Steht Eintracht Frankfurt vor einem ruhigen Transfersommer? Aktuell deutet wenig darauf hin, dass Sportvorstand Markus Krösche viel verändern muss.
Frankfurt – Das etwas sperrige und unterschiedlich definierte Wort „Umbruch“ sorgt bei Fans von Eintracht Frankfurt beinahe schon zu emotionalen Ausbrüchen. Ab wie vielen Neuerwerbungen und Abgängen fängt ein „Umbruch“ an? Wann befindet man sich nur im Bereich der Fluktuation? Sportvorstand Markus Krösche will diesmal Veränderungen mit Augenmaß vornehmen. Ein Transfersommer wie 2023 mit fünf Abgängen von Schlüsselspielern soll vermieden werden. Die Chancen stehen gut, fussball.news nennt dafür drei Gründe.
1.) Die Vertragssituation ist viel besser
Daichi Kamada und Evan N‘Dicka waren nach insgesamt sechs und fünf Jahren nicht mehr zu halten für die Eintracht. Die beiden Schlüsselspieler ließen ihre Verträge auslaufen und wechselten nach Italien zu Lazio Rom und AS Rom. Auch bei Djibril Sow musste angesichts eines bis 2024 laufenden Kontrakts die klare Entscheidung getroffen werden: Verlängerung – oder letztmals Ablöse kassieren. Krösche und der Schweizer entschieden sich für eine Ablösesumme im Zwölf-Millionen-Bereich für einen Tapetenwechsel in Richtung FC Sevilla.
Zwölf Monate später sieht die Lage deutlich entspannter aus. Die einzigen beiden Verträge, die ausgelaufen sind, waren die von den Legenden Sebastian Rode und Makoto Hasebe. Sie spielten sportlich gesehen keine (tragende) Rolle mehr und gingen in den wohlverdienten Ruhestand. Ansonsten sind alle Leistungsträger langfristig und ohne Ausstiegsklausel – mit Ausnahme von Ellyes Skhiri und Junior Dina Ebimbe (Paris Saint-Germain hat eine Rückkaufoption) – gebunden. Krösche kann dadurch deutlich einfacher nein sagen, er steckt auch nicht in dem Dilemma, ein Jahr vor Vertragsende verkaufen zu müssen.
2.) Kein Durchstarter wie Randal Kolo Muani
Die Entwicklung von Randal Kolo Muani bei der Eintracht war kometenhaft. Der Franzose wechselte ablösefrei aus Nantes in die Mainmetropole, startete durch, wäre beinahe WM-Held in Katar geworden und beendete die Saison 2022/23 als Top-Scorer der Bundesliga. Plötzlich klopften alle europäischen Topteams in Frankfurt an, Paris Saint-Germain holte ihn in allerletzter Sekunde für einen Betrag, der noch auf 95 Millionen Euro anwachsen kann.
Zwar gab es aus Eintracht-Sicht auch unter Trainer Dino Toppmöller einige erfreuliche Entwicklungen: Willian Pacho etwa, der aus Antwerpen kam und seinen Marktwert vervielfacht hat. Megatalent Hugo Larsson, der im ersten Halbjahr im zentralen Mittelfeld teilweise überragte. Oder Omar Marmoush, der zwölfmal traf und zu einem Bundesliga-Topspieler reifte. Und doch werden geforderte Summen in Höhe von 40 oder 50 Millionen Euro auch von Premier-League-Klubs nicht einfach auf den Tisch gelegt.
Dafür gibt es Gründe: Conference League statt Champions League. Hatte die Eintracht vor 18 Monaten noch etliche WM-Teilnehmer, darunter auch den für über 30 Millionen Euro verkauften Jesper Lindström, sind diesmal möglicherweise nur Robin Koch und der noch nicht präsentierte Can Uzun bei der Europameisterschaft dabei. Auch im DFB-Pokal war frühzeitig nach der Blamage in Saarbrücken Schluss. Und generell verlief die Eintracht-Saison trotz Rang sechs und Europa-League-Qualifikation eher zäh.
3.) Eintracht hat sich für die Europa League qualifiziert
Die Frankfurter haben einen wichtigen Schritt in der Entwicklung gepackt: In Europa sind die Hessen seit 2018 regelmäßig dabei. Zum sechsten Mal in sieben Jahren tanzt die Eintracht zu Saisonbeginn auf drei Hochzeiten. Nach dem Abstieg aus der Champions League in die Conference League folgte die Rückkehr in die Europa League. In den Wettbewerb also, der 2022 so triumphal gewonnen wurde. Übrigens noch immer als einzige deutsche Mannschaft in diesem Jahrtausend.
Natürlich wird Krösche wohl einen Leistungsträger der Kategorie Marmoush oder Pacho abgeben müssen. Der Sportvorstand betonte, erneut Transferüberschüsse erzielen zu müssen: „Bei jedem Spieler gibt es Schmerzgrenzen, keiner ist unverkäuflich.“ Das hat nichts mit Durchlauferhitzer zu tun, sondern ist eine klare Vereinsvorgabe. Die Planungen sind aber weit vorangetrieben und mit Ausnahme von Pascal Groß, den die Eintracht aus Brighton weglocken will, soll auf der Zugangsseite wohl nicht mehr viel passieren.
Krösche hat dabei durchaus im Blick, dass eine Qualitätssteigerung des rechten Flügels noch sinnvoll wäre. Und er ist sich auch im Klaren darüber, dass er bei einem Abgang eines Stars auf dem Transfermarkt reagieren muss. Auf eine wilde Transferphase mit fünf Abgängen von Leistungsträgern, wie es sie vor zwölf Monaten gab, deutet derzeit allerdings wenig hin. Ob sich daran etwas nach der EM ändert, ist noch völlig offen. Doch dieses Turnier findet möglicherweise ganz ohne Beteiligung der Hessen statt.