Toni Kroos rettet Deutschland und poltert nach dem Spiel gegen Medien und Fans. Der goldene Torschütze lässt Demut vermissen.
Sotschi - Krooser Fußball, kroosartig, krooslossal: Den Wortschöpfungen sind nach dem erlösenden 2:1-Sieg-Freistoß von Toni Kroos keine Grenzen gesetzt. „Wir haben uns die Situation angeschaut. Aber es war im Verlaufe des Spiels so, dass meistens hohe Flanken rausgeköpft wurden. Dann wollte der Marco direkt schießen, da habe ich gesagt: Da bin ich nicht überzeugt von. Und dann haben wir uns für den Weg entschieden, einfach noch mal den reinzuspielen und dann zu schießen“, erklärte Kroos seinen Genie-Freistoß. Kroos und Reus waren also überzeugt, nur Mats Hummels hatte bei der Freistoß-Idee kein gutes Gefühl. „Ich habe laut geschrien, er soll flanken. Dafür durfte ich mir in der Kabine einiges anhören“, verriet der verletzte Abwehrchef.
Ohne den Freistoß Note 6
Okay: Danke für das Tor, Toni – aber ein bisschen Selbstkritik wäre auch nicht schlecht gewesen! Denn der Star von Real Madrid war bis zu seinem Treffer mit Abstand der schwächste Mann auf dem Platz. Beim 0:1 spielte er den entscheidenden Fehlpass, schlich mit einer inakzeptablen Körpersprache über den Platz und meckerte regelmäßig die Mitspieler an. Ohne den Freistoß-Knall hätte Kroos die Note 6 kassiert!
Seine Leistung bewertete der Sechser, sagen wir mal, auf seine ganz eigene Art und Weise: „Wir brauchen nicht darüber reden, dass das 1:0 auf meine Kappe geht. Das war ein relativ einfacher Fehlpass, der mir normal so nicht passiert. Aber wenn du im Spiel 400 Pässe spielst, kannst du es auch mal haben, dass zwei nicht ankommen und einer davon zum Tor führt. Aber es gibt zwei Richtungen. Der eine Fehler macht dir so ein Spiel kaputt – oder du versuchst alles reinzuhauen und das Spiel zu drehen. Freue mich, dass ich es möglich gemacht habe, dass wir noch gewinnen.“
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Reus und Werner die Entscheider
Zur Erinnerung: Ohne den Ausgleichstreffer vom Mann des Spiels, Marco Reus, oder den unermüdlichen Einsatz von Timo Werner, der den Freistoß rausholte, hätte es auch nicht zum Sieg gereicht.
Zurück zum Sieg-Torschützen. Kroos wurde nach dem Spiel folgende Frage gestellt: „Es wirkt so, als ob es aktuell nicht der dominante Toni Kroos ist, den man kennt. Täuscht das?“ Die knappe Antwort: „Ja!“
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Angesäuert legte der 28-Jährige noch einmal in Richtung Experten und Medien nach: „Viele Leute hätten sich gefreut, wenn wir rausgegangen wären. Aber ich gewöhne es mir immer mehr ab, mir nach Spielen etwas anzuschauen und zu lesen. Wer sich in Deutschland alles zu Wort meldet. Experten, und da dürfen sich auch alle, die schreiben, angesprochen fühlen: Bei mir kommt ein Gefühl rüber, dass gesagt wird, es bringt viel mehr Spaß, schlecht über uns zu schreiben, als andersrum. Wenn das Gefühl falsch ist, tut es mir leid. Aber wir bekommen von allen, die schreiben, die uns Körpersprache und alles abschreiben, keine Hilfe!“ Gut, dass Kroos bis zum Südkorea-Spiel Zeit hat, seine Körpersprache zu ändern.
Manuel Bonke