Gleich zum Start der neuen Saison der Bundesliga gibt es wieder Diskussionen um den Videobeweis. Es geht um einen Elfmeter und ein Handtor beim Spiel FC Bayern gegen Hoffenheim.
München - Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann flüchtete sich in beißende Ironie, Sportchef Alexander Rosen wetterte richtig los. Gleich zum Saisonauftakt der Fußball-Bundesliga wird schon wieder heftig über den Videobeweis diskutiert und gestritten. Nach dem 3:1 (1:0) des FC Bayern im Eröffnungsspiel der 56. Bundesliga-Saison richtete sich der Unmut der unterlegenen Hoffenheimer am Freitagabend in München gegen Schiedsrichter Bastian Dankert und dessen Referee-Gehilfen Sören Storks im Kölner Video-Keller.
„Wir haben es bei der Weltmeisterschaft gesehen: Da hatten wir einen leitenden Schiedsrichter aus Simbabwe, einen Vierten Offiziellen aus Saudi-Arabien und im Videoraum saß einer aus Uruguay. Es gab keine Testphase und der Videobeweis wurde zu etwas gemacht, was er sein soll, nämlich eine ganz wunderbare, sinnvolle und gerechte Einrichtung. Und dann haben wir das, was wir heute erlebt haben. Das steht im Gegensatz zu dem, was es sein sollte“, schimpfte Rosen.
Die hauptsächliche Kritik - nicht nur von Rosen - entzündete sich an der Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Bastian Dankert nach einem vermeintlichen Foul von 1899-Profi Havard Nordtveit an Bayern-Profi Franck Ribéry. Diese Aktion, die zum Elfmeter und zur 2:1-Führung der Bayern führte, überprüfte Dankert überraschend nicht per Videobeweis.
Nagelsmann hat nach der
1:3-Niederlage gegen den FC Bayern
den Einsatz des Videobeweises scharf kritisiert. „Warum kriegen sie es nicht hin, das in Köln zu entscheiden? Der arme Schiedsrichter muss vor 77.000 Zuschauern dahin rennen und sich die Szene anschauen“, kommentierte Nagelsmann am Freitagabend im TV-Sender Eurosport die Szene beim Elfmeter, der schließlich zur vorentscheidenden 2:1-Führung führte.
Gleich zum Saisonstart der Fußball-Bundesliga hatte der Videoschiedsrichter zuvor wieder für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Referee Bastian Dankert entschied im Eröffnungsspiel zwischen dem FC Bayern München und 1899 Hoffenheim auf Wiederholung eines Elfmeters für den Rekordmeister.
„Das war kein Elfmeter, er springt halt eine halbe Stunde vorher“
Was war passiert: 1899-Torwart Oliver Baumann parierte den ersten Versuch von Robert Lewandowski, Arjen Robben schoss den Nachschuss ins Tor. Da der Niederländer wie einige Hoffenheimer zu früh in den Strafraum gelaufen waren, entschied Dankert zurecht auf Wiederholung des Elfmeters. Den zweiten Versuch verwandelte Lewandowski zum 2:1.
Unklar blieb aber, warum sich Dankert nicht die Entstehungsszene nochmals anschaute. Franck Ribéry sprang mehr über Havard Nordtveit, als dass dieser ihn foulte. „Das war kein Elfmeter, er springt halt eine halbe Stunde vorher“, schimpfte Nagelsmann und monierte, dass „bei einer entscheidenden Szene“ nicht eingegriffen worden sei.
Warum Dankert das vermeintliche Foul von Nordtveit an Ribéry nicht überprüfte, konnte sich Nagelsmann einfach nicht erklären: „Ich weiß nicht warum, ich hatte keine Kamera in Köln“, ätzte Nagelsmann gegen den Videoassistenten, der in der Rheinmetropole die Entscheidungen des Schiedsrichters kontrollierte.
Auch Kovac gibt zu: „So glasklar sehe ich das jetzt auch nicht“
„Wenn das als Elfmeter gepfiffen wird, dann kann jeder vorher losspringen und sagen, ich kann nicht weiterlaufen. Und wer bewertet es dann? Der Videoschiedsrichter? Wo war er? Außer in den 14 Szenen danach, die keinen Mensch interessiert haben. Da war er in jedem Fall nicht anwesend“, kritisierte Nagelsmann. Auch Bayern-Trainer Niko Kovac gab im ZDF zu: „Das ist schwierig. So glasklar sehe ich das jetzt auch nicht. Ich hätte ihn nicht gegeben.“
Kurz nach der Elfmeterszene ging Dankert wieder nach einem Tor zum Monitor. Den zunächst gegebenen Treffer von Thomas Müller erkannte er wegen eines Handspiels des Nationalspielers zurecht nicht an.
dpa