Schwedens ganz vager Titeltraum fiel im Viertelfinale in sich zusammen wie ein schlecht zusammengebautes Billy-Regal. Für den ganz großen Wurf reichte die Qualität von Emil Forsberg und Co. nicht.
Samara - Zlatan Ibrahimovic hatte sich schon so auf den Kleiderschrank Pax oder den Hocker Söderhamn gefreut. Kumpel David Beckham hätte bei einem gemeinsamen Besuch im Möbelhaus Ikea sogar alles bezahlt - wenn denn Schweden im WM-Viertelfinale gegen England gewonnen hätte. Durch das 0:2 (0:1) fand die Wette der beiden Altstars aber kein gutes Ende für "Ibrakadabra": Er muss demnächst ein England-Spiel im Trikot der Three Lions besuchen und in der Halbzeit Fish and Chips essen.
Trotzdem war Schwedens Rekordtorjäger stolz auf das Team, das mit ihm bei einer WM nie so weit gekommen war. "Jeder Spieler sollte einen goldenen Ball in Schweden bekommen. Was sie vollbracht haben, wird für immer in Erinnerung bleiben", ließ Ibrahimovic auf seinen sozialen Netzwerkseiten verlauten: "Danke für die Show!"
Every player should get a golden ball in Sweden. What they did will be remembered forever. Thank you for the show pic.twitter.com/VsoaUY6W99
— Zlatan Ibrahimović (@Ibra_official) 7. Juli 2018
„Schweden zeigte langsamen, schlechten und leblosen Fußball"
Nach drei Wochen endete das schwedische Mittsommermärchen mit der Erkenntnis: Kämpfen allein reicht nicht. Auch nicht gegen keineswegs herausragende Engländer. Die Zeitung Aftonbladet urteilte schonungslos: "Schweden zeigte langsamen, schlechten und leblosen Fußball."
Wohl auch, weil Emil Forsberg, der einzige Künstler unter all den Kriegern, keinen guten Tag erwischte. "Es ist hart, man will nie verlieren", sagte der Offensivspieler von RB Leipzig: "Aber wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben. Wir haben den Schweden einen ziemlich magischen Sommer geschenkt."
Einen kritischen Satz zu seiner frühen Auswechslung nach etwas mehr als einer Stunde beim Stande von 0:2 verkniff sich Forsberg. Seine Ehefrau Shanga twitterte jedoch unmittelbar danach ein Emoji-Symbol mit einer unmissverständlichen "Was soll das denn?"-Geste. Nationaltrainer Janne Andersson rechtfertigte sich, seine Einwechslungen seien "exzellent" gewesen: "Vielleicht hätten wir sie noch früher bringen müssen."
„Jetzt kann ich nach Hause und meine Tochter sehen“
Der Konjunktiv verfolgte auch Marcus Berg bis tief in die Nacht. Wäre der frühere Stürmer des Hamburger SV nicht zweimal am überragenden England-Torhüter Jordan Pickford gescheitert, hätte Schweden vielleicht doch das erste Halbfinale seit 1994 erreicht. Aber der WM-Pechvogel traf nicht ins Tor - so wie bei all seinen 15 Torschüssen und vier Großchancen bei diesem Turnier.
Der kleinen Mika Granqvist hat Berg unbewusst einen Gefallen getan. Die erst in der Nacht zu Freitag geborene Tochter von Schwedens Kapitän Andreas Granqvist bekommt ihren Papa nun früher das erste Mal zu Gesicht. "Jetzt kann ich nach Hause und meine Tochter sehen", sagte der Abwehrspieler. Seine Frau Sofie hatte darauf bestanden, dass ihr Mann beim Team bleibt und nicht zur Geburt einfliegt.
"Sie ist eine sehr starke Frau", sagte Granqvist, der so sein vermutlich letztes Spiel im gelb-blauen Trikot trotz der Niederlage genießen konnte: "Es hat Spaß gemacht, mit 33 Jahren noch mal so ein Niveau zu erreichen und das Team bis ins Viertelfinale zu führen. Ich bin unglaublich stolz."
Wie es nun für die siegreichen „Three Lions“ weitergeht, wird sich im Halbfinale zeigen. Auf tz.de* erhalten Sie alle Informationen dazu, wie Sie Kroatien gegen England live im TV oder auch im Live-Stream sehen können.
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SID
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