Was für ein bitterer Auftakt: Eigentlich sollte Ronaldo das fehlende Puzzlestück für Juventus' Kampf um den Champions-League-Titel sein. Bei der Premiere im Juve-Trikot fliegt der Fußballstar allerdings vom Platz. In der Kritik steht nun ein Deutscher.
Valencia/Rom - Es sollte der Auftakt für eine glorreiche Saison werden, doch dann zog Cristiano Ronaldo mit Tränen in den Augen vom Platz. Der Weltfußballer hat bei seinem ersten Champions-League-Einsatz für Juventus Turin vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych die Rote Karte erhalten. Im Spiel beim FC Valencia musste der mehrfache Weltfußballer am Mittwoch nach 29 Minuten wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit vom Platz - es ist die erste Rote Karte für Ronaldo in der Champions League. Trotz einstündiger Unterzahl setzte sich Juve mit 2:0 (1:0) durch.
Der Aufreger des Abends ereignete sich im Stadion Mestalla von Valencia. Nach einem Laufduell im gegnerischen Strafraum war zunächst Abwehrspieler Jeison Murillo zu Boden gegangen. Daraufhin griff Ronaldo ihm kurz in die Haare. Es kam zu einer Rudelbildung, der Münchner Unparteiische Brych entschied nach Rücksprache mit Torrichter Marco Fritz auf Rot für den Portugiesen - eine harte Entscheidung.
Juve-Trainer Allegri kritisiert die Entscheidung
Die Möglichkeit des Videobeweises gibt es in der Champions League nicht. Der Platzverweis könnte auch bedeuten, dass Ronaldo das Match gegen seinen ehemaligen Club Manchester United nächsten Monat verpasst.
Juve-Trainer Massimiliano Allegri kritisierte die Entscheidung. „Ich sage nur, dass in so einer Situation der Videobeweis helfen würde.“ Dann hätte man gesehen, dass es kein Platzverweis hätte sein dürfen, sagte er nach der Partie. Auch Ronaldos Teamkollege Leonardo Bonucci sah einen Fehler des Unparteiischen. „Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter gesehen hat“, sagte er. Es habe sich um eine normale Auseinandersetzung gehalten, Ronaldo habe sich befreien wollen.
Mitspieler Emre Can ging im Interview bei DAZN sogar noch einen Schritt weiter: „Das soll Rot sein? Wir sind doch keine Frauen. Ehrlich. Ich habe nur gehört, dass er meinte, es sei wegen Haareziehen gewesen. Wir sind doch keine Frauen, wir spielen Fußball“, tobte Can, als ihm die Szene der angeblichen Tätlichkeit vorgespielt wurde. Doch damit nicht genug: Der deutsche Nationalspieler schimpfte: „Wenn man wegen so etwas Rot gibt, kann man wegen jedem Foul Rot geben. Zu 100 Prozent keine Rote Karte!“
Für den 43-jährigen Brych war es der erste große internationale Einsatz seit der enttäuschend verlaufenen WM in Russland, bei der er im Sommer nur ein Spiel gepfiffen hatte. Auf dem Weg in die Kabine kämpfte Ronaldo mit den Tränen und wurde von den Valencia-Fans verhöhnt.
Marca: „Das Drama von CR7“
„Rot nach 29 Minuten. Er geht in Tränen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ online und „Irsinns-Rot“, „Cristiano Ronaldo vom Platz verwiesen und in Tränen“ die Turiner Zeitung „La Stampa“. „Tuttosport“ fand die Entscheidung „skandalös“. Es war der elfte Platzverweis seiner Karriere und der erste in 154 Spielen in der Königsklasse. Der fünfmalige Champions-League-Sieger war vor der Saison von Real Madrid zu Italiens Rekordmeister gewechselt. Am vergangenen Wochenende erzielte der 33-Jährige in der Serie A seine ersten beiden Tore.
„Das Drama von CR7“, schrieb die spanische Sportzeitung „Marca“ am Mittwochabend. „Cristiano geht weinend vor Machtlosigkeit“, hieß es bei der spanischen Sportzeitung „AS“. Juventus hat 1996 zuletzt die Königsklasse gewonnen. Mit Ronaldo sind die Hoffnungen groß, den Titel endlich wieder zu holen.
Selbst Ronaldos Schwester äußert sich
Auch Ronaldos Schwester Katia Aveiro legte bei Instagram los und schrieb immer wieder von einer „Schande“ und prophezeite: „Es wird Gerechtigkeit geben.“
Nur sechs Minuten vor dem Platzverweis hatte Juve bereits den ersten Rückschlag hinnehmen müssen. Sami Khedira konnte wegen einer Verletzung am Oberschenkel nicht weiterspielen und wurde durch seinen Landsmann Emre Can ersetzt (23.). Die Treffer erzielte Miralem Pjanic (45./51. Minute) jeweils per Foulelfmeter. In der Nachspielzeit verschoss Valencias Kapitän Daniel Parejo einen Elfmeter (90.+6).
dpa/sdm