Löw: "Werden Gruppensieger" - Özil und Müller weiter fix

Bundestrainer Joachim Löw gab seinen Spielern frei.
 ©Christian Charisius/dpa

Évian-les Bains - Joachim Löw verfällt nach der unbefriedigenden Nullnummer gegen Polen nicht in Aktionismus. Statt Straftraining erhalten Schweinsteiger und Co. vor dem Nordirland-Spiel am Genfer See erstmals Freizeit.

Joachim Löw ist weiterhin davon überzeugt, dass die deutsche Nationalmannschaft die Gruppe C als Erster abschließen wird. "Wir wollen gegen Nordirland gewinnen, wir werden gewinnen, wir werden die Gruppe gewinnen", sagte der Bundestrainer in Évian-les-Bains.

Trotz der fehlenden Durchschlagskraft der Offensive sprach Löw den Weltmeistern Mesut Özil, Thomas Müller und auch Mario Götze weiterhin sein Vertrauen aus. "Ich glaube an ihre Fähigkeiten." Am Dienstag in Paris gegen Nordirland setzt er auf erfahrene Kräfte statt Talente. "Ein Spiel, wo es um so viel geht, ist eine andere Situation", so Löw. Dennoch schließt er für das letzte Gruppenspiel personelle Veränderungen in der Startelf des Weltmeisters nicht aus. "Es kann durchaus sein, dass es die eine oder andere Veränderung gibt", sagte der Bundestrainer. Konkrete Angaben machte er allerdings nicht. "Ich denke über verschiedene Varianten nach. Wir haben noch zwei Trainingseinheiten. Danach werde ich mich entscheiden." Löw legte sich lediglich darauf fest, dass er gegen die Nordiren weiter auf eine Viererkette in der Abwehr zählt: "Eine Dreierkette ist kein Thema."

Freizeit statt Straftraining nach Nullnummer gegen Polen

Löw bleibt seiner Linie also treu. Der Bundestrainer verzichtet auch nach der tristen Nullnummer gegen Polen auf jeglichen Aktionismus und gönnt den Nationalspielern vor dem Start der konzentrierten Vorbereitung auf das abschließende EM-Gruppenspiel gegen Nordirland einen ersten kompletten Tag zum Durchschnaufen am Genfer See. Statt Straftraining oder Zusatzschichten auf dem Fußballplatz dürfen sich Kapitän Bastian Schweinsteiger und seine 22 Kollegen über einen freien Samstag freuen.

"Wir sind seit fast vier Wochen zusammen, die Belastung war zuletzt sehr hoch", begründete Löw die für ihn nicht ungewöhnliche Maßnahme. Man werde mit Blick auf das finale Vorrundenspiel gegen die Nordiren am kommenden Dienstag in Paris auch weiter an Details arbeiten. "Aber jetzt war es mir einfach wichtig, dass die Spieler mal komplett abschalten und den Kopf frei bekommen können", erläuterte Löw.

Der Bundestrainer selbst verzichtet auf einen freien Tag. Im Quartier oberhalb des Lac Léman (Genfer Sees) grübelt der Weltmeistercoach mit seinem Trainerstab und der Scouting-Abteilung über Verbesserungen insbesondere im Angriffsspiel. "In der Offensive haben wir nicht das gezeigt, was wir von unserer Mannschaft erwarten können", erklärte Löw deutlich. Aktionismus aber ist dem 56-Jährigen fremd. In allen Turnieren seiner zehnjährigen Amtszeit gab es schwierigen Phasen.

Löw kann den Spielern auch ein wenig Freizeit gönnen, weil diese sich nach dem 0:0 gegen Polen durchaus selbstkritisch gezeigt hatten. "Wir müssen definitiv gegen die Nordiren einen Gang hochschalten", sagte etwa Spielmacher Mesut Özil, der dem Angriffsspiel in den ersten zwei Europameisterschafts-Partien noch nicht die entscheidenden Impulse geben konnte. Mit vier Punkten führt Deutschland die Gruppe C vor den letzten Vorrundenspielen aber weiter an. "Ich bin überzeugt, dass wir das Spiel gegen die Nordiren gewinnen", äußerte Özil entschlossen.

Löw zu Kritik: "Mich überrascht gar nichts mehr"

Spürbar genervt, aber mit demonstrativer Gelassenheit reagierte Löw auf die Kritik nach der Nullnummer. "Überrascht bin ich über gar nix mehr", sagte der Bundestrainer: "Die Dinge wiederholen sich so sehr und gehen an mir vorbei. Wenn da irgendjemand jetzt was sagt, dann...". Den letzten Satz beendete er nicht.

Zahlreiche Medien aus dem In- und Ausland hatten den Weltmeister nach dem schwachen zweiten EM-Auftritt gegen Polen teilweise heftig kritisiert. "Heute habe ich etwas gelesen von Führungsspieler-Diskussion. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht", äußerte Löw am Samstagmorgen und lächelte tatsächlich: "2014 hatten wir die Diskussion schon mal. Dann wurden wir Weltmeister und alle waren die großartigen Leader. Jetzt spielen wir einmal 0:0, und die Diskussion kommt wieder. Ganz ehrlich, damit ist alles gesagt."

Er persönlich, "wäre ich ein Außenstehender, würde ganz ruhig sein. Weil viele Spiele großartige Führungsqualitäten erfüllen. Sie denken mit, sie kommen zum Trainer, fragen mir manchmal ein Loch in den Bauch. Diese Mitarbeit im Spielerrat ist sagenhaft gut. Die Spieler sind mündig, kritisch, sie hinterfragen Dinge. Und sie haben Großartiges geleistet."

dpa/sid

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