Löw-Kicker lassen Leipzig jubeln - FCA mit Frust und Stress

Leipzigs Spieler feiern mit den Fans in Augsburg den Einzug ins Pokal-Halbfinale. Foto: Stefan Puchner/dpa
 ©Stefan Puchner

Erst trifft Turbostürmer Timo Werner, dann ein eiskalter Marcel Halstenberg. Zwei Nationalspieler sorgen für einen großen Leipziger Tag. Nach dem Pokalkrimi in Augsburg gibt's auch reichlich Zoff. Das Endspiel würde für RB gut zu einem kleinen Jubiläum passen.

Augsburg (dpa) - Den großen Zoff nach dem Pokal-Wahnsinn konnten die euphorisierten Leipziger Halbfinal-Debütanten schneller als die gefrusteten Augsburger abschütteln.

«Wir stehen jetzt im dritten Bundesligajahr erstmals im Halbfinale. Das ist für uns sicher etwas, was wir uns so nicht ausgemalt haben», sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, der nach dem packenden Viertelfinal-Fight den Zorn des FC Augsburg besonders auf sich zog. «Man sollte mit Anstand verlieren. Aber heute hat man gesehen, dass man mit extremer Arroganz offensichtlich gewinnt», wetterte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter.

Nach dem Pokal-K.o. durch das Leipziger 2:1 in der Nachspielzeit der Verlängerung ging es heiß her. Auf und am Spielfeld wurde gestritten, geschubst und lautstark diskutiert. «Es ist eine bodenlose Frechheit, wie sich Mintzlaff nach dem Schlusspfiff verhalten hat. Anstatt sich mit seiner Mannschaft über das Weiterkommen zu freuen, stürmt er in unserer Coaching-Zone direkt zu unserer Bank», kritisierte Reuter.

Mintzlaff fand den Ausflug und aus seiner Sicht ein Gespräch mit Augsburgs Co-Trainer Jens Lehmann nicht so schlimm. Aber er wusste auch um die Gefühlslage aller Beteiligten. «Die Emotionen sind hochgekocht, alle Nerven lagen blank, auch bei mir», räumte er ein.

Durch Tore der Fußball-Nationalspieler Timo Werner und Marcel Halstenberg darf der Club aus dem Red-Bull-Imperium von der Endspielteilnahme am 25. Mai träumen. «Wenn ich ehrlich bin, wollen wir jetzt ins Finale. Ich selbst war schon zweimal als Trainer in Berlin und weiß, wie die Atmosphäre da ist», sagte RB-Coach Ralf Rangnick. 2005 verlor er mit den Schalkern, 2011 feierte er mit ihnen den Pott.

Ein Schritt fehlt auf dem Weg ins Berliner Olympiastadion - und den will der Vizemeister von 2017 am 23. oder 24. April gehen. Gerne mit weniger Nervenkitzel als im Viertelfinale: In der 94. Minute rettete sich Augsburg dank Joker Alfred Finnbogason überhaupt erst in die Verlängerung. Und als sich dort alle schon mit einem Elfmeterschießen angefreundet hatten, schockte Halstenberg den FCA mit einem eiskalt verwandelten Strafstoß nach einem unnötigen Handspiel von Michael Gregoritsch. «Es ist verständlich, dass Emotionen eine große Rolle spielen, wenn man weiterkommen will», sagte Pokal-Held Halstenberg.

Der zweimalige Nationalspieler ist nach einem Handbruch und einem Kreuzbandriss nicht nur längst wieder bei RB zurück. Zuletzt kam er auch bei Bundestrainer Joachim Löw beim 1:1 gegen Serbien wieder zum Einsatz. WM-Teilnehmer Werner machte im Viertelfinale einen weiteren Schritt aus der Torkrise. Das 1:0 war zwar erst sein zweites Pflichtspieltor in diesem Jahr, aber immerhin auch das zweite in den vergangenen drei Clubspielen.

«Wir sind das erste Mal im Halbfinale, das ist ein besonderer Moment für uns alle», hob Kapitän Willi Orban hervor. Vor fast zehn Jahren, am 19. Mai 2009, wurde der mitunter bestaunte, aber oftmals auch als Kunstprodukt kritisierte Emporkömmling RB Leipzig gegründet. Der Fußball-Club Augsburg 1907 blickte da schon auf eine bewegte Vereinsgeschichte zurück. Die gegensätzlichen Ansichten prallen nicht erst seit Dienstag aufeinander.

«Klar spielen da die Emotionen auch nochmal auf beiden Seiten verrückt», schilderte FCA-Kapitän Daniel Baier die Momente nach dem Schlusspfiff. Er selbst sorgte mit einer obszönen Geste gegenüber Leipzigs Ex-Coach Ralph Hasenhüttl in einem früheren Duell auch schon einmal für einen Eklat, für den er sich danach entschuldigte. Mit einer Entschuldigung oder netten Worte brauche Kollege Mintzlaff aber nicht zu kommen, stellte Reuter schonmal klar. «Das kann er sich sparen, wenn er sich so verhält.»

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