Schalke verärgert mit Härtefallantrag seine Fans - für Schneider ein "kapitales Eigentor"

Schalke setzt bei der Rückerstattung der Ticketpreise auf Gutscheine. Geld gibt es nur bei einem Härtefall. Der Antrag sorgt für Empörung. Der Klub äußert sich.

  • Schalke 04* setzt bei der Rückerstattung von Ticketpreisen vornehmlich auf Tickets.
  • Es gibt einen Weg, das Geld vor einer bestimmten Frist zu verlangen: den Härtefallantrag.
  • Dieser Antrag sorgt für Empörung und Entsetzen im Netz.

Update vom 7. Juni, 15.10 Uhr: Der Härtefallantrag sorgte für mächtig Aufsehen auf Schalke. Nur wenige Tage darauf verkündete der Klub, dass sich die Wege von Finanzvorstand Peter Peters und S04 zum 30.06. dieses Jahres trennen würden. Wegen der Härtefall-Geschichte, heißt es.

Es sei eine Frage des Respekts, sich nicht an solchen Spekulationen zu beteiligen, sagte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider vor dem Auswärtsspiel der Schalker bei Union Berlin (im Live-Ticker auf wa.de*) am Sky-Mikro.

Weiter meinte Schneider: Bei Ticketrückerstattungen eine "Härtefall"-Begründung zu fordern, sei ein "kapitales Eigentor", ein "unglaublicher Fehler" gewesen, sagte der 49-Jährige. Das dürfe kein Verein der Bundesliga machen, - "und schon gar nicht Schalke 04" wo die Fans und Dauerkartenbesitzer dem Verein "so viel Liebe" entgegenbringen.

Das Thema fiel grundsätzlich in Peters' Finanzbereich. "Sie können davon ausgehen, dass wir dieses Thema intern geklärt haben", sagte Schneider und sprach von einem "kapitalen Bock. (...) Es darf nicht mehr passieren und es wird nicht mehr passieren."

Schalke verärgert mit Härtefallantrag seine Fans - und rudert zurück

Update vom 4. Juni, 8.29 Uhr: Ein Schreiben des FC Schalke 04 an seine Fans hat in sozialen Netzwerken für Aufregung gesorgt. Wer vor 2022 sein Geld für nicht nutzbare Bundesliga-Tickets zurückfordere, solle dem Fußball-Bundesligisten seine finanzielle Notlage offenlegen, hieß es in dem Antrag. Am Mittwochabend entschuldigte sich der Verein.

"In den Anschreiben an Fans und dem darin aufgeführten "Härtefallantrag" hat Schalke 04 unpersönliche und wenig empathische Formulierungen verwendet – dafür entschuldigen sich der Verein und die Mitarbeiter des Service Centers bei allen Fans in aller Form", hieß es auf der Homepage des Klubs. Das hätten man besser formulieren können und müssen.

Zuvor hatte die Verbraucherzentrale keine Einwände gegen das Formular erhoben, da es "der gesetzlichen Gutscheinregelung entspricht", wie Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale der WAZ sagte. Er bezeichnete das Einfordern von Belegen direkt bei der Antragstellung jedoch als "vielleicht nicht gerade kundenfreundlich".

Der Verein räumte "Fehler im Umgang mit Ticketrückerstattungen" ein und versprach, dass "jeder Antrag von Fans, die aus wirtschaftlichen Gründen auf eine sofortige Rückerstattung des Ticketpreises angewiesen sind, wohlwollend bearbeitet wird". Es werde niemand Belege einreichen müssen, und es werde selbstverständlich niemand "kontrolliert", hieß es weiter.

Schalke sorgt mit Härtefallantrag für Ticket-Rückerstattung für Entsetzen

[Erstmeldung] Gelsenkirchen - Sportlich schreibt der FC Schalke 04 gerade alles andere als positive Schlagzeilen nach elf Spielen in der Bundesliga ohne Sieg. Und auch jenseits des Platzes bekleckern sich die Königsblauen nicht sonderlich mit Ruhm.

Ein sogenannter "Härtefallantrag" von Schalke 04 sorgt seit Mittwoch - neben der Torwart-Debatte um eine neue Nummer eins - für reichlich Diskussionen im Netz. Darin heißt es wörtlich:

"In der aktuellen Corona-Pandemie freut sich der FC Schalke 04 ungemein über die großartige Solidarität seiner Fans. Im Rahmen der Gemeinschaftsaktion #NurimWir unterstützt jeder Verzicht den Verein in der aktuellen wirtschaftlichen Notsituation. Das damit zum Ausdruck gebrachte Bekenntnis zum Verein betrachtet der S04 keinesfalls als selbstverständlich, sondern im Gegenteil als ganz außergewöhnlich.

Den Restwert deines Gutscheins kannst Du Dir ab dem 1. Januar 2022 auszahlen lassen. Wenn dies aufgrund Deiner persönlichen Lebensumstände unzumutbar ist, kannst Du eine Auszahlung natürlich auch vorher verlangen. Damit der FC Schalke 04 in seiner Vereinsfamilie einheitlich und fair mit den Härtefallanträgen vorgehen kann, benötigen wir genaue Informationen von Dir."

Schalkes "Härtefallantrag" sorgt für Entsetzen: Das steckt dahinter

Der Betroffene soll dann erläutern, warum der das Geld "unbedingt jetzt" brauche, und seine Begründungen "falls möglich" mit entsprechenden Belegen unterstreichen.

Dabei müsse der- oder diejenige aber nicht erläutern, für welche Zwecke das Geld sofort benötigt werde. Es genüge eine simple Erklärung wie "arbeitslos wegen Corona", versicherte eine Klub-Sprecherin dem WA.

Zum Hintergrund: Bei der Rückerstattung der Ticket-Preise für Einzel- und Dauerkarten setzte Schalke zunächst auf diverse Möglichkeiten für die Fans - unter anderem Gutscheine für den Fanshop. Eine Bar-Auszahlung wurde dabei nicht erwähnt, sei aber nach einem Ablauf des Gutscheins nach zwei Jahren möglich.

Damit geht der Verein nach dem Verfahren vor, wie es im Veranstaltungsvertragsgesetz festgelegt ist. Darin ist auch das Vorgehen für eine sofortige Auszahlung vorgeschrieben: der Härtefallantrag. Das der Begriff unglücklich ist, räumte der Verein ein. So hieße aber nun mal der entsprechende Passus in besagtem Gesetz.  

Schalkes "Härtefallantrag" sorgt für Entsetzen: Fremdschäm-Moment für User im Netz

Dennoch: Der "Härtefallantrag" sorgte für einen regelrechten Shitstorm für Schalke 04. Die Reaktionen im Netz reichten von erschüttert bis fassungslos.

"Mir fällt nichts anderes ein: Arschl***er", lautete eines der vernichtenden Urteile auf Twitter. Ein anderer User meinte in Bezug auf den Schalker "Härtefallantrag": "Ihr fahrt den Verein mit Ansage gegen die Wand. Sportlich. Wirtschaftlich. Kommunikativ. Es ist zum Fremdschämen."

Nutzer @anneken04 hoffte schlichtweg auf einen schlechten Scherz und kommentierte: "Das kann doch nur Satire sein. Oder ODER?" Weitere Kommentare reichten von "Es ist unfassbar was sich der Fußball raus nimmt", bis hin zu "Lächerlich. Clownsverein."

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