Deutschland darf gegen Japan nicht mit der „One-Love“-Binde auflaufen. Bundestrainer Hansi Flick und Joshua Kimmich wollen den Fokus jetzt auf Fußball legen. Der Bayern-Star kritisiert die Kritiker des DFB-Teams.
München/Katar - Deutschlands Kapitän Manuel Neuer (FC Bayern) darf bei der WM 2022 keine „One-Love“-Binde tragen, wenn es am Mittwoch (14 Uhr, MEZ, hier im Live-Ticker) im ersten Spiel der Gruppe E für das DFB-Team gegen Japan geht. Der Fußball-Weltverband Fifa hat das untersagt und mit Sanktionen gedroht.
Deutschland ohne „One-Love“-Binde: Hansi Flick und Joshua Kimmich reagieren genervt
Am Dienstagnachmittag (MEZ) äußerten sich Bundestrainer Hansi Flick und Mittelfeldstratege Joshua Kimmich auf der offiziellen Pressekonferenz zum Thema - und wirkten zeitweise genervt von den Fragen dazu. „Ich bin natürlich froh, dass das als Erstes kommt. Die Mannschaft wollte mit anderen Nationen ein Zeichen setzen“, erzählte Flick. Wenn man aber eine Kampagne zusammen mache, müsse man dann auch zusammen entscheiden.
Und so sei die Entscheidung gemeinschaftlich gefallen, die „One-Love“-Binde im Emirat doch nicht zu tragen. Die mehrfarbige Kapitänsbinde sollte ein Zeichen für mehr Toleranz und Menschenrechte sowie gegen Diskriminierung sein. WM-Gastgeber Katar steht wegen seiner Menschenrechtsstandards im Westen in mehreren Ländern in der Kritik. Unter anderem steht Homosexualität unter Strafe, auch die Rechte von Frauen in dem Emirat werden unterdrückt.
Im Video: WM in Katar - Manuel Neuer darf „One-Love“-Binde doch nicht tragen
„Die Mannschaft ist sehr unzufrieden, dass sie es nicht machen darf, weil es einfach ein Zeichen für mehr Menschenrechte wäre, für die Werte, für die wir stehen“, meinte Flick weiter und schwenkte dann um auf Fußball: „Wir sind glücklich. Wir hatten heute ein super Training. Wir sind hier, um Fußball spielen. Es ist alles okay.“
„One-Love“-Binde: Bundestrainer Hansi Flick hat keine Kritik am DFB-Team gelesen
Die Entscheidung sei erst kurz vor dem ersten Spiel Englands (6:2 gegen Iran am Montag) gefallen. Auch der Kapitän der „Three Lions“, Harry Kane, wollte die „One-Love“-Binde eigentlich tragen. Tat dies dann aber nicht. „Wir konnten nicht mehr reagieren. Die Verbände haben entschieden, dass wir die Spieler nicht so reinwerfen können“, sagte der badische Trainer: „Es tut mir leid, dass wir hier sind und kein Zeichen für Menschenrechte setzen können.“
Die Kritik am Rückzieher des DFB-Teams haber er „nicht gelesen“, erklärte der Bundestrainer. Er habe ein Gespräch mit seiinem Vorgänger Joachim „Jogi“ Löw geführt, der ihm geraten habe, dass er während des Turniers nicht so viel zum Drumherum lesen solle. Flick: „Ich fokussiere mich darauf, wofür ich da bin.“
WM 2022 in Katar. Bayern-Star Joshua Kimmich will sich jetzt auf Fußball konzentrieren
Kimmich kritisierte indes die Kritiker der deutschen Nationalmannschaft. „Vor ein paar Wochen haben wir die „One-Love“-Binde diskutiert, und die Leute haben kritisiert, dass es nichts bringe. Jetzt habe ich das Gefühl, es ist doch ein starkes Zeichen“, sagte der 27-jährige Schwabe: „Am Ende ist es eine Entscheidung, die alle Verbände mitgetragen haben. Die Franzosen und wer noch alles dabei war. Ich war selbst sehr überrascht.“
Jetzt sei die Zeit, „denke ich, sich auf den Sport zu konzentrieren“, sagte der Mittelfeldspieler aus München und monierte: „Dass Katar die WM bekam, war vor zwölf Jahren. Damals war ich 15. Ich muss mich nicht immer dazu äußern.“ Er forderte die anwesenden Reporter auf: „Wir haben nicht viel von Katar gesehen, Sie müssen rausgehen und es sich anschauen.“
Rückzieher bei „One-Love“-Binde: Joshua Kimmich kritisiert Kritiker des DFB-Teams
Natürlich sei das Verbot der „One-Love“-Binde im DFB-Team diskutiert worden, schilderte er: „Für uns Spieler ist es ein Vorteil, dass wir darauf hinweisen können. Wir müssen uns aber als Fußballer auch auf den größten Wettbewerb der Welt konzentrieren können, etwas, wovon mal als kleiner Junge träumt.“ Kimmich meinte: „Es wird einem immer eingeredet, dass man sich nicht darauf (die WM in Katar, d. Red.) freuen darf. Ich will mich aber darauf freuen dürfen. Es ist ein großer Traum für uns alle, dass wir morgen gewinnen.“ (pm)