Völler will nach DFB-Blamage aufräumen: „Einige werden wir im September nicht mehr sehen“

Das DFB-Team stand vor dem Kolumbien-Länderspiel unter Druck. Bundestrainer Hansi Flick brauchte ein Jahr vor EM-Beginn ein Erfolgserlebnis. Die Stimmen zum Spiel.

München/Gelsenkirchen – Die Stimmung in Deutschland ist ein Jahr vor der Heim-EM 2024 alles anderes als gut. Der Grund liegt auf der Hand: Die Leistungen der DFB-Elf in den vergangenen Monaten.

Wollte das Team von Bundestrainer Hansi Flick nach der verkorksten WM 2022 doch im neuen Jahr einen positiven Turnaround schaffen, so steckt die Nationalmannschaft in einer Krise. Sowohl die Ergebnisse, als auch die Darbietungen der DFB-Stars in den Spielen zuletzt gegen die Ukraine (3:3) und Polen (0:1) geben wenig Grund zur Euphorie.

Deutschland gegen Kolumbien: Bundestrainer Hansi Flick in der Kritik

Inzwischen steht Flick in der Kritik, auch wenn der Bundestrainer vor dem Test-Triple ankündigte, dass er viel ausprobieren wolle. Zuletzt nahm ihn auch Lothar Matthäus in die Pflicht. Die Partie gegen Kolumbien machte alles noch schlimmer.

Gesprächsbedarf gibt es rund um die Partie der DFB-Elf in Gelsenkirchen gegen Kolumbien also genug. Man darf gespannt sein, was die Beteiligten um den Bundestrainer zu sagen haben.

Wir fassen für Sie die Stimmen zur Partie Deutschland gegen Kolumbien auf RTL zusammen.

Rudi Völler (DFB-Sportdirektor) nach der Partie über ...

... seine Lehren aus dem Länderspiel-Dreierpack: „Kolumbien war sicherlich ein starker Gegner. (...) Das Gesamtpaket war dann aber einfach zu wenig. (...) Am Ende ist Hansi Flick auch ein bisschen die ärmste Sau. Er probiert alles, damit wir erfolgreich sind. Er probiert da einige Dinge. Da müssen wir, ich auch, erkennen, dass wir vielleicht nicht mehr die allergrößte Qualität in Deutschland zurzeit haben. Da waren jetzt einige dabei, die werden wir vielleicht im September nicht mehr sehen.“

... das Personal für die EM 2024: „Es haben auch einige gefehlt. (...) Aber man konnte jetzt sehen, dass der eine oder andere jetzt bei allem Bemühen an seine Grenzen gekommen ist, ohne Namen zu sagen. Hansi Flick wird das analysieren, mit seinem Trainerteam. (...) Wenn wir alle drei Spiele zusammen nehmen, ist das unter dem Strich zu wenig. Da fehlt es dem einen oder anderen im Moment an der Top-Qualität. Wenn wir die im Moment in Deutschland nicht haben, müssen wir das halt mehr trainieren. (...) Das war für die Kolumbianer wie ein WM-Spiel. (...) Wenn wir eine gute EM spielen wollen, müssen wir mehr zeigen. (...) Alle haben sich bemüht. Und da muss man jetzt natürlich gucken: Wen nimmt man mit und wen nicht.“

Leon Goretzka (DFB-Team) nach dem Spiel über ...

… die Lage der Nationalmannschaft: „Ich weiß nicht, ob bedenklich da reicht. Es ist dramatisch! Wir haben uns heute wieder viel vorgenommen, aber es fehlt an allen Ecken und Enden. Das ist summa sumarum viel zu wenig.“

... die Dinge, die Hoffnung machen: „Wir werden weitermachen. Es ist einfach die Hoffnung in den Kader, weil wir gute Spieler haben. Man kann nicht sagen, dass der Spirit nicht da ist. Wir saßen in der Kabine und haben uns viel vorgenommen, weil wir wussten, dass es das letzte Länderspiel der Saison ist. Es fühlt sich ein bisschen so an wie am Ende bei Bayern, es läuft alles gegen uns.“

... sein fehlendes Selbstvertrauen: „Mit meinem Selbstvertrauen habe ich keine Probleme, aber mit meiner Leistung bin ich natürlich nicht zufrieden.“

Hansi Flick (Bundestrainer) nach dem Spiel über ...

