Borussia Mönchengladbach ist bei der Europameisterschaft nur marginal vertreten. Die Bilanz der Fohlen-Elf lässt tief blicken.
Mönchengladbach – Lediglich zwei Spieler von Borussia Mönchengladbach werden an der Europameisterschaft teilnehmen. Nico Elvedi ist für den Kader der Schweiz ebenso nominiert worden wie Maximilian Wöber für Österreich. Zwar sollte außerdem Jonas Omlin an Bord der Schweizer Nati sein, der Torhüter verzichtete nach seiner langen Schulterverletzung jedoch auf das Turnier.
Gladbachs Talente haben sich unzureichend entwickelt
Die maue Bilanz lässt hinsichtlich der Gladbacher Kaderplanung tief blicken - ähnlich wie die Bundesliga-Platzierungen seit der Saison 2021/22. Unter Adi Hütter und Daniel Farke erreichte Gladbach jeweils Platz zehn, unter Gerardo Seoane wurde nach der viertschwächsten Bundesliga-Saison der Vereinshistorie Rang 14 verbucht.
Seoane wurde von Sport-Geschäftsführer Roland Virkus auf der Mitgliederversammlung als Entwickler und Kommunikator gelobt, die erstgenannte Eigenschaft stellte der Schweizer allerdings nur bedingt unter Beweis. Moritz Nicolas, Rocco Reitz und Robin Hack haben zweifelsohne Entwicklungssprünge gemacht, für die Nationalmannschaft reichte es aber nicht. Die einzige Ausnahme bildete Reitz‘ Teilnahme am DFB-Trainingslager in Blankenhain.
Demgegenüber hat sich Luca Netz trotz der Vakanz auf dem Linksverteidigerposten nicht für die Nationalmannschaft empfohlen, stattdessen ist Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart zum Stammspieler unter Julian Nagelsmann avanciert. Flügelspieler Nathan Ngoumou, 2022 für acht Millionen Euro vom FC Toulouse verpflichtet, kommt indes nicht über neun Länderspiele für die französische U21-Nationalmannschaft hinaus.
Mangelnde individuelle Qualität im Kader
Als zweiter ausschlaggebender Faktor für den Mangel an EM-Fahrern erweist sich die Stagnation der individuellen Qualität. Julian Weigl absolvierte zwischen 2016 und 2022 insgesamt sechs Länderspiele für Deutschland, schaffte aber nie den dauerhaften Sprung in den Kader. Florian Neuhaus brachte es nach seinem Debüt im Oktober 2020 auf zehn Länderspiele, doch der unter Seoane umstrittene Mittelfeldspieler offenbarte schon in den vergangenen Spielzeiten ein zu starkes Wechselspiel zwischen Licht und Schatten.
Ein aktuelleres Beispiel ist Tomáš Čvančara, der im März 2023 für Tschechien debütiert hat und noch im November für den Länderspielkader berufen worden war. Nach sechs Einsätzen und einer von Verletzungen geprägten Saison ist der Traum von der Europameisterschaft geplatzt. Selbiges gilt für Rechtsverteidiger Stefan Lainer, der es auf 39 Spiele für Österreich bringt. Im November 2022 wurde Lainer aus dem Kader gestrichen, trotz der Krebsdiagnose im Sommer 2023 feierte der 31-Jährige im März dieses Jahres sein ÖFB-Comeback. Von einer EM-Nominierung sah Ralf Rangnick jedoch ab.
Ein weiterer prominenter Name ist Alassane Pléa. Der 31-jährige Franzose ist bis heute mit 23 Millionen Euro der teuerste Gladbacher Neuzugang und war zu Beginn seiner Karriere ein etablierter Jugendnationalspieler. Allerdings stand Pléa am 20. November 2018 zum ersten und einzigen Mal für die A-Nationalmannschaft auf dem Feld, und mittlerweile wird sein Marktwert auf sieben Millionen Euro taxiert.
Mehrere Nationalspieler haben Gladbach verlassen
Auf der anderen Seite haben in der Vergangenheit einige europäische Nationalspieler ihre Zelte am Borussia-Park abgebrochen. Torhüter Yann Sommer (89 Länderspiele für die Schweiz) ergriff im Januar 2023 die Chance, Manuel Neuer für ein halbes Jahr beim FC Bayern zu vertreten. Marcus Thuram (20 Länderspiele für Frankreich) wechselte im Sommer 2023 zu Inter Mailand, hatte darüber hinaus an 26 direkten Torbeteiligungen (13 Tore, 13 Assists) einen großen Anteil an der Meisterschaft. Thuram und Sommer feierten den Scudetto gemeinsam und fahren beide zur Europameisterschaft.
Als Gladbacher Stolz galt einst auch Jonas Hofmann, der im Oktober 2020 sein Debüt für Deutschland gefeiert hat und bis dato 23-mal mit dem Adler auf der Brust auflief. Hofmann gelang sogar der Sprung in den Kader für die Weltmeisterschaft 2022, absolvierte nach seinem Wechsel zu Bayer Leverkusen im Sommer 2023 allerdings nur zwei weitere Länderspiele und hat den Sprung auf den EM-Zug verpasst.
Gladbach hat einen Hoffnungsschimmer
Der einzige Gladbacher Hoffnungsschimmer ist - wieder einmal - Manu Koné. Der Mittelfeldspieler steht im vorläufigen Olympia-Kader von Frankreich und kann mit einer guten Leistung womöglich das Interesse anderer Vereine auf dem Transfermarkt wecken. Schon vor einem Jahr galt Koné als wertvollstes Tafelsilber, eine Knieverletzung bei der U21-Europameisterschaft verhinderte seinerzeit jedoch einen Transfer. Die Hoffnung lautet, dass Koné dieses Mal verletzungsfrei bleibt, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen.