Die Szene hat für viel Aufsehen gesorgt im deutschen Fußball: David Abraham rennt Freiburgs Trainer Streich aus vollem Lauf an der Seitenlinie um. Jetzt kommt die erwartet harte Strafe des DFB - die Eintracht Frankfurt nicht hinnehmen will.
Frankfurt/Main - David Abraham und Freiburgs Trainer Christian Streich sehen sich nach der Attacke von Eintracht Frankfurts Kapitän vor dem DFB-Sportgericht wieder.
Das Gremium hat den argentinischen Abwehrchef zwar für sieben Wochen gesperrt, doch der hessische Bundesligist legt Einspruch gegen das Urteil ein. Jetzt muss in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes nachverhandelt werden - dabei ist Streich ohnehin schon «wahnsinnig» genervt von dem öffentlichen Interesse an dem Fall.
«Eintracht Frankfurt und der Spieler werden gegen diese Entscheidung Einspruch einlegen, um David Abraham die Möglichkeit zu geben, sich im Rahmen eines mündlichen Verhandlungstermins vor dem DFB-Sportgericht persönlich zu dem Geschehen in Freiburg zu äußern», teilte die Eintracht mit.
Abraham war in der Nachspielzeit der Partie der Frankfurter am vergangenen Sonntag beim SC Freiburg des Feldes verwiesen worden, nachdem er Streich in dessen Coaching-Zone aus vollem Lauf zu Boden gecheckt hatte. Freiburgs Vincenzo Grifo wurde für drei Spiele gesperrt. Er war wie die komplette Bank der erbosten Breisgauer in der Szene aufgesprungen, hatte beim anschließenden Getümmel Abraham ins Gesicht gegriffen und ebenfalls Rot von Schiedsrichter Felix Brych (München) gesehen. Auch die Freiburger kündigten allerdings Einspruch an.
Unterdessen beschäftigt die emotionale Schlussphase der Partie Freiburg gegen Frankfurt den deutschen Profifußball. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer erläutert, was in Bundesliga und Premier League verkehrt läuft.
Abrahams Sperre soll vom 10. November bis einschließlich 29. Dezember laufen, demnach wäre die Hinrunde für ihn wie erwartet gelaufen. Zudem muss der 33-Jährige eine Geldstrafe in Höhe von 25 000 Euro zahlen. Der 54-jährige Streich war bei dem Vorfall unverletzt geblieben und hatte die Entschuldigung Abrahams angenommen. Noch am gleichen Abend twitterte die Social-Media-Abteilung der Eintracht ein Foto, auf dem sich Abraham und Grifo in der Kabine strahlend die Hand geben.
Streich hatte erst am Dienstagabend nach der schlagzeilenträchtigen Szene erneut zur Gelassenheit aufgerufen. «Wir müssen das einordnen und runterfahren», sagte der SC-Coach bei einer Veranstaltung der DFB-Kulturstiftung am Dienstagabend mit Schauspieler Matthias Brandt in Freiburg. Abraham sei «kein böser Mensch, er ist ein netter Kerl». Außerdem sagte Streich, es «abartig», dass er erneut «in so einen Scheiß involviert» sei: «Aber es gibt gewisse Dinge, die sind unvermeidlich.»
Allerdings gilt Abraham nicht gerade als Unschuldslamm der Bundesliga. Im Dezember 2016 schlug er Hoffenheims Sandro Wagner den Ellbogen an den Kopf, kam aber ohne Karte und auch nachträgliche Sperre davon. Diesmal sprach das DFB-Sportgericht von einer «Tätlichkeit».
Den Rekord für eine Liga-Sperre hält der ehemalige Herthaner Lewan Kobiaschwili. Er verpasste dem Schiedsrichter 2012 nach dem Relegationsspiel der Berliner gegen Fortuna Düsseldorf im Spielertunnel einen Faustschlag an den Hinterkopf. Der Unparteiische erlitt ein Hämatom im Nackenbereich - Kobiaschwili wurde für siebeneinhalb Monate gesperrt.
Abraham hatte nach seiner Aktion viel öffentliche Kritik geerntet. Eintracht-Trainer Adi Hütter betonte Anfang der Woche jedoch: «David ist und bleibt unser Kapitän. Ich bin keiner, der jemanden fallen lässt, wenn er mal einen Fehler begeht.» Nach «Bild»-Informationen muss der Argentinier auch intern eine Geldstrafe in Höhe von 35 000 Euro bezahlen - zu Gunsten einer wohltätigen Einrichtung.