... seine Meinung zur Niederlage: „Wir sind sehr enttäuscht, dass wir nicht das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Es tut mir für die Fans leid. Das, was wir uns vor den Testspielen vorgenommen, das ging in die Hose.“

... seine Argumente, was nach den drei Spielen Grund zur Hoffnung gibt: „Was soll ich da sagen? Die Argumente sind nicht auf unserer Seite. Wir haben gesehen, dass wir nach der Viererkette besser Zugriff hatten. Wir müssen im September eine bessere Leistung bringen, auch mehr Bereitschaft zeigen, wenn ich mir die Kolumbianer anschaue.“

... den Willen: „Ich kann den Jungs nichts absprechen, sie wollten alles. Aber wir haben es nicht auf den Platz gebracht. Wir haben versucht, umzustellen, dann kam der Elfmeter. Es läuft aktuell alles gegen uns.“

... das vermeintlich fehlenden Mentalitätsmonster: „Ich weiß, was sie meinen. Wir haben mit Toni Rüdiger, Jo Kimmich, Leon Goretzka oder Emre Can Spieler, die sowas können. Wir haben so einen jungen Kerl wie Jamals Musiala, der heute einige gute Aktionen hatte, aber das reicht dann nicht.“

... die Hoffnung auf die fehlenden Spieler: „Ich möchte jetzt nicht über Spieler reden, die jetzt nicht dabei waren. Wir brauchen vorne noch mehr Speed, noch mehr Tempo. Das macht uns stark, aber das fehlt uns.“

... die Gründe, warum er an eine erfolgreiche EM glaubt: „Warum? Weil ich davon überzeugt bin. Wir werden im September eine andere Mannschaft sehen. Wir haben zehn, zwölf, vierzehn Spieler, die werden den Stamm bilden. Die werden wir einspielen.“

... mögliche Spieler, die in den drei Spielen Pluspunkte sammeln konnten: „Jetzt ist erstmal eine große Enttäuschung da, ich kann dazu nichts sagen. Ich will keine Ausreden nutzen. Die Ergebnisse waren nicht so, daran müssen wir uns messen lassen. Aber ich blicke trotzdem positiv in den September.“

Robin Gosens (DFB-Team) nach dem Spiel über ...

... seine Meinung zur Partie: „Wir wollten dieses Spiel heute unbedingt gewinnen, um Selbstvertrauen zu tanken und eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Das ist uns leider nicht gelungen.“

... die Frage, wie er mit dieser mentalen Krise umgeht: „Wir kennen das alle aus den Vereinen. Wenn du in diesen Negativstrudel kommst, dann fehlt manchmal die Überzeugung, den letzten Pass zu spielen. (...) Ich glaube, dass wir gerade in einer Phase sind, wo alles gegen uns läuft. (...) Da müssen wir gemeinsam mit den Fans rauskommen.“

... seine Meinung zu den „Flick raus“-Rufen: „Davon will ich nichts hören! Ich bin nach wie vor überzeugt von unserer Mannschaft. Natürlich versteht man den Unmut der Fans. Aber jeder kann sich sicher sein, dass gleich jeder in der Kabine genauso zerstört ist wie die Fans.“

Ilkay Gündogan (DFB-Kapitän gegen Kolumbien) nach dem Spiel über ...

... die Qualitätsfrage und Probleme der deutschen Nationalmannschaft: „Wenn man es über einen längeren Zeitraum nicht schafft, sein vermeintliches Potenzial abzurufen, dann muss man sich die Qualitätsfrage stellen lassen. Das ist natürlich nicht unser Maßstab. Ich persönlich weiß genau, was viel besser werden muss. Wir müssen uns selbst kritisch hinterfragen und es beim nächsten Mal deutlich besser machen.“

Hansi Flick (Bundestrainer) vor dem Spiel über …

... die Partie: „Kolumbien wird uns intensiv anlaufen, sie spielen sehr zielstrebig hinter die Kette. Ich erwarte, dass wir die Mentalität aus dem Training umsetzten. Wir wissen, dass wir heute einen Sieg brauchen. Mit dem wollen wir in die Sommerpause gehen.“

... die Aufstellung und ob Flick auf Dreierkette setzt: „Ja, es ist eine Dreierkette. Emre Can spielt im Zentrum, Malick Thiaw rechts und Antionio Rüdiger links.“

... die Formation im Mittelfeld und der Offensive: „Leon Goretzka soll den defensiveren Part einnehmen, Jamal Musiala wird etwas mehr zurück rücken. Wir sind der Meinung, dass Kai Havertz uns mehr einbringt. Fülle ist einer, der der Mannschaft viel geben. Er akzeptiert die Rolle und wird noch das gewisse Extra geben, wenn er reinkommt.“

... vermeintlich fehlende Führungsspieler: „Ich sehe das anders. Wir haben einige Spieler, die diese Rolle übernehmen, aber es ist ein Prozess – und der ist noch nicht abgeschlossen.“

... Ilkay Gündogan und dessen meist wenig überzeugenden Auftritt im DFB-Team: „Ich bin heute mal gespannt, er wird sehr, sehr motiviert sein, weil wir in seiner Heimat spielen.“

Lothar Matthäus (RTL-Experte) vor dem Spiel über ...

... den Druck, der auf der Mannschaft liegt: „Ein Sieg muss her. Ich glaube fest an die Mannschaft, weil sie Qualität hat. Auf manchen Positionen sogar Weltklasse!“

(smk)

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