Die März-Länderspiele und ihre Folgen schocken den FC Bayern: Der Kreuzbandriss von Davies und die Verletzung von Upamecano reißen die Abwehr auseinander.
München - Stehen Länderspiele an, richten Vereinsverantwortliche wie Fans jedes Mal unzählige bange Blicke auf die häufig parallel laufenden Partien. Gerade die März-Spiele sind für den Saisonendspurt immer von besonderer Bedeutung. Dabei schien es nach dem ersten Schreck über die frühe Auswechslung von Alphonso Davies im sportlich mehr oder weniger unbedeutenden Aufeinandertreffen zwischen Kanada und den USA für den FC Bayern gut zu laufen: Schnell kamen die ersten Entwarnungen.
Als Frage blieb nur noch übrig: Ist Phonzy in der Bundesliga-Partie gegen St. Pauli schon wieder einsatzfähig? Alle anderen FCB-Nationalspieler schienen dagegen unbeschadet aus den internationalen Partien zurückgereist zu sein.
Länderspielpause beschert Bayern den Doppel-Schock
Nun folgt die eiskalte Dusche. Der deutsche Rekordmeister verkündet auf seiner Homepage:
„Der FC Bayern muss nach der Länderspielpause für lange Zeit auf Alphonso Davies verzichten. Zudem wird Dayot Upamecano in den kommenden Wochen ausfallen. Bei Davies wurde nach seiner Rückkehr von der kanadischen Nationalmannschaft ein Kreuzbandriss im rechten Knie diagnostiziert. Er wird noch heute operiert. Der 24-Jährige wird dem deutschen Rekordmeister für mehrere Monate fehlen. Bei Upamecano wurden freie Gelenkkörper im linken Knie festgestellt, wodurch er dem FC Bayern mehrere Wochen nicht zur Verfügung stehen wird.“
Auf einen Schlag fehlen Säulen der Verteidigung
Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben schlichtweg ein Desaster, auch wenn sich FCB-Sportvorstand Max Eberl kämpferisch gibt: „... Die Ausfälle von Alphonso Davies und Dayot Upamecano wiegen schwer für den FC Bayern. Phonzy wird auf seinem Weg zurück alle Unterstützung bekommen, die er braucht. Auch Upa werden wir in den kommenden Wochen eng begleiten und gehen davon aus, dass er uns bald wieder zur Verfügung steht. Unser Kader ist stark und wird diese Ausfälle auffangen. Wir werden jetzt noch enger zusammenrücken. Die Qualität ist da, um weiter unsere großen Ziele zu verfolgen.“
Während es bei Davies Befürchtungen gab, dass er für einen kürzeren Zeitraum ausfallen könnte, kommt die Meldung zu Upamecano völlig überraschend. Er war es, der Frankreich nach einem 120-minütigen Kampf im Nations League Viertelfinal-Rückspiel gegen Kroatien mit seinem verwandelten Versuch im anschließenden Elfmeterschießen zur Endrunde in München und Stuttgart schoss. Eine Verletzungsmeldung aus dem Nichts. Sehr bitter.
Bayerns Vorfreude auf den Saisonendspurt stark getrübt
Finale im Meisterschaftsduell gegen Bayer Leverkusen, CL-Viertelfinale gegen Inter Mailand mit Perspektive „Finale dahoam“ am 31. Mai, Klub-WM in den USA. Nicht wenige im FCB-Umfeld liebäugelten schon mit diesem historischen Tripple. Da sind solche Verletzungsmeldungen ein heftiger Tiefschlag.
Beide Spieler sind quasi nicht zu ersetzen, Davies mit seiner hohen Grundgeschwindigkeit auf der linken defensiven Außenbahn definitiv nicht. Als er zu Beginn des Jahres aufgrund einer in Rotterdam erlittenen Verletzung ausgefallen war, hatte der FC Bayern wochenlang eine riesige Baustelle auf dieser Position. Raphaël Guerreiro strauchelte ein ums andere Mal, Geschwindigkeit und Athletik sind seine großen Defizite. Die Hoffnung beruht nun eher auf Hiroki Ito, der nach fast einem halben Jahr Verletzungspause so langsam Fuß fasst.
Kompanys Abwehr-Alternativen - wer kann die Verletzten ersetzen?
Der japanische Nationalspieler wäre aber eigentlich auch ein Ersatz für den nun wochenlang ausfallenden Dayot Upamecano, der beim Rekordmeister eine überragende Saison spielt. So werden nun wohl der wesentlich langsamere, aber dennoch zuverlässige Eric Dier und Minjae Kim das Innenverteidiger-Pärchen spielen. Minjae, das „Monster“, welches selbst mit Achillessehnen-Problemen sehr lange auszufallen drohte - und eigentlich nicht permanent eingesetzt werden sollte, darf. Wie wird FCB-Chefcoach Vincent Kompany agieren?
Auch der kroatische Rechtsverteidiger Josip Stanišić wird zur Alternative in der Innenverteidigung. Für den gebürtigen Münchner wird Konrad Laimer wieder auf die Rechtsverteidigerposition rücken bzw. sich dort mit ihm abwechseln.
Meisterschaft und Champions League: Bayerns Perspektive im Saisonfinale
Alphonso Davies, der zuletzt so stark wie seit Jahren nicht mehr performte, ist definitiv nicht adäquat zu ersetzen, seine Geschwindigkeit wird defensiv wie auch offensiv extrem fehlen. Eine extreme Schwächung für den FC Bayern.
Der gesamte Abwehrverbund ist qualitativ und numerisch sehr geschwächt. Wann kommt Manuel Neuer zurück, was ist mit Aleksandar Pavlović im defensiven Mittelfeld?
Max Eberl gibt die richtige Parole aus: „Die Qualität ist da, um weiter unsere großen Ziele zu verfolgen.“ Aber reicht diese nun tatsächlich? Die Situation erinnert ein bisschen an die hervorragende Saison 1998/99. Die zuvor überragenden Bixente Lizarazu und Giovane Élber fielen damals zum Ende der Spielzeit mit Kreuzbandrissen aus. Dennoch wurde die Meisterschaft souverän gewonnen, allerdings ohne wirkliche Konkurrenz. Die beiden Endspiele jedoch auf dramatische Weise verloren.
Finale dahoam - müssen sich die Bayern von diesem Traum verabschieden? Dazu noch einmal Max Eberl: „Wir werden jetzt noch enger zusammenrücken.“ Das ist definitiv alternativlos.
