Nur ein Sieg mit mindestens sieben Toren Vorsprung gegen Schweden könnte die Niederländer doch noch zur Fußball-WM bringen. Daran mag nicht mal der Oranje-Kapitän mehr glauben. Auf die Elftal wartet nun ein «Tag der Abrechnung».
Amsterdam (dpa) - Arjen Robben hat den Glauben an ein Oranje-Wunder aufgegeben. «Ich würde den Rechenschieber mal schön zu Hause lassen», sagte der frustrierte Kapitän vor dem eigentlich aussichtslosen Gruppenfinale der Niederländer in der WM-Qualifikation gegen Schweden am Dienstag.
Das mühsame 3:1 gegen Weißrussland war für die Elftal bei weitem zu wenig, um das 8:0 des Rivalen Schweden gegen Luxemburg zu kontern und damit eine realistische Chance auf Platz zwei in Gruppe A zu erhalten.
Mit mindestens sieben Toren Unterschied müssten die Niederländer nun in Amsterdam gegen die Skandinavier gewinnen, um doch noch durch die Hintertür der Playoffs zur Fußball-WM nach Russland fahren zu können. «Mit solchen Zahlen Schweden zu besiegen, das geht nicht», befand Robben, zumal es für die Schweden im Fernduell mit Frankreich noch um das Direkt-Ticket zur WM geht. Die Zeitung «De Volkskrant» urteilte: «Die Krise ist so tief. Die Niederlande müssen wieder lernen, Fußball zu spielen.»
Prompt rief «De Telegraaf» den Dienstag zum «Tag der Abrechnung» aus. Dass der WM-Finalist von 2010 und Dritte von 2014 nun nach der Europameisterschaft 2016 auch das nächste große Turnier verpasst, ist für die Niederländer nach den zumeist schwachen Leistungen der vergangenen Monate kaum noch ein Schock. Anders als die Frauen, die im Sommer Europameister wurden, haben die Männer ihre goldene Zeit schon länger hinter sich.
Der 33 Jahre alte Robben, der in Weißrussland mit seinem Elfmetertor zum 2:1 in der 84. Minute zumindest die mathematische Mini-Hoffnung am Leben hielt, dürfte am Dienstag als einer der letzten Vertreter einer großen Oranje-Generation seinen Abschied nehmen, auch wenn er darüber noch nicht reden mochte. «Erst Schweden, dann sehen wir weiter», sagte der Flügelspieler des FC Bayern. Auch Altstars wie Rafael van der Vaart, Wesley Sneijder und Robin van Persie dürften dann endgültig Geschichte sein.
Für den erst vor wenigen Monaten als Bondscoach zurückgekehrten Dick Advocaat könnte der Abend von Amsterdam ebenfalls schon wieder der Schlusspunkt sein. Zwar behauptete der 70-Jährige nach dem Arbeitssieg von Borissow mit starrem Gesicht: «Nichts ist unmöglich.» Aber schon zuvor hatte er sich verkalkuliert, als er einen Reporter angefaucht hatte: «Schweden wird doch nicht 8:0 gegen Luxemburg spielen. Was ist das für eine dumme Frage?» Doch eben genau das taten die Schweden und stürzten Holland damit wieder ins Jammertal.
Der «kleine General» Advocaat, einst Trainer bei Borussia Mönchengladbach, hatte nach der Ablösung seines Vorgängers Danny Blind noch versucht zu retten, was zu retten war. Zu spät. Advocaat, der bereits zweimal zuvor 1994 und 2004 Bondscoach war, konnte keine Wunder mehr vollbringen und wird wohl ebenfalls Platz für einen kompletten Neuanfang machen müssen.