München - Bayern-Insider Mehmet Scholl hat scharfe Kritik an WM-Held Mario Götze geübt. Er warf ihm mangelnde Athletik im Vergleich zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund vor.
Update vom 12. Juni 2016: Für seine kritischen Kommentare ist Mehmet Scholl bei der ARD beliebt. Er tritt auch wieder bei der EM 2016 in Frankreich auf. Wir haben für Sie zusammengefasst, was Sie über den ARD-Experten Mehmet Scholl wissen müssen.
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Dass Mario Götze beim Länderspiel gegen Italien im Mittelpunkt stehen würde - das war klar, schließlich darf er im Bayern-Trikot in der Allianz Arena nur noch selten ran. Und tatsächlich drehten sich am Dienstag fast alle Diskussionen um den 23-Jährigen, der auflaufen durfte und mit einem Tor und einer guten Aktion vor dem 3:0 auch durchaus überzeugte.
"Ich bin sehr glücklich", berichtete Götze. "Es war wichtig, wieder spielen zu können, das zu tun, woran ich Spaß habe. Nach so einer langen Verletzung finde ich es super, dass der Trainer mir das Vertrauen gegeben hat." Und das konnte man durchaus auch als Gruß in Richtung Pep Guardiola deuten, der am Dienstag gar nicht weit weg auf der Ehrentribüne der Allianz Arena saß.
Dass Götze im Mittelpunkt stand, das lag auch an Mehmet Scholl. Denn der ARD-Experte hatte vor dem Spiel vor einem Millionen-Publikum harte Kritik am WM-Helden geübt. Götze müsse "viel, viel mehr trainieren", sagte der Europameister von 1996. Irgendjemand müsse Götze "auf die Sprünge helfen, ihn anstupsen", ergänzte Scholl. Guardiolas Aufgabe wiederum sei das nicht, sagte Scholl: "Der will die Champions League gewinnen. Ihm geht es nicht um einzelne Spieler."
Scholl über Götze: "Er war ein Pfeil"
Verglichen mit seiner Dortmunder Zeit sei Götze ein Schatten seiner selbst, findet Scholl. "Er war ein Pfeil, so schnell, athletisch", sagte der 45-Jährige. Götze, der Finaltorschütze von Rio 2014, bestritt gegen Italien sein 50. Länderspiel an. Gegen England (2:3) am Samstag war er in der Schlussphase eingewechselt worden. Nach einer schweren Muskelverletzung beim EM-Qualifikationsspiel in Irland (0:1) am 7. Oktober sucht Götze seine Form. Gegen Italien bewies der 23-Jährige, dass er zumindest beim DFB weiter Spaß am Fußball hat.
Deshalb relativierte Scholl später seine Kritik an Götze etwas. "Er macht ein gutes Spiel, ist viel in Bewegung. Das hat vielleicht auch mit Jogi Löw zu tun." Und Scholl schlug den Bogen zu Mario Gomez - nach dem "wundgelegen"-Spruch nicht unbedingt Fan des Ex-Nationalspielers. "Mario Gomez ist aufgestanden und kam zurück. Das kann ein Vorbild für Mario Götze sein", urteilte der ARD-Fachmann.
Löw kontert Kritik an Götze
Jogi Löw jedenfalls ist - was Götzes Fitness betrifft - anderer Meinung als Scholl. "Mario hat sich das hart erarbeitet, hat zusätzliche Trainingseinheiten gemacht", sagte der Bundestrainer. "Dass er bei Bayern nicht spielt, liegt daran, dass Bayern einen Top-Kader hat und dann spielen eben die, die körperlich gut im Rhythmus sind."
Götze war am Dienstag einfach nur froh. "Ich habe es genossen - und das auch noch hier in München." Und dann musste natürlich noch die Frage gestellt werden, wie es mit ihm weitergeht. "Wir sollten in der Gegenwart bleiben", so Götzes Antwort. Und das Missverständnis zwischen ihm und Guardiola ist demnächst ja vorbei, weil zumindest der Trainer geht. Scholl erklärt es so: "Mario hat auch nicht so gespielt, dass er unbedingt spielen muss. Da ist dann die gegenseitige Wertschätzung nicht so da - das gibt's manchmal…"