Ben Manga wurde vom FC Schalke 04 als Kaderplaner engagiert und steht nun zum ersten Mal im Rampenlicht. Sein Pfad? Konsequent - und vom Verein gewünscht!
Gelsenkirchen - Dietmar Hamann hört in seiner Funktion als Ex-Profi und heutiger Sky-Experte immer wieder genau in die Fußball-Branche hinein. Bei der Talkrunde Sky90 wurde er auf Clemens Tönnies, den ehemaligen Patron des FC Schalke 04 angesprochen: „Ich habe ihn vor einiger Zeit gefragt. Und er hat mir gesagt, dass er es sich überlegen würde, wenn die sportliche Führung des Vereins auf ihn zukommt.“ Sein Fazit: „Mit Tönnies würden sie besser dastehen als ohne ihn.“
Schuldenberg lässt keine Alternative für Manga zu
Doch der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann geht gemeinsam mit dem Aufsichtsrat einen anderen Weg. Der Schuldenberg stand im Juni 2024 noch immer bei 128 Millionen Euro. Diese Summe kann nur schmelzen, wenn es sportlichen Erfolg gibt. Dann nämlich steigen die Marktwerte und bestenfalls auch die TV-Gelder, weil der Fahrstuhl wieder in die 1. Bundesliga fährt. Davon ist der Klub in diesen grauen Herbsttagen weit von entfernt.
Um das zu ändern, wurde für sein großes Netzwerk und gutes Auge bekannte Ben Manga als Kaderplaner geholt. Und der Mann aus Äquatorial-Guinea, der erstmals in seiner Karriere nicht nur auf dem Papier in der ersten Reihe steht, hat sich dieser Herausforderung gestellt. Manga hatte nach herausragenden sechseinhalb Jahren bei Eintracht Frankfurt den Schritt in die zweite englische Liga zum FC Watford gewagt. Dort aber stand mit Eigentümer Gino Pozzo im Fokus. Er behielt die Zügel in der Hand und gab kaum etwas von seiner Macht ab.
Großer Umbruch in diesem Sommer
Obwohl Manga langfristig unterschrieben hatte, war nach knapp zehn Monaten wieder Schluss. Es folgte der Schritt nach Gelsenkirchen, wo er nun in der ersten Reihe steht. Dort nahm Manga die Arbeit sofort auf und startete den Umbruch. Er überzeugte Kenan Karaman und Tomas Kalas von einer Vertragsverlängerung, neben vielen Talenten kamen auch große Namen wie Amin Younes, Moussa Sylla und Christopher Antwi-Adjei.
Klar ist: Der Kauf von ausländischen Talenten wie Martin Wasinski, Felipe Sanchez, Ilyes Hamache oder Emil Höjlund war alternativlos. Selbst die millionenschweren Verkäufe von Torhüter Marius Müller (1,5 Millionen Euro), Keke Topp (2 Millionen Euro) und Assan Ouedraogo (10 Millionen Euro) setzten kaum Spielraum frei. Manga kennt dieses Szenario aus seinen Anfängen in Frankfurt. Im Sommer 2016 musste er in Zusammenarbeit mit Sportvorstand Fredi Bobic und Sportdirektor Bruno Hübner erst acht Millionen Euro einnehmen, bevor der erste Transfer getätigt werden durfte.
Auch bei der Eintracht mussten erst Überschüsse erwirtschaftet werden
Nicht jeder Deal schlug voll ein, viele damals zur Eintracht gekommene Akteure sind inzwischen völlig in Vergessenheit geraten. Doch nur so konnte der Umschwung gelingen, der dem Klub heute Deals der Marke Hugo Ekitiké (im Gesamtpaket 20 Millionen Euro) oder Can Uzun (im Gesamtpaket bis zu 14 Millionen Euro) erlaubt. Ob das Umfeld in Gelsenkirchen diese Geduld aufbringen kann?
Die von den Machern gewählte Ausfahrt lässt für Manga keinen anderen Weg zu. Gestandene Profis sind zu teuer, sie blähen den Gehaltsapparat auf. Schalke braucht talentierte, hungrige Akteure, die ihre Spuren in der zweithöchsten deutschen Liga hinterlassen und in die Beletage kommen wollen. Das Beispiel Sylla deutet nun schon darauf hin, wie der optimale Weg aussehen könnte.
Nachfolger von Geraerts muss sitzen
Was mit Blick nach vorne jedoch passen muss, ist der Nachfolger des entlassenen Trainers Karel Geraerts. Manga hat in den kommenden Wochen die Aufgabe, den passenden Nachfolger zu finden. Vorerst übernimmt U23-Trainer Jakob Fimpel, der allerdings zunächst seinen Fußball-Lehrer machen muss. Laut Bild würde Schalke im Fall der Fälle zwar eine „geringe Strafe“ bezahlen. Doch der Plan ist ein anderer.
Entscheidend ist dabei die Frage nach der fußballerischen Identität. Die Defensive muss deutlich kompakter stehen, durch schnelles Umschaltspiel soll die prominent besetzte Angriffsreihe mit Karaman, Younes, Antwi-Adjei und Sylla ins Rollen gebracht werden. Die Marktlage ist natürlich nicht optimal, Schalke hat viel verloren von seinem alten Glanz. Dennoch ist die Möglichkeit, der Trainer zu werden, der den Teufelskreis durchbricht, spannend. Und Manga würde seinem neuen Mann größtmögliches Vertrauen schenken.