In einem Spiel mit Chancen auf beiden Seiten hat sich die DFB-Auswahl knapp gegen Peru durchgesetzt. Ein Debütant erzielt den entscheidenden Treffer ins Sinsheim.
Sinsheim - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat dank Nico Schulz Teil zwei ihrer Wiedergutmachungs-Tour für das WM-Desaster erfolgreich gestaltet. Der viermalige Weltmeister besiegte Peru nach einem späten Treffer des Debütanten (85.) trotz einer schwachen zweiten Halbzeit mit 2:1 (1:1).
Mit dem erst dritten Sieg in den vergangenen elf Länderspielen tankte das Team von Bundestrainer Joachim Löw Selbstvertrauen für den heißen Nations-League-Herbst mit Spielen in den Niederlanden und Frankreich. Julian Brandt (25.) glich vor 25.494 Zuschauern in Sinsheim den Rückstand durch Luis Advincula (22.) zunächst aus, dann bescherte Schulz in seinem Wohnzimmer Löw ein erfolgreiches Rekordspiel. Mit 167 Begegnungen als Bundestrainer zog der 58-Jährige nach DFB-Angaben mit dem legendären Sepp Herberger gleich. Beim Flachschuss des Außenverteidigers sah Perus Schlussmann Pedro Gallese aber ganz schlecht aus.
Der Bundestrainer lobte und tadelte sein Team nach Spielschluss bei „RTL“: „Man hat gespürt, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen wollte, sie hat gekämpft bis zum Schluss. Wir haben in der ersten Halbzeit viele Chancen liegengelassen, dadurch wurde es schwerer. Durch die Wechsel war der Rhythmus ein wenig raus, in der zweiten Halbzeit haben einige Sachen nicht mehr gestimmt.“ Brandt gestand: „Es war nicht alles Gold was glänzt. Aber jeder Sieg tut uns gut.“ Und Siegtorschütze Schulz ergänzte: „Schön ist vor allem, dass wir gewonnen haben. Mein Tor war ein wenig glücklich.“
Fünf Änderungen in der Startelf
Löw setzte wie schon zum Auftakt der neu geschaffenen Nations League gegen Weltmeister Frankreich (0:0) auf ein 4-1-4-1-System - mit allerdings gleich fünf Änderungen. Marc-Andre ter Stegen rückte für Kapitän Manuel Neuer ins Tor. Zudem standen Niklas Süle, Schulz, Ilkay Gündogan und Brandt in der Startformation.
Löw hatte vor Spielbeginn "die richtigen Lösungen" in der Offensive gefordert, und seine Spieler beherzigten die Vorgaben des Bundestrainers. Gündogan und Toni Kroos trieben das deutsche Spiel durch die Mitte mit schnellen Kombinationen immer wieder an, Brandt, Marco Reus und Timo Werner machten die von Löw geforderten Läufe in die Tiefe.
Reus vergibt drei Chancen
Die Chancenverwertung blieb aber das größte Manko. Reus (2., 20., 21.) vergab vor der Pause gleich drei gute Möglichkeiten. Matthias Ginter (13.), Werner (35.) und Gündogan (38.) scheiterten am starken Torhüter Pedro Gallese.
Durch ihr Pressing setzte die DFB-Auswahl, bei der Joshua Kimmich wieder auf der Sechser-Position agierte, die Gäste früh unter Druck und kam so immer wieder zu Ballgewinnen. Allerdings gelang es den Peruanern das ein oder andere Mal, sich zu befreien, dann wurde es für den Gastgeber gefährlich. Das Gegentor durch den Ex-Hoffenheimer Advincula fiel aus einem Konter. Dabei sah zunächst der defensiv anfällige Schulz zweimal nicht gut aus, und auch ter Stegen machte beim Schuss ins kurze Eck eine schlechte Figur.
Foul an Süle bleibt ungeahndet
Das DFB-Team ließ sich aber durch den Rückstand nicht verunsichern und spielte weiter mutig und mit viel Tempo nach vorne. Brandt erzielte sein zweites Länderspieltor mit einem überlegten Heber nach Vorarbeit von Kroos. Pech hatte der Gastgeber, dass nach einem Foul an Süle nach einem Eckball nicht auf Elfmeter entschieden wurde (39.).
Zu Beginn der zweiten Halbzeit ersetzten Antonio Rüdiger und Julian Draxler Jerome Boateng und Reus - doch der Torabschluss blieb die große Schwäche. Nach einem Konter ließ Werner ein Zuspiel des starken Brandt ungenutzt (55.).
Farfan scheitert allein vor ter Stegen
Dem deutschen Spiel mangelte es nun aber an Präzision, es schlichen sich Fehler ein, die Zielstrebigkeit ging immer mehr verloren. Nach einem Konter der Gäste hatte das DFB-Team Glück, dass dem Ex-Schalker Jefferson Farfan frei vor ter Stegen die Nerven versagten (58.). Die DFB-Auswahl bekam nun keinen richtigen Zugriff mehr, die Kompaktheit ging verloren - dennoch war der Sieg über die gesamte Spielzeit gesehen nicht unverdient.
In der Schlussphase ermöglichte Rekordhalter Löw auch Kai Havertz und Thilo Kehrer ihr Nationalmannschafts-Debüt. Ob Löw allerdings erst mit dem Spiel gegen Peru mit Herberger gleichgezogen ist, darüber streiten sich die Experten. Nach DFB-Angaben saß Herberger in 167 Länderspielen als Nationaltrainer auf der Bank. Allerdings scheint diese Zahl nicht korrekt zu sein, zu diesem Ergebnis kommen zumindest Historiker. Demnach habe Herberger in seinen ersten fünf Spielen Otto Nerz nur vertreten.
sid