Sportpsychologe Rene Paasch glaubt, dass der FC Bayern die Verletzten-Misere meistern wird und wünscht sich eine Rückkehr des „Mia san mia“.
München – Im Gespräch mit Sky Sport äußert sich Bayernfan und Sportpsychologe Prof. Dr. Rene Paasch zur aktuellen Stimmung und Situation an der Säbener Straße, die zum einen durch die schweren Verletzungen der Weltklasse-Abwehrspieler Alphonso Davies und Dayot Upamecano getrübt, zum anderen von einem möglichen „Finale dahoam“ in der Champions League geprägt ist.
FC Bayern gewohnt, mit Druck und Verletzungen umzugehen
Die Frage, ob die Verletzungen eher eine „Jetzt-erst-recht-Reaktion“ oder auf der anderen Seite einen Schock auslösen könnten, beantwortet Paasch optimistisch: „Von Schock würde ich nicht sprechen. Ich bin mir sicher, dass die Spieler im Kader, die darauf warten, endlich eingesetzt zu werden, ähnliche Leistungen bringen werden. Der FC Bayern ist eine Mannschaft, die es gewohnt ist, mit Druck, mit Stress und Verletzungen umzugehen. Deswegen werden wir auch die passende Antwort sehen.“
Wie derzeit so viele im Verein und Umfeld verweist Paasch in diesem Kontext auf einen aktuellen Musterprofi: „Wir haben es bei Leon Goretzka gesehen, der sich aus einer schwierigen Situation zurückgekämpft hat als großes Vorbild. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass die Bayern aus dieser Situation stärker herausgehen werden.“
Mentale Gründe für Verletzungen
Der Sportpsychologe sieht insgesamt grundsätzlich die Gefahr, dass Verletzungen durch mentale Belastung und Stress entstehen: „Man redet im Zusammenhang mit Verletzungen meistens nur von körperlichen Ursachen, aber wenn jemand mental belastet ist, wenn er Druck empfindet, kann es dazu führen, dass der Körper irgendwann eine Reaktion zeigt.“
Paasch warnt dabei auch ausdrücklich: „Wenn ich nicht auf die Warnsignale höre, kann es sein, dass ich mich verletze, weil die Synergien, die Verkettung und Festigung vom Mentalen mit dem Körperlichen, nicht gegeben sind. Wenn jemand nicht auf seinen Körper hören will, dann muss er die Konsequenzen über andere Wege spüren.“
Sportpsychologe und FCB-Trainer „Brüder im Geiste“
Für den Weg in ein mögliches zweites „Finale dahoam“ in der Champions League nach 2012 gibt der Hochschuldozent für Sportpsychologie und Life Coaching dem Rekordmeister folgenden Rat: „Die Bayern müssen sich auf jeden Moment einlassen, den sie steuern können. Jedes Training, jeder Wettkampf. Was in ein paar Wochen ist, spielt keine Rolle, weil es nicht beeinflussbar ist. Die Energie, die ich für andere Dinge benötige, würde sonst verpuffen. Die Frage muss sein: Was kann ich jetzt tun, als Spieler, als Mannschaft damit es richtig gut funktioniert? Dann wird man sehen, wie weit man kommt.“
FCB-Chefcoach Vincent Kompany scheint sich mit Paasch schon ausgetauscht zu haben. Denn eigentlich auf jeder Spieltags-PK predigt er sinngemäß die Worte des Hochschul-Professors. Dieser wünscht dem FCB auf alle Fälle „von Herzen wieder das Mia san mia, und fügt hinzu: „Auch nach außen hin. Wenn ein großes Wir entsteht, werden wir auch wieder ein sehr erfolgreiches Bayern München sehen.“
Nachdem zuletzt zahlreiche „Fußball-Experten“ mit ihren Prognosen und Einschätzungen so gnadenlos daneben gelegen sind, hofft der FC Bayern nun wohl sehnlichst, dass der Experte in Sachen „Sportpsychologie“ hier goldrichtig liegt. Vincent Kompany und sein Team müssen dazu natürlich auch noch ihren nicht unwichtigen Beitrag leisten.