Nein, so echte Vorbilder habe er nicht, sagt Benjamin Goller. Aber es gebe da schon den einen oder anderen Spieler, „zu dem ich aufschaue, bei dem ich mir viel abgucke“, verrät der junge Profi des SV Werder Bremen.
Bremen – Er nennt dann die Namen der Nationalspieler Leroy Sane (Manchester City) und Serge Gnabry (FC Bayern München). Es folgen noch die Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Benjamin Goller ist dabei allerdings sehr vorsichtig. Der 20-Jährige des SV Werder Bremen möchte ganz offensichtlich nicht als einer daherkommen, der sich schon mit den Größten in seinem Sport vergleicht. Dabei hat er in den letzten Wochen fußballerisch enorm auf sich aufmerksam gemacht und legt nun auch eine sehr gute Premiere in einer Medienrunde vor Bremer Journalisten, darunter die DeichStube*, hin.
Eigentlich hatte der SV Werder Bremen mit Benjamin Goller ganz anderes im Sinn
Benjamin Goller darf als die Bremer Überraschung der bisherigen Saison bezeichnet werden. Seine Verpflichtung im Juni war nicht wirklich die große Nummer. Das Offensivtalent hatte zwar für den FC Schalke 04 schon einmal in der Champions League gespielt, aber ansonsten nur in der Oberliga Westfalen. Er galt als die typische Verpflichtung für Werders U23, die es irgendwann vielleicht einmal zu den Profis schaffen könnte.
Doch Werder Bremen hatte ganz offenbar anderes im Sinn, hielt eine schnellere Entwicklung für möglich. Deshalb setzte sich Trainer Florian Kohfeldt persönlich für den – übrigens ablösefreien – Wechsel ein. „Ich war schon sehr überrascht, als der Trainer plötzlich bei den Gesprächen dabei war“, erinnert sich Goller und fügt noch grinsend an: „Das hat mich schon sehr gefreut.“ Und auch überzeugt. Goller sagte zu – und startete durch.
SV Werder Bremen: Benjamin Goller gelingt fast der Siegtreffer bei Borussia Dortmund - als Ex-Schalker
In der Vorbereitung durfte sich der schnelle Angreifer, der gerne über die Außenbahnen kommt, bei den Profis beweisen und gehörte zu den auffälligsten Akteuren. Bis ihn eine Muskelverletzung für fünf Wochen stoppte. Weil es anschließend auch viele Kollegen erwischte, bekam er dennoch sehr schnell seine Bundesliga-Chance. Am vierten Spieltag feierte Benjamin Goller beim 2:1-Sieg gegen Union Berlin seine Premiere – allerdings fast unbemerkt erst in der Nachspielzeit. Eine Woche später stand er dann gegen RB Leipzig (0:3) völlig überraschend in der Startelf und spielte sogar durch. Es folgten noch Einwechslungen in Dortmund (2:2) und Frankfurt (2:2).
„Wenn alle Spieler fit gewesen wären, wäre ich sicher nicht so zum Zuge gekommen“, kann Goller seine Situation ganz gut einschätzen. Allerdings hat er seine Chance auch wirklich genutzt, sehr mutig agiert und tolle Dribblings gezeigt. In Dortmund wäre ihm beinahe sogar der Siegtreffer geglückt – und das ausgerechnet als Ex-Schalker. „Das wäre schon eine schöne Sache gewesen“, sagt Goller mit einem verschmitzten Lächeln.
Der SV Werder Bremen und die Stadt gefallen Benjamin Goller gut
Drei Jahre hat er auf Schalke gespielt, erst zwei in der A-Jugend unter dem hoch angesehenen Nachwuchscoach Norbert Elgert, dann ein Jahr im Herren-Bereich im Wechsel zwischen Bundesliga- und Oberliga-Mannschaft. „Schalke ist auch ein schöner Verein“, sagt Benjamin Goller, schwärmt dann aber sogleich von Werder und Bremen: „Hier ist alles sehr familiär, jeder hilft jedem. Auch die Stadt ist sehr schön. Die Altstadt gefällt mir gut, an der Weser kann man gut spazieren oder mit dem Rad fahren. Gelsenkirchen ist nun nicht gerade als eine der schönsten Städte bekannt.“
Die Zeit im Ruhrpott möchte der gebürtige Reutlinger aber dennoch nicht missen. Er hat sich dort nicht nur fußballerisch weiterentwickelt, sondern auch sprachlich – wie der Schwabe lachend verrät: „Die haben mich da am Anfang kaum verstanden, also habe ich mir unseren Dialekt ein bisschen abgewöhnt.“
SV Werder Bremen: Benjamin Goller tat die Verletzung von Niclas Füllkrug „schrecklich weh“
Goller gilt als sehr lernfähig. Und er weiß nach seinen ersten vier Bundesliga-Einsätzen auch genau, was ihm noch fehlt. „Das hat doch jeder gesehen“, betont der 20-Jährige: „Bei der Körperlichkeit muss ich noch zulegen. Ich gehe zwar regelmäßig in den Kraftraum, aber bei dem einen geht es schneller und bei dem anderen eben nicht.“
Ansonsten ist Goller allerdings immer ziemlich schnell, vielleicht sogar der schnellste. Einmal im Training wurde das jedoch ihm und noch mehr Niclas Füllkrug zum Verhängnis. Im Trainingsspiel wollte der erfahrene Angreifer den jungen Kollegen stoppen, es gab einen bösen Zusammenprall, bei dem sich Füllkrug einen Kreuzbandriss zuzog. „Es tat mir schrecklich weh, als Niclas da am Boden lag und geschrien hat. Es tut mir so leid, dass er jetzt so lange ausfällt.“ Goller konnte nichts dafür, niemand hat ihm einen Vorwurf gemacht. Trotzdem musste er diesen Unfall erst einmal verarbeiten.
SV Werder Bremen: Benjamin Goller auf den Spuren von Serge Gnabry und Leroy Sane - aber der Weg ist lang
So schnell kann es im Fußball gehen. Benjamin Goller erlebt gerade seine beste Zeit, er gilt als der Shootingstar. Das liegt auch an seiner speziellen Art, Fußball zu spielen. Er ist einer, der diese Eins-gegen-eins-Situationen sucht. Das machen nicht mehr viele Talente im deutschen Fußball. Offenbar ist diese Gabe in den Nachwuchsleistungszentren der Republik nicht mehr ausreichend gefördert worden. Leroy Sane (23 Jahre) und Serge Gnabry (24) haben noch dieses gewisse Extra.
Interessanterweise hat der eine (Sane) bei Schalke 04, der andere (Gnabry) beim SV Werder Bremen gespielt. In Gollers Vita stehen nun beide Clubs. Er bewegt sich durchaus auf den Spuren der beiden Nationalspieler, aber der Weg ist für den 20-Jährigen noch sehr lang. Doch da gibt er sich ganz entspannt, verzichtet darauf, irgendwelche Ziele zu formulieren: „Ich hau mich einfach immer voll rein!“
*DeichStube.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks
Update (14. Januar 2020): Vor dem Rückrunden-Start von Werder Bremen bei Fortuna Düsseldorf: Benjamin Goller zählt plötzlich zum Kreis der Hoffnungsträger.
Werder Bremen: Mehr grün-weiße News
Im Interview mit der DeichStube spricht Benjamin Goller über seine Schalker Zeit, sein Verhältnis zu Werder-Coach Florian Kohfeldt und seine Freundin als Glücksbringerin. Durch die vielen Ausfälle wird Josh Sargent bei Werder Bremen so sehr gebraucht wie selten zuvor. Doch der 19-Jährige hat es in diesen Tagen nicht so leicht. Nach dem großen Lob seines Idols bedankt sich Niclas Füllkrug, Stürmer von Werder Bremen, bei Miroslav Klose. Derweil kämpft Trainer Florian Kohfeldt um die Vertragsverlängerung von Nuri Sahin bei Werder Bremen. Im Sommer scheiterte ein Transfer zu Werder Bremen, jetzt kommt Marko Grujic doch noch ins Weserstadion – allerdings mit Hertha BSC. Am Samstagnachmittag trifft Werder Bremen auf Hertha BSC – Werder-Coach Florian Kohfeldt schaut bei Ante Covic und Hertha gerne zu und lobt die Entwicklung in den letzten Spielen.