Fußball-Deutschland in Ekstase. Auch dank Jamal Musiala und Florian Wirtz. Die beiden Offensiv-Stars zauberten beim 5:1 gegen Schottland.
München - Auf dem Basketballplatz mutierte Benjamin Henrichs zum Orakel. „Wenn du den triffst“, sagte der DFB-Verteidiger zu Florian Wirtz vor seinem Wurf, „dann wirst du das erste Tor bei der EM schießen.“ Der Offensiv-Star machte den Korb – und leitete mit seinem Treffer auch Deutschlands 5:1-Spektaktel beim Auftakt der Europameisterschaft am Freitag in München gegen Schottland ein. „So wollte es anscheinend der Zufall“, schmunzelte Wirtz.
Der Leverkusener schwang sich mit seinem Führungstreffer (10.) im Alter von 21 Jahren und 42 Tagen zum jüngsten deutschen EM-Torschützen auf, der nur 66 Tage ältere Jamal Musiala folgt nach seinem 2:0 (19.) jetzt auf Rang zwei. Erstmals trafen bei der EURO für eine Mannschaft gleich zwei Spieler, die 21 Jahre oder jünger sind.
„Wusiala“ lassen Fußball-Deutschland vom EM-Titel träumen. Und lehren die Konkurrenz das Fürchten. Nicht umsonst nannte die spanische Sportzeitung „AS“ Musiala und Wirtz „zwei Teufel auf freiem Fuß“.
„Die beiden sind überragend“, sagte Kai Havertz, „nicht nur auf dem Platz, sondern auch als Typen. Sie sind beide am Boden geblieben. Wir können uns glücklich schätzen, dass sie in unserer Mannschaft sind.“ Auch Niclas Füllkrug lobte die beiden „Unterschiedsspieler“. Für Thomas Müller sind Musiala und Wirtz „Macher“.
Zugleich waren sich die Magier auch für vermeintlich niedere Dienste nicht zu schade. „Ich habe immer betont, dass wir die Zauberer auch in der Defensive brauchen“, lobte Bundestrainer Julian Nagelsmann. Besonders Musiala verinnerlichte das vorbildlich: Kein Spieler bestritt und gewann mehr Zweikämpfe (15/9). Und offensiv? Musialas Passquote lag bei 100 Prozent.
Nagelsmann schwärmte von einem „außergewöhnlich guten Spiel“ des Bayern-Stars, das ihm den Titel „Man of the Match“ einbrachte. Die Frage, ob er gegen die Schotten das Spiel seines Lebens gemacht habe, bejahte Musiala ohne langes Nachdenken. „Das kann man schon sagen“, antwortete der Bayern-Profi, der perfekt mit Wirtz harmoniert.
Musiala und Wirtz zaubern auch an der Tischtennis-Platte
Auch abseits des Rasens sind „Wusiala“ auf einer Wellenlänge. In ihrer Freizeit im DFB-Quartier in Herzogenaurach duellieren sich die beiden Offensiv-Juwele beispielsweise gerne an der Tischtennis-Platte. Beim Basketball hat aber Musiala klar die Nase vorne.
Dass die Zauberer bestens miteinander klarkommen, wurde bei der gemeinsamen Match-Analyse des Schottland-Spiels für den offiziellen Youtube-Account des DFB erneut besonders deutlich. „Ein bisschen müde“, seien die beiden laut Musiala, der sich in der Nacht nach der Galaleistung von der Serie „Game of Thrones“ berieseln ließ, beim Termin gewesen. „Nur drei oder vier Stunden Schlaf gehabt, aber geht“, meinte Wirtz.
In humorvoller Manier reagierten Musiala und Wirtz im Video auf Szenen des EM-Auftakts. Am Ende schickte Musiala noch eine Warnung an die Konkurrenz: „Wir nehmen das Selbstvertauen, das wir gewonnen haben, mit in die nächsten Spiele und versuchen, so weiterzumachen.“ Schon am Mittwoch (18 Uhr) wollen „Wusiala“ gegen Ungarn in Stuttgart dort anknüpfen, wo sie gegen die Schotten aufgehört haben. Mit noch mehr Dribblings und noch mehr Toren. Philipp Kessler, Manuel Bonke