Grindel taumelt: Warum der DFB-Boss jetzt unbedingt die EM 2024 nach Deutschland holen muss

Reinhard Grindel steht unter Druck.
 ©dpa / Fabian Sommer

Reinhard Grindel steht nach dem Özil-Rücktritt mehr denn je unter Druck. Sollte Deutschland bei der Bewerbung um die EM 2024 gegen die Türkei verlieren, könnte dies das Aus des DFB-Präsidenten bedeuten.

Update vom 26. September 2018: Wer bekommt die Europameisterschaft 2024? Deutschland oder die Türkei? Wir haben bereits zusammengefasst, wie Sie die Übertragung der Vergabe der EM 2024 live im TV und im Live-Stream sehen können.

Frankfurt/Main - Neun Wochen. Diese schier endlos lange Zeit muss Reinhard Grindel noch überstehen. Irgendwie. Und wenn am 27. September bei der Vergabe der EM 2024 dann wirklich alles so ausgeht, wie es sich der schwer angezählte DFB-Präsident wünscht, schaut die Welt für ihn schon wieder anders aus. Und wenn nicht? Dann hat der 56-Jährige wohl keine Zukunft beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Schließlich ist die EM in sechs Jahren Grindels Prestigeprojekt - und eine erfolgreiche Bewerbung vermutlich die einzige Chance, seine Amtszeit doch noch in eine positive Richtung zu lenken. "Das sind Perspektiven für die Zukunft. Das wäre eine fantastische Geschichte, wenn wir das hinbekämen", hat Grindel stets betont. Eine Niederlage im Wettstreit mit der Türkei würde ihn sogar "noch trauriger machen" als der Verlust des WM-Titels, sagte er.

Die Worte des CDU-Politikers erlangen vor dem Hintergrund der hitzig diskutierten Causa Özil noch mehr Gewicht. Und Grindel darf tatsächlich auf (s)ein Happy End hoffen: Noch tendiert die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder im UEFA-Exekutivkomitee zu Deutschland. Damit das so bleibt und in Nyon am Ende nicht doch der türkische Konkurrent jubelt, muss Grindel seinen Laden im Frankfurter Stadtwald aber endlich in den Griff bekommen.

Grindel hat schon mehrfach Souveränität vermissen lassen

In seiner mittlerweile 27 Monate langen Amtszeit hat er sich schon mehrfach - um es vorsichtig auszudrücken - nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Grindel pflege zwar den Kontakt zur Basis, heißt es aus Amateurkreisen anerkennend. Bei den Themen, die seinem mittlerweile ziemlich ramponierten Ansehen auch öffentlich einen Schub verleihen könnten, manövrierte sich Grindel zuletzt aber immer mehr ins Abseits.

Die Aufarbeitung des Sommermärchens ist längst ins Stocken geraten, in Sachen Videobeweis mangelte es an der richtigen, verständlichen Kommunikation. Für sein Verhalten im Umgang mit Ex-Nationalspieler Mesut Özil wurde Grindel ebenso scharf kritisiert wie für die verfrühte Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw - in diesem Fall sogar verbandsintern. In einer repräsentativen Umfrage des Instituts Civey im Auftrag von t-online.de forderten jetzt 49,7 Prozent der Befragten Grindels Rücktritt, 36,6 Prozent sind dagegen.

Dass aber der größte Sportfachverband der Welt seinem Boss (noch) den Rücken stärkt, hat einen simplen Grund: Die EURO 2024. Grindel soll und muss in den Gesprächen mit seinen Kollegen im UEFA-Exko, gerade in dieser schwierigen Zeit, Lobbyarbeit leisten. Und auf die Unterstützung der deutschen Regierung hoffen.

Ausgerechnet die Türkei will Deutschland die Fußball-EM 2024 wegschnappen

Ein wichtiger Punkt sind "die so genannten Regierungsgarantien, in denen die Bundesregierung dem Ausrichter in verschiedenen Bereichen Kooperationsbereitschaft zusichert", hatte Regierungssprecher Steffen Seibert zuletzt gesagt und bestätigt: "Diese Regierungsgarantien sind gegeben worden." Sie sind dringend notwendig.

Denn die Türkei versprach der UEFA "eine noch nie da gewesene staatliche Unterstützung". Der DFB-Gegner würde eigenen Angaben zufolge "alle Garantien ohne jeden Vorbehalt geben, inklusive zusätzlicher Garantien, die den wirtschaftlichen Erfolg des Turniers absichern werden".

Sollten die Zusagen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und die damit verbundenen, sehr verlockenden Aussichten letztlich doch den Ausschlag geben, wäre der DFB gescheitert. Und mit ihm Grindel. Es würde ins Bild passen.

SID

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