Ärger um EM-Achtelfinale der Türkei – Millionen Fans bleiben außen vor

Das EM-Achtelfinale zwischen Österreich und der Türkei läuft nicht im Free-TV. Für den Streaming-Anbieter ist das ein Glücksgriff.

Leipzig – Sportlich bietet das EM-Achtelfinale eine Reihe attraktiver Begegnungen. Obwohl einige Favoriten in der Gruppenphase mehr mit Effizienz denn mit spielerischer Klasse punkteten. Während sich hier vor allem die Engländer angesprochen fühlen dürfen, begeisterten fußballerisch kleinere Nationen mit attraktivem Spiel. Darunter die Österreicher, die im Achtelfinal-Kracher gegen die Türkei antreten müssen.

Es ist absehbar, dass maximal das Achtelfinale mit deutscher Beteiligung eine ähnlich stimmungsvolle Atmosphäre hervorrufen wird wie die Begegnung zwischen der Türkei und Österreich. Beide Fangruppen sind zahlreich in Deutschland vertreten. Doch wer nicht ins Stadion oder zum Public Viewing kann, muss Geld investieren, um das Spiel zu sehen.

Türkei gegen Österreich: Bundesverdienstkreuz-Träger äußert sich

Fünf Spiele der Europameisterschaft überträgt Streaming-Anbieter MagentaTV exklusiv. Vier dieser Partien wurden schon gespielt, alle in der Gruppenphase. Doch auch ein Achtelfinale sicherte sich der Anbieter exklusiv. Da das Deutschland-Spiel vom Zugriff ausgenommen war, fiel wenig überraschend die Wahl auf Österreich gegen die Türkei, zum Unmut einiger Fans.

Einer, der sich auf X über das Vorgehen aufregt, ist Cihan Celik. Seines Zeichens nicht nur Fußballfan, sondern auch Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, und seit April 2024 Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande (für seinen Einsatz während der Covid-Pandemie).

Celik findet Übertragung im Pay-TV „voll daneben“

„Voll daneben“ findet es Celik, dass die Begegnung zwischen der Türkei und Österreich nur im Pay-TV zu sehen sein wird. Und das, obwohl „3 Millionen Türkei-stämmige Menschen“ in Deutschland leben, die „Steuern und Rundfunkgebühren“ zahlen. „Ebenso 160.000 Österreicher.“

Özcan Mutlu, ehemaliges Mitglied des Bundestags für die Grünen, stößt ins selbe Horn wie Celik: „Ist es Ignoranz, Arroganz oder was ist das?! 3 Millionen Menschen aus der Türkei leben in Deutschland. Sie zahlen brav Steuern und Rundfunkgebühren. Das EM-Spiel Österreich–Türkei wird nicht bei ARD, ZDF gezeigt, sondern nur im Pay-TV übertragen. Das ist mehr als beschämend!“

Millionen Türken und Zehntausende Österreicher sehen in die Röhre

Die von Celik und Mutlu angeführten Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen: 2017 lebten laut einer Veröffentlichung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge 2,9 Millionen türkeistämmige Personen in Deutschland. Bis 2023 stieg die Zahl von Menschen mit türkischem Pass um circa 100.000. Damit bilden sie die größte Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund in Deutschland. Ihre Nationalmannschaft können sie aber nun nicht im deutschen Free-TV verfolgen.

Genauso geht es auch einer nicht so kleinen Gruppe an Österreichern in Deutschland. Laut dem Statistischen Bundesamt lebten im vergangenen Jahr 184.330 Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit in Deutschland. Wollen sie ihre Auswahl sehen, bleibt auch ihnen nichts anderes übrig als ein Streaming-Abo abzuschließen – vorausgesetzt, sie greifen nicht auf Angebote aus ihrer Heimat zurück.

Streaming-Anbieter jubelt schon vor EM-Achtelfinale zwischen Türkei und Österreich

Was für einige Fans wohl zusätzliche Ausgaben bedeutet, ist für MagentaTV und die Telekom schon vor dem Achtelfinale eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Abschluss der Vorrunde vermeldete der Anbieter, alle Erwartungen übertroffen zu haben. Mit der Exklusiv-Übertragung des Achtelfinalspiels zwischen der Türkei und Österreich dürften die Einnahmen noch weiter steigen.

Fans, die zuvor noch keinen MagentaTV-Vertrag hatten und den Dienst nur für einen Monat – möglicherweise nur für dieses eine Spiel – buchen wollen, müssen 19,95 Euro auf den Tisch legen. Immerhin: Seit den anfänglichen Problemen scheint beim Streaminganbieter alles problemlos zu laufen. (sch)

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