In der abgelaufenen Saison war das Sturmzentrum aus unterschiedlichen Gründen eine Problemzone von Borussia Mönchengladbach. Beheben die Verantwortlichen im Sommer das Stürmer-Problem?
Mönchengladbach – Die Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach machen das schwache Abschneiden in der Bundesliga an mehreren Faktoren fest. Als eines der Hauptargumente wurde auf der Mitgliederversammlung im April der regelmäßige Verlust wichtiger Spieler wie Jonas Omlin, Ko Itakura oder Manu Koné aufgeführt. In der Auflistung war auch Tomáš Čvančara zu finden, dessen 10,5 Millionen Euro teurer Transfer sich bisher nur bedingt ausgezahlt hat.
Warum Gladbach ein Stürmer-Problem hat
Das Potenzial des Stürmers, wie Roland Virkus im Zuge eines Vergleichs mit dem VfB Stuttgart betonte, ist groß - und doch hat Čvančara gewissermaßen ein Stürmer-Problem am Niederrhein ausgelöst. Der 23-jährige Tscheche absolvierte lediglich sieben Startelfeinsätze, sammelte in 21 Bundesligaspielen insgesamt nur 889 Minuten.
Als Ergänzung verpflichtete Gladbach kurz vor Schließung des Sommertransferfensters Jordan, doch auch der Leihspieler von Union Berlin war regelmäßig im Verletzungspech. Immerhin verbuchte Jordan 18 Startelfeinsätze und 26 Bundesligaspiele über 1450 Minuten, gemeinsam mit Čvančara riss er jedoch zu häufig eine Personallücke im Sturmzentrum auf.
Fukuda und Ranos waren keine ernsthaften Optionen
Im Winter verzichtete Gladbach auf die Verpflichtung eines weiteren Stürmers, beförderte stattdessen Shio Fukuda in den Profi-Kader. Der Japaner erhielt fünf Kurzeinsätze, während Grant-Leon Ranos neunmal auf dem Feld stand. Bevorzugt ließ Gerardo Seoane anstelle des jungen Duos Alassane Pléa ins Sturmzentrum vorrücken und bot neben dem Franzosen Nathan Ngoumou oder Robin Hack auf. Infolge des Verletzungspechs der eigentlichen Stürmer waren somit stets zwei Akteure gefordert, auf einer ungewohnten Position zu spielen.
Die besten Gladbacher Torschützen 23/24 | |
Robin Hack (Linksaußen) | 10 Tore |
Alassane Plèa (Offensives Mittelfeld) | 7 Tore |
Rocco Reitz (Zentrales Mittelfeld) | 6 Tore |
Jordan (Sturm) | 5 Tore |
Nathan Ngoumou (Rechtsaußen) | 5 Tore |
Neben der Abwehr, die eine Runderneuerung benötigt, rückt im bevorstehenden Transfersommer das Sturmzentrum in den Vordergrund. Zu klären ist einerseits, ob Jordan über die Leihe hinaus am Niederrhein bleiben wird. Auf etwaige Gerüchte reagierte Virkus zurückhaltend, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen worden und hänge von der künftigen Spielidee ab, so der 57-Jährige. Mit einem Transfer oder Nicht-Transfer des US-amerikanischen Nationalspielers ist es allerdings noch nicht getan.
Braucht Gladbach sogar zwei Sturm-Neuzugänge?
Selbst im Falle eines Verbleibs von Jordan erscheint die Verpflichtung eines weiteren Stürmers sinnhaft. Ob Čvančara in seinem zweiten Jahr in Gladbach verletzungsfrei bleiben wird, ist angesichts der Regelmäßigkeit seiner Ausfälle kaum zu prognostizieren. Und da auch Jordan eine gewisse Verletzungsanfälligkeit hat, bräuchte es einen dritten Stürmer, der über mehr Erfahrung als Ranos und Fukuda sowie mehr Zuverlässigkeit als Čvančara und Jordan verfügt.
Sollte letztgenannter keine Zukunft am Niederrhein haben, ist doppelte Verstärkung im Sturm ratsam. Ranos und Fukuda haben noch einige Entwicklungsschritte zu absolvieren, und wenn Spieler wie Pléa oder Hack von ihren gewohnten Positionen ins Zentrum gezogen werden, fehlt an anderer Stelle Qualität. Die Verpflichtung eines weiteren Spielers für den linken Flügel kann Abhilfe schaffen, zu stark sollte Gladbach aber nicht auf den Faktor Polyvalenz setzen. Vielmehr bedarf es eine Besetzung um Čvančara, zwei weitere Stürmer sowie Fukuda und Ranos, wobei letztgenannter von der Rheinischen Post als Kandidat für eine Leihe zu Fortuna Düsseldorf ins Spiel gebracht worden ist. Andernfalls wird die Fohlen-Elf womöglich auch in der kommenden Saison ein Stürmer-Problem haben.