Estland hatte im EM-Quali-Spiel keine Chance gegen eine junge deutsche Mannschaft. Das DFB-Team gewann haushoch gegen die Gäste in Mainz.
Mainz - Zehn-Tage-Bundestrainer Marcus Sorg lachte nach dem grandiosen Abschluss seiner Sechs-Punkte-Mission befreit, die begeisterten Zuschauer sangen während der Ehrenrunde "Oh, wie ist das schön". Mit Tricks, Traumpässen und tollen Toren haben Sorg und die deutsche Nationalmannschaft Joachim Löws Plan perfekt umgesetzt. Die DFB-Elf feierte gegen das heillos überforderte Estland in Mainz mit 8:0 (5:0) ihren höchsten Sieg seit drei Jahren - sie bleibt auf ihrem Weg zur EM 2020 ohne Makel. Nun heißt es: Ab in den Urlaub.
Deutschland geht früh in Führung gegen Estland
"Das hätte nicht viel besser laufen können", sagte Sorg im RTL-Interview. "Die Begeisterung der Mannschaft war ausschlaggebend, solch eine Leistung ist nur mit Zusammenhalt und Motivation möglich. Ich bin sicher, der Jogi wird zufrieden sein."
Fast ein Jahr nach dem WM-Desaster war Löw vor dem Fernseher in Freiburg wie schon gegen Weißrussland (2:0) sicherlich extrem angetan. Marco Reus (10./37.), Serge Gnabry (17./62.), Leon Goretzka (20.), Ilkay Gündogan (26., Foulelfmeter), Timo Werner (79.) und Leroy Sane (88.) verwandelten den dritten Sieg im dritten Quali-Spiel in ein Schützenfest, im ausverkauften Stadion kreiste schon nach einer halben Stunde die La Ola.
Reus: "Wir hatten uns viele Tore vorgenommen"
"Wir hatten uns viele Tore vorgenommen", betonte Reus: "Doch diese Gegner sind für uns nicht der Gradmesser. Wir bleiben realistisch und wollen gegen Holland ähnlich gut sein." Die Esten hatten als Nummer 96 der Weltrangliste kaum mehr als körperlose Verteidigung zu bieten.
Vor dem Klassiker gegen die Niederlande am 6. September und dem Duell mit den bisher starken Nordiren drei Tage danach wird Löw wieder "mit voller Kraft" übernehmen, wie Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff versicherte. Eine Arterienquetschung als Folge eines Unfalls auf der Hantelbank hatte den 59-Jährigen erstmals in 13 Jahren als Bundestrainer außer Gefecht gesetzt.
Kehrer für Klostermann und Goretzka für Tah in der Startelf
Nach zwei Absprachetelefonaten mit Löw am Spieltag offenbarte Sorg eine veränderte, offensivere Aufstellung. Thilo Kehrer spielte für Lukas Klostermann auf der rechten Seite einer Vierer-Abwehrkette, Kreativmann Leon Goretzka kam für Innenverteidiger Jonathan Tah in die Mannschaft. Estland formierte sich in einer Fünfer- und einer Viererkette am und im eigenen Strafraum. Der bemitleidenswerte Stürmer Sergei Zenjov von Schachtjor Qaraghandy aus Kasachstan wartete an der Mittellinie mutterseelenallein auf lange Pässe.
Kehrer und Nico Schulz links waren als Außenverteidiger fast Flügelstürmer, so tief drückte die deutsche Mannschaft den Gegner in die Defensive. Sane und Reus, Torschützen gegen Weißrussland am Samstag, rückten dadurch weiter nach innen. Das zahlte sich aus, als Reus nach Direktpass von Kehrer zum 1:0 traf.
Estlands Torhüter Sergei Lepmets verhinderte schlimmeres
Torhüter Sergei Lepmets verhinderte mit einem Reflex das 2:0 durch Goretzka (13.), das vier Minuten später Gnabry erzielte. Estland war ein Spielball, schon nach einer Viertelstunde ging es nur um die Höhe des Sieges. Sorg, der "die Fans wieder begeistern wollte", lächelte zufrieden, als auch Goretzka traf. Für die Esten war Schlimmstes zu befürchten. Reus traf nur die Latte (30.), dafür schlenzte er eben einen Freistoß ins Tor.
Im DFB sind fünfmal so viele Menschen organisiert, wie Estland Einwohner (1,32 Millionen) hat. Zudem fehlte den Gästen der frühere Augsburger Ragnar Klavan, der einzige Spieler von internationalem Niveau. Als Kapitän Konstantin Vassiljev einen Freistoß auf das Tor brachte, brandete Applaus auf (45.).
Deutschland legt im zweiten Durchgang nochmal nach
Es stand schließlich die höchste deutsche Halbzeitführung seit dem WM-Halbfinale gegen Brasilien 2014 (7:1). 14 Siege in Serie in Qualifikationsspielen (EM und WM) hat es nie zuvor gegeben, ein 8:0 zuletzt gegen San Marino im November 2016.
Nach der Pause löste die deutsche Mannschaft ihren eisernen Klammergriff. Marcel Halstenberg (für Schulz) und Julian Draxler (für Gündogan) kamen ins Spiel, Estland hatte einige Ballstafetten, Zenjov prüfte Manuel Neuer (55.). Auf der Gegenseite kämpfte Sane darum, unter den Torschützen zu sein (57.), Werner kam für den stürmisch bejubelten Reus und traf auch.
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Alle Stimmen nach dem Spiel haben wir hier für Sie zusammengefasst.
SID