Die Personaldecke in der DFB-Defensive schien immer dünner zu werden, doch im Abschlusstraining war dann eine am Ball, die als sicherer Ausfall galt.
Melbourne - Am Montag um 10.30 Uhr deutscher Zeit startet die DFB-Elf in die Weltmeisterschaft der Frauen, und das wohl mit leichten Kopfschmerzen. Gegen Auftaktgegner Marokko muss Trainerin Martina Voss-Tecklenburg möglicherweise auf drei angeschlagene Defensiv-Spielerinnen verzichten. Etwas Hoffnung darauf, dass die ein oder andere Akteurin doch noch rechtzeitig das Lazarett verlassen könnte, macht das Pokerspiel von Voss-Tecklenburg auf der abschließenden Pressekonferenz und eine Überraschung im Abschlusstraining.
DFB-Elf muss wohl auf Defensiv-Stützen verzichten
Sorgen bereitet Voss-Tecklenburg vor allem das Defensiv-Konstrukt ihres Teams, welches wohl auf die im letzten EM-Sommer auftrumpfende defensive Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf (Oberschenkelverletzung) verzichten muss. Aber auch in der Abwehrkette könnte sich mit dem Ausfall von Marina Hegering (Fersenprellung) eine Lücke auftun, die so nur schwierig zu schließen sein würde.
In der ohnehin angespannten Situation kommt es nun besonders ungelegen, dass auch die potenzielle Vertreterin von Hegering, Sjoeke Nüsken, auszufallen droht. Nach einer zugezogenen Außenbanddehnung am rechten Knie unter der Woche konnte sie zwar am Samstag einen Teil des Trainings mit der Mannschaft absolvieren, dies aber nur dick eingetapet.
Überraschung bei Abschlusstraining vor WM-Auftakt
Final gelesen scheint die Messe ob der Einsatzchancen der angeschlagenen Spielerinnen aber noch nicht zu sein. „Es werden alle Spielerinnen im Kader sein“, versprach Bundestrainerin Voss-Tecklenburg auf der Abschlusspressekonferenz vor der Partie gegen Marokko. Ansonsten wollte sie „heute zum Kader nichts sagen“, was in erster Linie daran liegen dürfte, um sich vom Gegner nicht in die Karten schauen zu lassen. „Da darf der Gegner auch noch ein bisschen drüber nachdenken“, machte die Trainerin nun aus der Not eine bestmögliche Tugend.
Gemessen an der Trainingsaktivität schien ein (Kurz)Einsatz von Nüsken lange Zeit am wahrscheinlichsten, aber auch Oberdorf sollte einer Mitteilung des DFB zufolge während des Abschlusstrainings auf dem Feld stehen. Zur großen Überraschung standen dann aber nicht nur Nüsken und Oberdorf beim Abschlusstraining am Sonntagnachmittag (Orstzeit) auf dem Platz, sondern auch die als sicherer Ausfall geltende Hegering – allesamt in Fußballschuhen und am Ball. In welchen Umfang sie schlussendlich mittrainierten, ist jedoch nicht bekannt.
Erfolgreiche EM-Viererkette bei WM-Auftakt möglicherweise stark eingeschrumpft
Je nachdem, wie stark sich die Verletzungen der Angeschlagenen nun äußern, besteht die Gefahr, dass Voss-Tecklenburg auf die Hälfte ihrer starken EM-Viererkette aus dem letzten Jahr verzichten muss. Da Giulia Gwinn, die sich noch von einem Kreuzbandriss erholt, ohnehin nicht mit nach Australien gereist ist und Führungsspielerin Hegering zumindest für das erste Gruppenspiel weiter geschont werden könnte, wären dann nur noch Felicitas Rauch und Kathrin Hendrich übrig.
Damit werden Hendrich und Rauch gegen Marokko wohl das Gerüst der Viererkette bilden und entweder von Sara Doorsoun oder Sophia Kleinherne in der Innenverteidigung unterstützt werden. Allerdings beackerte Kleinherne in der Vergangenheit auch schon die Gwinn-Position hinten rechts – dort war im letzten, sowohl wackligen als auch erfolglosen Test gegen Sambia (2:3) versuchsweise Svenja Huth zu finden. (sch)