Über einen Winter-Transfer von Chelsea-Stürmer Christopher Nkunku zum FC Bayern gibt es extrem unterschiedliche Aussagen. Handelt es sich dabei um Vereinstaktik oder Medienfantasien?
München - Obwohl Bayern-Sportdirektor Christoph Freund auf der PK vor dem Bundesliga-Spiel gegen die TSG Hoffenheim sowohl einer Verpflichtung des französischen Mittelstürmers Christopher Nkunku vom FC Chelsea als auch einem Winterabgang vom eigenen Talent Mathys Tel eine Absage erteilt hat, hören die Spekulationen, dass es gar zu einem Tausch kommen könnte, gar nicht mehr auf, im Gegenteil: Freunds Aussagen wären sogar Teil einer Bayern-Taktik.
Medien: Weiterhin intensive Transferverhandlungen
Laut zahlreichen Medienberichten verhandeln der FC Bayern und der FC Chelsea derzeit weiterhin intensiv über einen Winter-Transfer von Christopher Nkunku. Der 27-Jährige dürfe London im Winter verlassen, weil er unter Trainer Enzo Maresca keine tragende Rolle spielt. Nicolas Jackson und Cole Palmer sind gesetzt, Nkunku ist lediglich Ergänzungsspieler bzw. Edeljoker. Laut The Athletic wäre Chelsea daher bereit, den Offensivspieler für 70 Millionen Euro abzugeben – auch ohne Mathys Tel in den Deal einzubinden. Es gibt aber zeitgleich auch Berichte, wonach der aktuelle Vierte der Premier League keineswegs einem Nkunku-Abgang zustimmen würde.
Sky, in der Informierung und Diskussion federführend, berichtet sogar, dass sich Spieler und FC Bayern bereits grundsätzlich auf einen Wechsel an die Säbener Straße geeinigt hätten. Der Rekordmeister beobachtet den 27-Jährigen schon seit seiner Zeit in Leipzig (2019-2023) und dieser wäre aufgrund seiner unbefriedigenden Situation bei Chelsea an einem Wechsel mehr als nur interessiert. Außerdem sollen die Verantwortlichen des FC Bayern laut L’Équipe grundsätzlich nicht abgeneigt sein, Tel in diesen Deal einzubinden. Deswegen würden auch weitere Gespräche mit Nkunku und Tel folgen.
Dementi des FCB-Sportdirektors
All diese fortwährenden Spekulationen sind dahingehend überraschend, weil Freund auf der Spieltags-PK allem eigentlich einen Riegel vorgeschoben hat: „Mathys Tel ist ein sehr wichtiger Spieler von uns, wir sind in einem sehr guten Austausch, weil er ein großes Talent ist und eine wichtige Rolle bei uns einnehmen soll. Wir haben viele Gespräche geführt. Unser klares Ziel ist, dass Mathys bei uns den Durchbruch schafft. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Kader, der Anzahl und der Qualität. Natürlich sind wir offen, wenn ein Spieler nicht zufrieden ist. Dann sprechen wir darüber. Unser klarer Plan mit Mathys ist, dass wir es durchziehen.“
Viele Spekulationen beziehen sich auf den Satz: „Natürlich sind wir offen, wenn ein Spieler nicht zufrieden ist.“ Allerdings kann man diesen im Kontext auch als eine allgemeingültige Aussage sehen, die sich auch auf andere Spieler - möglicherweise Eric Dier oder wenig eingesetzte Nachwuchskräfte - beziehen könnte. Tel dagegen hat wiederholt betont, dass es sein großes Ziel ist, sich beim FC Bayern durchzusetzen. Warum sollte also er nun plötzlich als unzufriedener Spieler auf den Verein zukommen?
Die Spekulationen gehen unvermindert weiter
Medial wird nun viel spekuliert, ob Freunds Aussagen auf der PK ein klares Dementi darstellten oder ob es sich um taktische Statements handelte, etwa um nicht die Verhandlungsposition des FC Bayern zu schwächen. Wenn dem tatsächlich so wäre, müsste man aber auch das taktische Geschick des FCB-Sportdirektors hinterfragen. Denn welche Vorteile sollten taktische, sprich Fake-Dementi mit sich bringen? Um die von Chelsea geforderte hohe Ablösesumme zu drücken? Das wäre doch ziemlich naiv und zeitgleich hinsichtlich seiner zukünftigen Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit äußerst gefährlich.
Freunds Aussagen sind zudem absolut im Einklang mit all den jüngsten Erklärungen von FCB-Sportvorstand Max Eberl, der immer wieder betont hat, dass es keine Winterzugänge geben wird, er und seine Mitstreiter sich dagegen vollkommen auf die zahlreichen abzuschließenden Vertragsverlängerungen von Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Alphonso Davies & Co. fokussieren müssen. Dass der Markt für den nächsten Transfersommer trotzdem gleichzeitig beobachtet würde, erscheint logisch.
Ist Nkunku tatsächlich als „Gesamtpaket“ ein vernünftiges Transferziel?
Außerdem sollte man sich die aktuellen Leistungsdaten des Spielers Christopher Nkunku einmal genauer ansehen: Er ist beim Finale-dahoam-Gegner von 2012 eben nur Edeljoker. Bei seinen 18 von 21 möglichen Premier League Einsätzen kam er lediglich auf 390 Spielminuten, zwei Tore und einen Assist. Reicht das für ein Bewerbungsschreiben für den FC Bayern und dessen sehr hochgesteckte Ziele? Und was meint eigentlich der mächtige Aufsichtsrat des FC Bayern, der zuletzt zu Gehaltseinsparungen drängte? Nkunku wird ein teurer Transfer - bei der Ablösesumme und beim Gehalt. Warum sollte man insgesamt folglich die Aussagen von Christoph Freund nicht einzig und allein als seriös und weniger als taktisch betrachten?