Thomas Müller ist und bleibt ein Phänomen – sowohl auf als auch abseits des Platzes. Bei der EM gibt der Routinier seinen Teamkollegen Ratschläge.
Herzogenaurach – Thomas Müller ist und bleibt ein Phänomen – sowohl auf als auch abseits des Platzes!
Als die Achtelfinal-Partie zwischen Deutschland und Dänemark wegen des Unwetters unterbrochen wurde, versammelten sich die Mannschaften vor der Trainerbank, ehe sie in die Kabine geschickt wurden. Müller nutzte die Gunst der Stunde, schnappte sich ein paar Spieler und gab ihnen seine taktische Sicht der Dinge mit auf den Weg.
Selbst Kapitän Ilkay Gündogan hörte dem 34-Jährigen aufmerksam zu. Diese Szene steht sinnbildlich für die Rolle des Münchners im DFB-Team: Von wegen Maskottchen, Müller macht den Spielertrainer!
Thomas Müller wie einst CR7: DFB-Star coacht auch von der Seitenlinie
Es gibt viele Schnappschüsse des Bayern-Stars aus Dortmund, die das dokumentieren: Mal gibt er im Beisein von Bundestrainer Julian Nagelsmann taktische Anweisungen am Spielfeldrand, mal stürmt er gemeinsam mit dem Nationalcoach und dessen Co-Trainer-Team zur Schiedsrichter-Beschwerde an die Seitenlinie. Als Stürmer Niclas Füllkrug in der 64. Minute eingewechselt wurde, gab ihm Müller ein paar motivierende Worte mit auf den Weg, Leroy Sané erhielt während des Spiels ebenfalls Instruktionen.
Obwohl die Vereinsikone des FC Bayern auf gerade einmal 16 EM-Einsatzminuten kommt, genießt sie innerhalb der Mannschaft höchsten Respekt, dementsprechend ernst wird Müllers Meinung genommen. Kein Wunder: Der Weltmeister von 2014 zählt gemeinsam mit Torhüter Manuel Neuer und Mittelfeld-Stratege Toni Kroos mit Abstand zu den erfolgreichsten Spielern im Kader.
„Spielertrainer“ Thomas Müller: „Wir können La Furia Roja knacken“
Darüber hinaus verfügt er über eine einzigartige Empathie oder wie es der Bundestrainer vor Turnier-Start formulierte: „Thomas verbindet die Rapper und die Jodler in der Mannschaft.“ Darüber hinaus analysiert Müller bereits seit einigen Jahren Spiele in der Nachbetrachtung in bester Cheftrainer-Manie und nimmt dabei auch öffentlich kein Blatt vor dem Mund. Die idealen Voraussetzungen für einen Spieler-Co-Trainer.
In der Gesamtbetrachtung spricht Müller davon, dass die Mannschaft stark ins Turnier gestartet sei, und lässt den Weg ins Viertelfinale Revue passieren: „Wir sind klasse ins Turnier gekommen und haben uns gewissenhaft vorbereitet. Alles in allem sind wir als verdienter Gruppensieger in die K.-o.-Runde gegangen. Mit einer grundsoliden Performance gegen Dänemark haben wir das Ticket für einen echten Knaller im Viertelfinale geebnet.“
Müller setzt gegen Spanien auf Heim-Vorteil der DFB-Elf
Und welche Chancen räumt der Bayer seiner Mannschaft nun gegen die Spanier im Viertelfinale ein? „Der Motor läuft gut geölt, wir sind bereit für die nächste Herausforderung“, schreibt Müller in seinem Newsletter und erinnert sich dabei an die letzten Aufeinandertreffen, die er als „recht ausgeglichen“ bezeichnet: „Und so sehe ich das auch für den kommenden Freitag. Das wird wahrscheinlich eine ganz knappe Kiste. Die Spanier präsentieren sich bisher als sehr spielfreudige und effektive Mannschaft. Aber ich sehe da auch genügend Ansatzpunkte, mit denen wir La Furia Roja, wie sie auch genannt werden, knacken können.“
Für das Kracher-Duell im Viertelfinale setzt Müller freilich auch auf den Heimvorteil der DFB-Elf: Es sei schön, überall Deutschland-Trikots- und Fahnen zu sehen. „Mich freut, dass sich so viele Menschen mit der Nationalmannschaft identifizieren können und ein gesundes Selbstverständnis mit unserem schönen Land und seiner Vielfalt entwickeln.“ Manchmal könne Völkerverständigung eben so einfach sein: „In diesem Sinne wünsche ich uns allen weiterhin ein friedliches, herzliches und weltoffenes Fußballfest in Deutschland. Wir werden alles geben, um ins Finale zu kommen und den Traum des EM-Titels im eigenen Land möglich zu machen.“ Der EM-Titel fehlt Müller noch in seiner Sammlung. Manuel Bonke, Philipp Kessler