Es läuft nicht bei Mesut Özil. Nach dem Wirbel um die Erdogan-Affäre enttäuscht er als Spielmacher einer schwachen deutschen Elf zum WM-Auftakt. Dass diesmal keine Pfiffe von den eigenen Fans gegen ihn zu hören sind, ist kein Trost.
Moskau - Schweigend verließ Mesut Özil nach dem großen WM-Frust gegen Mexiko das Luschniki-Stadion. Der Arsenal-Star suchte zum Turnierstart vergeblich seine Rolle, nach schwierigen Wochen außerhalb des Platzes fand der Spielmacher beim 0:1 des Weltmeisters zum Turnierstart auch auf dem Rasen nicht die Leichtigkeit. Besonders bitter für den Filigrantechniker: Als er beim Siegtreffer der Lateinamerikaner plötzlich in ungeliebter Rolle als letzter Verteidiger gefordert war, ließ ihn Torschütze Hirving Lozano locker und leicht ins Leere laufen.
Der Auftritt am Sonntagabend vor 78 011 Zuschauern in Moskau (der Spielverlauf im Live-Ticker zum Nachlesen), vor dem Özil wie gewohnt nicht die Nationalhymne mitsang, passte ins Bild der schwierigen vergangenen Wochen. Özil fehlt das Glück in seinen Aktionen. Wirbel um die Fotos von ihm und Mitspieler Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, eine fehlende öffentliche Erklärung, Pfiffe beim Test gegen Österreich - und jetzt noch ein enttäuschender WM-Start.
Özil machte gegen die Mexikaner viele Kilometer als zentraler Mittelfeldspieler und versuchte es auf vielen Positionen. Er ließ sich taktisch nach hinten fallen, stieß mehr nach vorne, musste nach der Auswechslung von Sami Khedira als zweiter Sechser ran.
Groß aufspielen konnte er diesmal in keiner Rolle. Zwar bekam er viele Bälle, passte danach aber mehr quer als steil. Das harte Einsteigen der Mexikaner in den Zweikämpfen nahm Löws Lieblingsschüler weiter die Lust. Sein schwacher Schuss wurde abgeblockt (78.), zwingende Aktionen oder öffnende Pässe gelangen ihm in seinem 91. Länderspiel nicht.
Dabei ist es genau das, was sich Nebenleute wie Julian Draxler von „unserem wahrscheinlich kreativsten Spieler“ erwarten. Özil hatte es aber allerdings schwer, die Nebenleute rissen keine entscheidenden Räume. Und dass Özils Stärke nicht in der Abwehrarbeit liegt, ist nicht erst seit dem Treffer der Mexikaner in der 35. Minute bekannt.
Extra-Schichten legte der in der Vorbereitung von Rückenbeschwerden und Knieproblemen gehandicapte Özil in der Woche vor dem Weltmeisterschaftsauftakt ein. Bundestrainer Joachim Löw und die Mitspieler redeten ihren Mittelfeldregisseur bei jeder Gelegenheit stark. Gebracht hat es gegen Mexiko nichts. Da konnte es auch kein Trost sein, dass keine Pfiffe von den deutschen Fans gegen ihn hörbar waren. Vom Anhang verabschiedete er sich nicht, sondern verschwand nach dem Schlusspfiff sofort in die Kabine.
Mesut Özil hat sich mittlerweile selbst zu Wort gemeldet. Auf Instagram bezog der Nationalspieler Stellung zur Kritik - und hat eine Kampfansage für das nächste Spiel des Weltmeisters am kommenden Samstag rausgehauen. Dann geht es gegen Schweden. Dort ist ein Sieg schon Pflicht (Der Spielplan zur WM 2018: Hier finden Sie alle Infos zu Gruppen und Stadien).