Natal- Erneutes WM-Desaster für Italien: Der viermalige Weltmeister ist bei der Endrunde in Brasilien wie schon vier Jahre zuvor in Südafrika in der Vorrunde gescheitert
Die Squadra Azzurra verlor ihr Gruppen-Endspiel gegen Uruguay nach aufopferungsvollem Kampf und unter skandalösen Begleiterscheinungen in Unterzahl mit 0:1 (0:0), sie fiel damit hinter die Celeste auf den dritten Platz in der Gruppe D zurück.
Beißattacke von Suarez
Während Italien nun mit einem neuen WM-Trauma leben muss, können sich Superstar Luis Suarez und Co. auf ein Achtelfinale gegen Kolumbien vorbereiten. Das Ergebnis hatte allerdings einen faden Beigeschmack: Der Platzverweis gegen Italiens Claudio Marchisio (59. ) war zu hart, zudem hätte Suarez in der 79. Minute ebenfalls vom Feld gemusst: Er hatte sich mal wieder eine Beißattacke geleistet.
Bei brutalen äußeren Bedingungen und über 30 Grad Hitze in Natal versetzte Kapitän Diego Godin zehn Italienern in der 81. Minute den Todesstoß. Der Abwehrspieler von Atletico Madrid rammte einen Eckball mit der Schulter ins Tor. Marchisio hatte zuvor nach einem angeblich groben Foulspiel von Schiedsrichter Marco Rodriguez aus Mexiko die Rote Karte gesehen.
Buffon als fairer Sportsmann
Italiens Torwart Gianluigi Buffon gab sich dennoch als fairer Verlierer. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Rote Karte entscheidendend war, geholfen hat sie uns sicher nicht. Wir sind aber selbst verantwortlich, etwas hat gefehlt. Jetzt wird es einen Umbruch geben“, sagte „San Gigi“. Auch Italiens Trainer Cesare Prandelli suchte in erster Linie die Schuld bei sich, kritisierte aber auch die FIFA. „Ich nehme die Verantwortung für das WM-Aus auf mich. Die Umstände haben es uns aber auch nicht leicht gemacht. Wir mussten in Manaus spielen und hatten als einzige Mannschaft in der Gruppe zwei Spiele um 13 Uhr.“ Derweil begann die Celeste mit einer riesigen Siegerparty. „Es ist unglaublich. Die Hitze war brutal. Wir sind cool geblieben, obwohl wir unbedingt ein Tor schießen mussten“, sagte Suarez, und Torschütze Godin fügte hinzu: „Unser Selbstvertrauen ist beeindruckend. Als ich den Ball kommen sah, wusste ich, dass das ein Tor wird.“
Vorangegangen war ein von Taktik, Vorsicht und unzähligen Nickeligkeiten geprägtes Spiel, das so gar nicht in diese vom Offensivspiel geprägte Endrunde passte. Kaum ein Zweikampf lief ohne Foulspiel ab, vor allem in der ersten Halbzeit gab es Unterbrechungen en masse. Beide Seiten erstickten alle Versuche des Gegners schon im Keim.
Dortmunds Immobile in der Startelf
Uruguays offensichtliche Strategie ging dabei auf: Die Celeste, die unbedingt gewinnen musste, spielte auf Zeit und setzte voll darauf, dass den Italienern um die 2006er-Weltmeister Andrea Pirlo (35) und Andrea Barzagli (33) irgendwann die Luft ausgehen würde.
Vor der Pause hatten sich in dem zähen Abnutzungskampf, den die 39.706 Zuschauer in der Halbzeit mit Pfiffen bedachten, kaum Torchancen ergeben. Die größte Möglichkeit hatten die Südamerikaner, doch Suarez und Nicolas Lodeiro scheiterten bei ihrer Doppelchance an Torwart Gianluigi Buffon (36.).
Prandelli (Vertrag bis 2016), der das Spiel als „wichtigste Begegnung meiner Karriere“ bezeichnet hatte, setzte diesmal auf ein 3-5-2-System. Im Angriff stürmte der Neu-Dortmunder Ciro Immobile erstmals an der Seite von Mario Balotelli. Vor der Pause bekam Immobile so gut wie keinen Stich, in der 29. Minute schoss er in Rücklage mehrere Meter über das Tor. Balotelli sah seine zweite Gelbe Karte im Turnier - die Sperre fürs Achtelfinale kommt nun nicht mehr zum Tragen.
Das nervt echte Fußball-Fans bei der WM
Nach der Pause setzte sich der Kampf fort - und wurde nach dem Platzverweis noch härter, vor allem für die Italiener. Uruguay kam nun auch zu Chancen. Hatte Cristian Rodriguez kurz vor der Roten Karten den Ball noch freistehend am langen Pfosten vorbeigezirkelt, rückte danach Buffon immer mehr in den Mittelpunkt. In der 66. Minute rettete „San Gigi“ bei einem Flachschuss von Suarez mit einer Weltklasse-Parade.
Uruguay wurde immer nervöser. Suarez biss sogar mal wieder zu, wie es der Angreifer vom FC Liverpool schon häufiger getan hatte. Opfer diesmal war Giorgio Chiellini, dem er bei einem Zweikampf die Zähne in die Schulter rammte. Der Schiedsrichter sah es nicht - Sekunden später traf Godin zum 1:0.
sid