Rio de Janeiro - Für Horst Hrubesch wird das Olympia-Finale gegen Brasilien der letzte große Auftritt. Zum Abschied wünscht sich der 65-Jährige Gold.
Auf eine wilde Party hat Horst Hrubesch keine Lust, schon wegen seines Rückens. "Mir fehlt eine Bandscheibe. Am Ende kann ich dann zwei Tage nicht mehr laufen", sagt der 65-Jährige und zwinkert mit den Augen. Für sein letztes großes Spiel erhofft sich der DFB-Trainer daher den eher klassischen Jubel: "Ich nehme lieber die Bierdusche."
Gefeiert wird Hrubesch nach dem Olympia-Finale gegen Brasilien am Samstag (17.30 OZ/22.30 MESZ) so oder so. Der Einzug ins Endspiel ist bereits mehr als erwartet worden war, und der scheidende Coach hat an diesem Erfolg großen Anteil. "Er ist ein geiler Typ. Wir sind sehr froh, ihn zu haben", sagt nicht nur Mittelfeldspieler Julian Brandt.
Olympia 2016: Hrubesch genießt die Zeit vor dem Finale
Ein Hauch Wehmut war dann auch spürbar, als Hrubesch am Donnerstag im legendären Maracana-Stadion zur Abschluss-Pressekonferenz schritt. "Ich erlebe das alles hier sehr bewusst, vielleicht mit einem weinenden, aber eher mit zwei lachenden Augen", sagte Hrubesch und betonte: "Ich wusste immer, dass der Weg enden wird. Für mich ist das kein Abschied."
Für die Spieler indes schon. Immer wieder betont die Mannschaft, den Trainer unbedingt mit Gold beschenken zu wollen. "So ein letztes Spiel zu haben, ist für ihn ein Riesending", sagt Niklas Süle. Der Leverkusener Brandt denkt schon einen Schritt weiter: "Wenn wir dieses Finale gewinnen sollten, ist er uns wahrscheinlich ewig dankbar. Er lebt dieses Turnier komplett."
Genau genommen lebt Hrubesch nicht nur Olympia, sondern Fußball insgesamt. Noch heute schwärmen die wenigen Zaungäste davon, wie Hrubesch 2015 bei der U21-EM im Training den Ball aus 40 Metern in den Winkel hämmerte. Und dann, weil kaum jemand zugeschaut hatte, das Kunststück zehn Sekunden später wiederholte, ohne mit der Achsel zu zucken.
Olympia 2016: DFB-Team will das zweite Maracana-Wunder
"Ich habe bis jetzt selten einen Trainer erlebt, der den Fußball so lebt, der trotz seines Alters am liebsten noch selbst auf den Platz gehen möchte und Tore schießen will. Das ist unfassbar", sagt Brandt: "Ich glaube, dass wir uns und insbesondere ihm bislang einen Riesengefallen getan haben."
Gold gegen Brasilien wäre der krönende Abschluss. Die Tageszeitung Folha de Sao Paulo stellte ihren Lesern den deutschen Trainer am Donnerstag als "Monstro do Cabeceio" vor, als ehemaliges Kopfball-Ungeheuer also. Dabei schwang eine Menge Respekt mit vor dem Mann, der dem Topfavoriten aus Südamerika die Gold-Medaille klauen will.
Für Samstag hat Hrubesch sich vorgenommen, das Finale einfach nur zu genießen. Als Kind saß er fasziniert vor dem Fernseher und träumte von einer Olympia-Teilnahme, nun kämpft er im Maracana um Gold. "Für mich ist das eine riesige Geschichte, das muss ich ganz ehrlich sagen. Ich freue mich unglaublich auf das Spiel", sagt Hrubesch. Und ein kleines bisschen wohl auch auf die Party danach.
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SID