Rauchen, trinken: Santos tanzt gern aus der Reihe

Fernando Santos hat eine abwechslungsreiche Lebensgeschichte.
 ©AFP

Recife - Er raucht Kette, trinkt gerne Bier und ist unberechenbar: Griechenlands Nationaltrainer Fernando Santos passt so gar nicht ins Bild eines „modernen“ Fußball-Trainers.

Irgendwann hatte Fernando Santos keine Lust mehr. Tagein tagaus schraubte der junge Mann an technischen Geräten herum, verdingte sich jahrelang als Elektroingenieur, bevor er schließlich den folgenschweren Entschluss fasste: Santos sattelte um und übernahm das Traineramt bei einem portugiesischen Drittligisten - „aus Spaß“. Jetzt, fast 30 Jahre später, ist er ein Volksheld. Der portugiesische Coach führte Griechenland zum ersten Mal in der Geschichte in die K.o.-Phase einer WM.

„Ich habe nicht daran geglaubt, dass ich den Trainerjob mal ernsthaft machen würde“, sagte Santos dem Fachmagazin kicker. Doch nach dem frühen Karriereende mit 21 aufgrund einer schweren Verletzung kribbelte es bald zu sehr in den Fingern.

1987 heuerte Santos in Estoril an und führte den kleinen Klub mit Geduld, Akribie und einer Menge Sachverstand in nur vier Jahren in die 1. Liga. Das rief 1998 schließlich den großen FC Porto auf den Plan. Nach der Meisterschaft im Premierenjahr und zwei Pokalsiegen war Santos endgültig zum Shootingstar der Branche geworden.

Er gilt als unberechenbar

Es folgten sieben Jahre in Griechenland, wo er nach seinen Stationen bei AEK Athen, Panathinaikos und PAOK Saloniki 2010 zum „Trainer des Jahrzehnts“ gewählt wurde. Als man ihn im selben Jahr auch noch zum hellenischen Nationalcoach berief - zum Nachfolger des großen Otto Rehhagel, der die Griechen 2004 zum EM-Titel im eigenen Land geführt hatte - kam das einem Ritterschlag gleich.

Der heute 59-Jährige Santos ist anders. Anders als Otto Rehhagel. Anders auch als die meisten seiner Trainerkollegen. Er ist kein Fußball-Philosoph der alten Schule, wie es Rehhagel war. Und auch kein „moderner“, perfekt gestylter und medienwirksam in Szene gesetzter Star-Trainer wie Pep Guardiola oder Jose Mourinho es heute sind - im Gegenteil: Santos tanzt gern aus der Reihe.

Er raucht Kette, trinkt Bier (und macht in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus) und gilt als unberechenbar: Nicht selten staucht er seine Spieler beim Training gehörig zusammen - selbst Journalisten sind vor seinen Attacken auf Pressekonferenzen nicht gefeit.

In Griechenland geliebt

Und doch lieben sie ihn in Griechenland. Spätestens seit der dritten Qualifikation für eine Fußball-WM nach 1994 und 2010 liegen die Hellenen dem kauzigen Coach zu Füßen, den langen Schatten seines prominenten Vorgängers hat Santos längst übersprungen. Schon die Viertelfinal-Teilnahme bei der EM 2012 (2:4 gegen Deutschland) hatte in der Heimat für wahre Jubelstürme gesorgt.

Anders als Rehhagel wird Santos in Griechenland fast schon als Landsmann wahrgenommen. Er spricht fließend griechisch. Und nach Spielen, wie dem Last-Minute-Sieg gegen die Elfenbeinküste (2:1), der den historischen Einzug ins Achtelfinale erst ermöglichte, stehen griechische Medienvertreter schon mal bei ihm Schlange und bitten in der Mixed Zone höflich nach Autogrammen.

Seine Pflicht, das weiß Santos, hat er auf seiner Griechenland-Mission längst erfüllt. Schon das Erreichen der Runde der letzten 16 gilt als perfekter Schlusspunkt seiner vierjährigen Amtszeit. Seinen auslaufenden Vertrag wird Santos nämlich nicht verlängern. Er kehrt nach der WM zurück zu den Wurzeln. Nicht in die Elektronikbranche - Santos möchte wieder einen Klub trainieren.

sid

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser