kassierst, dann ist es schwer zu gewinnen.“

Julian Nagelsmann vor dem Spiel im ZDF über ...

… die Konstellation, dass Ralf Rangnick und er als Nationaltrainer an der Seitenlinie stehen: „Dass ich wahrscheinlich entlassen worden wäre. Aber eher unrealistisch.“

... mögliches Rasenschach gegen Rangnick: „Nein, nein. Vorn mir ist das nicht geplant. Keine Ahnung, was Ralf vorhat.“

... den Grund, warum Kimmich auf der Bank sitzt: „Wir wollen die nötige Variabilität testen – auch in Hinblick aufs Turnier. Leon kann die zentrale Position vor der Kette besetzten und bringt eine gewisse Kopfballstärke mit.“

... die „vielen Wechsel“ und die fehlende Eingespieltheit: „Wir hatten ja nicht viele Änderungen, drei heute, das ist nicht viel. Die Mannschaften, die bei den großen Turnieren erfolgreich waren, hatten eine Range von 14, 15 Spieler. Keine elf, aber auch keine 18. Und da bewegen wir uns gerade auch.“

... den möglichen Ergebnisdruck: „Wir haben ein bisschen Ergebnisdruck, aber wir haben auch einen Art-und-Weise-Druck. Eine Kombination ist wichtig. Ich sah nicht alles so schwarz, wie ich nach dem Türkei-Spiel gelesen hatte.“

... die fehlende Begeisterung für die EM: „Ich finde, dass es nach der USA-Reise ein bisschen geklappt hat.“

Ralf Rangnick (Nationaltrainer Österreich) vor dem Spiel über ...

... Julian Nagelmann: „Er ist sehr innovativ und kreativ und intelligent.“

(smk)

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