Am Sonntag startet Deutschland in die WM Bundestrainer Joachim Löw spricht zuvor über seinen Trainer-Posten, wie er dort hin kam, Angela Merkel und einen möglichen Rücktritt.
Watutinki - Joachim Löw hat vor seinem Amtsantritt nach der WM 2006 nie damit gerechnet, als Bundestrainer zu arbeiten. „Ich habe nicht mal eine Sekunde daran gedacht. Ich bin ja relativ jung ins kalte Wasser geworfen worden“, sagte der DFB-Chefcoach im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe und dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dass er einmal die wichtigste Fußballmannschaft des Landes als Cheftrainer betreuen würde, lag bis zuletzt außerhalb seiner Vorstellungskraft.
„Ich hatte eine Idee, einen Plan, aber habe nicht immer die richtigen Lösungen gefunden, wenn es irgendwo gehakt hat. Es ging durch ein Wellental und ich war selber auf der Suche nach meiner Linie, nach einem Gesamtbild“, berichtete Löw. „Das hat auch was mit Unerfahrenheit zu tun. Ich muss ehrlich sein: Wäre ich nicht gerade arbeitslos gewesen, hätte Jürgen (Klinsmann, damaliger Bundestrainer, d. Red.) mich ja auch gar nicht angerufen“, sagte der Südbadener. Übersetzt: Joachim Löw wäre nicht Bundestrainer geworden, wenn er nicht gerade arbeitslos gewesen wäre. Ein im Rückblick ganz schön kurioser Zufall.
Löw: Im Kanzleramt gibt es immer Cordon bleu
Klinsmann war 2004 Bundestrainer geworden und hatte Löw vor allem wegen dessen Stärken im taktischen Bereich zu seinem Co-Trainer gemacht. „Und auch als er mir 2006 gesagt hat, dass er nicht weitermacht, dachte ich, dass es für mich ebenfalls in eine andere Richtung weitergeht, dass ich wieder einen Club übernehme“, erklärte Löw nun nach zwölf Jahren als Bundestrainer.
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Inzwischen gehört Löw zu den prominentesten Menschen des Landes, diniert mit Bundeskanzlerin Angela Merkel - und bekommt dort sogar sein Lieblingsessen serviert. „Ich habe der Kanzlerin mal nebenbei gesagt, dass ich gerne Cordon bleu mag - mit Pommes oder Bratkartoffeln. Seitdem gibt es immer Cordon bleu mit Bratkartoffeln, wenn wir im Kanzleramt sind. Und der Koch macht das wirklich überragend.“
Rücktrittsgedanken? Habe nach der WM 2014 meine Begeisterung gesucht
Doch auch mit Rücktrittsgedanken hat sich Löw schon beschäftigt: „Ich muss zugeben, dass ich nach der WM 2014 schon einige Monate hatte, in denen ich meine eigene Begeisterung gesucht habe und mir neue Ziele setzen musste. Ich wusste: Wir sind auf dem absoluten Gipfel angekommen – wie soll es jetzt überhaupt weitergehen? Geht es überhaupt noch besser? Dann habe ich in mich reingehorcht und gemerkt, dass ich auch ein Entwickler sein will. Ich sehe junge Spieler wie Kimmich, Goretzka, Werner, Brandt, Sané und entwickle dann Visionen: Wo können oder müssen diese Spieler in vier, fünf Jahren sein? Was kann man dafür tun? Und wie soll unser Fußball aussehen, den wir spielen wollen? Das war von Anfang an das wichtigste für mich bei der Nationalmannschaft. Ich sehe mich nicht in einer Komfortzone. Als Trainer musst Du Dich ständig neu beweisen, Dich neu erfinden.“ Am Sonntag dann das nächste Mal in der Auftaktpartie gegen Mexiko.
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dpa/sdm