Obwohl Eintracht Frankfurt für Randal Kolo Muani über 90 Millionen Euro bekam, braucht der Klub wieder Verkäufe. Vorstandssprecher Axel Hellmann nennt die Gründe.
Frankfurt - Eintracht Frankfurt erlebte im vergangenen Jahr einen Rekord-Sommer. Innerhalb weniger Tage gingen Jesper Lindström und Randal Kolo Muani von Bord. Für den Dänen kann die Ablösesumme auf rund 34 Millionen Euro ansteigen, für Kolo Muani sogar auf 95 Millionen Euro. Warum als benötigt Sportvorstand Markus Krösche auch der aktuell laufenden Transferperiode wieder Überschüsse? Weshalb herrscht Verkaufszwang vor?
Hellmann ordnet Transferthematik ein
Vorstandssprecher Axel Hellmann sah den Zeitpunkt gekommen, diese Thematik einzuordnen. „Zunächst kommt die Kohle nicht auf einen Schlag bei uns an. Es wird über einen gewissen Zeitraum gestreckt“, erklärte der Jurist und nannte den Begriff „Liquiditätsmanagement“. Was bedeutet das? Es umfasst die durch den Unternehmensprozess ausgelösten Zahlungsströme und berücksichtigt Fälligkeiten und Laufzeiten von Forderungen und Verbindlichkeiten.
Sprich: Die Eintracht holt Geld in die Kasse und verwendet diese komplett bei der Suche nach Ersatz. Es geht nicht darum, bestimmte Summen auf dem Bankkonto zu parken. Diese Strategie führte bei Teilen des Umfelds zu der Sorge, die Eintracht könne ein Durchlauferhitzer werden. Hellmann betonte: „Wir werden immer wieder in der Situation sein, dass ein gewisser Spieler auf dem Niveau ist, dass er schneller gewachsen ist als unser Klub. Dann müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, ob wir ihn noch behalten können.“
Eintracht will Wohlfühlfaktoren schaffen und „Leistungsexplosionen“ ermöglichen
Der Vorstandssprecher der Hessen wurde deutlich: „Wenn wir das größtmögliche Leistungsniveau erreichen wollen, dann ist dieser Weg alternativlos.“ Er entkräftete den in einigen Kreisen gegen Krösche geäußerten Vorwurf, er dränge dem Verein dieses Modell förmlich auf. Hellmann erklärte: „Wir holen Spieler, die wie wir auch ambitioniert sind. Von ihnen verlangen wir Leistung. Dafür geben wir den Spielern die internationale Bühne und Rahmenbedingungen, die optimal sind.“
Die Stadt habe vor allem für ausländische Akteure viel zu bieten, wie eine gewisse Vielfalt, die Anbindung zum Flughafen, viele Kulturen: „Wir wollen Wohlfühlfaktoren schaffen und so Leistungsexplosionen ermöglichen.“ Sollte dies gelingen, dann ziehen die Eintracht-Spieler sofort die Blicke der Topklubs auf sich. Luka Jovic (Real Madrid), Sébastien Haller (West Ham United), André Silva (RB Leipzig), Filip Kostic (Juventus Turin) oder Kolo Muani (PSG) gingen in die größten Ligen.
Kann die Eintracht so die Top-Vier-Teams attackieren?
Hellmann mag die Begrifflichkeit, dass man „sich für den nächsten Schritt“ aufstelle, nicht wirklich: „Wir müssen uns aber dieser Realität stellen.“ Es gebe noch weitere Möglichkeiten: Die Eintracht wartet bis zum Deadlineday und hofft auf Möglichkeiten. Oder der Klub nimmt viel Geld in die Hand um Erfahrung und Soforthilfe zu verkaufen. Dies könnte auch ablösefrei passieren, würde dann aber das Gehaltsniveau sprengen. Die Frankfurter haben einen anderen Weg gewählt.
Ob dieser tatsächlich den Sprung in die Nähe der Top-Vier-Teams aus Leipzig, Leverkusen, Dortmund oder München ermöglicht? Das wird vor allem die kommende Saison zeigen. Das Kader-Gerüst steht weitestgehend, die Offensive war lange nicht mehr so facettenreich besetzt. Noch sind die Planungen nicht vollumfänglich abgeschlossen, ein erfahrener Sechser soll im Optimalfall noch kommen. Bei Abgängen von Leistungsträgern müsste Krösche ebenfalls noch aktiv werden.
Eintracht hat schon ordentlich investiert
Was aber klar geworden ist durch die Hellmann-Sätze: Das Geld aus den Verkäufen von Kolo Muani und Lindström wurde verwendet, um den Kader umzubauen. Im Winter kamen mit Hugo Ekitiké, Jean-Matteo Bahoya und den Leihgaben Sasa Kalajdzic und Donny van de Beek durchaus namhafte und teure Spieler. Aktuell haben die Hessen für Can Uzun, Krisztian Lisztes, Nathaniel Brown und Aurele Amenda schon kräftig investiert. Auch deshalb ist für Krösche kein Spieler unverkäuflich.