Deutschlands „Mund zu“-Aktion sorgte für gemischte Reaktionen. Kritik gab es von Belgien-Star Eden Hazard - der wird wiederum von Thomas Hitzlsperger gekontert.
Update vom 25. November, 9.31 Uhr: Bei Ex-DFB-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger kamen die Aussagen von Belgiens Eden Hazard nicht gut an. „Interessanter Kommentar eines Spielers, der in seinem ersten Spiel nur 60 Minuten durchhielt und von Kanada ausgespielt wurde“, erklärte der 40-Jährige bei Twitter. „Im Moment des Sieges sehen wir oft den wahren Charakter“, schildert der TV-Experte nach der Kritik an der DFB-Auswahl, sie solle sich auf Fußball konzentrieren - statt politische Botschaften zu senden (siehe Update vom 23. November, 13.55 Uhr).
Hitzlsperger nimmt Hazards Stellungnahme damit in zwei Sätzen auseinander. Der Offensivspieler von Real Madrid ist seit Jahren ein Schatten seiner Chelsea-Zeit. Er und seine Belgier lieferten gegen Kanada eine dürftige Leistung ab. Der Unterschied: Die „Roten Teufel“ haben ihr Auftaktspiel im Gegensatz zu Deutschland gewonnen.
WM 2022: Häme für Protestaktion gegen Ausrichter Katar - „Auf Fußball konzentrieren“
Update vom 23. November, 13.55 Uhr: Die deutsche Nationalmannschaft setzte mit ihrer Protestaktion vor der Niederlage gegen Japan am Mittwoch ein Ausrufezeichen. Die Kicker hatten sich vor dem Spiel gegen Japan demonstrativ den Mund zugehalten, um ein Zeichen gegen das Verbot der „One Love“-Binde durch die FIFA zu setzen. Auch Eden Hazard, Kapitän der belgischen Nationalmannschaft, kommentierte die Szene im Nachgang spöttisch.
„Es wäre besser gewesen, wenn sie es nicht getan und gewonnen hätten“, ätzte der 31-Jährige am Mittwochabend nach dem 1:0-Sieg der Belgier über Kanada. Das berichtet der französische Radiosender RMC. „Wir sind hier, um Fußball zu spielen, ich bin nicht hier, um eine politische Botschaft zu verbreiten, dafür sind andere Leute besser geeignet. Wir wollen uns auf den Fußball konzentrieren“, sagte der Profi von Real Madrid. Sollte Deutschland trotz der Auftaktpleite ins Achtelfinale einziehen, wäre Belgien einer der möglichen Gegner.
WM 2022: Bundesinnenministerin Nancy Faeser trägt „One Love“-Binde
Update vom 23. November, 15.30 Uhr: Bundesinnenministerin Nancy Faeser setzt auch ein deutliches Zeichen gegen die FIFA und Katar. Sie ist für das deutsche Auftaktspiel nach Katar gereist und verfolgt die Partie im Stadion. Am Arm trägt sie die von der FIFA verbotene „One Love“-Binde. Brisant: Neben ihr sitzt ausgerechnet der FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Update vom 23. November, 15.00 Uhr: Die DFB-Bank hielt sich ebenfalls die Hand vor den Mund. In der Live-Übertragung war dies zunächst nicht zu erkennen.
Update vom 23. November, 14.20 Uhr: Der DFB hat sich inzwischen zu der Aktion der Nationalmannschaft beim Mannschaftsfoto geäußert. „Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar“, schreibt der Verband auf Twitter. Und weiter: „Uns diese Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht.“
Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar. 1/2 pic.twitter.com/v9ngfv0ShW
— DFB-Team (@DFB_Team) November 23, 2022
Update vom 23. November, 14.00 Uhr: Die deutsche Nationalmannschaft sendet ein deutliches Zeichen in Richtung FIFA und Katar: Beim Mannschaftsfoto vor dem Anpfiff hielten sich alle DFB-Spieler symbolisch die Hand vor dem Mund. Damit wollen sie wohl sagen, dass sie nicht über die Missstände in Katar sprechen dürfen und von der FIFA regelrecht mundtot gemacht werden. Das alles geschieht übrigens vor den Augen des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino, der das Spiel live im Khalifa International Stadion verfolgt.
Update vom 23. November, 13.30 Uhr: Mittlerweile hat die Nationalmannschaft das Feld zum Aufwärmen betreten. Und tatsächlich: Scheinbar setzt der DFB ein kleines Zeichen. Schon auf den Ärmeln des Ausgehanzugs war ein bunter Streifen zu sehen. Auf den Aufwärmshirts ist der Schulterbereich ebenfalls in bunte Farben gehüllt. Die Jerseys erinnern an die der Belgier, die ebenfalls von Adidas ausgestattet werden.
Erstmeldung vom 23. November, 13.19 Uhr: München - Vor dem Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft (hier geht es zum Liveticker) bei der WM in Katar gibt es einige Fragezeichen – sportlich und politisch. Zum einen ist da die Frage, wie Hansi Flick seine Mannschaft nach dem Ausfall von Leroy Sané aufstellt. Weitaus mehr diskutiert wird aber, ob und wenn ja, wie der DFB trotz des Verbots der „One Love“-Binde ein Zeichen setzen soll.
Hansi Flick |
Geboren: 24. Februar 1965 (57 Jahre) in Heidelberg |
Stationen als Spieler: SV Sandhausen, FC Bayern München, 1. FC Köln, FC Victoria Bammental |
Stationen als Trainer: FC Victoria Bammental, TSG 1899 Hoffenheim, FC Bayern München |
WM 2022: DFB-Geschäftsführer Bierhoff lässt Tür für mögliches Zeichen beim Auftaktspiel offen
Eine deutsche Reaktion auf das Verbot der „One Love“-Binde erscheint rund um die erste Partie gegen Japan (14.00 Uhr/ARD und MagentaTV) wohl möglich. „Wir werden sehen. Das hat die Spieler sehr beschäftigt“, sagte DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff wenige Stunden vor dem Anpfiff in der ARD. Ein Dementi vermied er auf Nachfrage.
Unterdessen bestätigte der DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach einem Treffen mit deutschen Fans, dass der Verband derzeit „rechtliche Schritte“ gegen das Verbot der „One Love“-Binde prüfe. Eine offizielle Klage sei aber bisher nicht eingereicht worden. Die FIFA habe laut dem DFB-Boss schriftlich erklärt, dass beim Tragen der umstrittenen Binde „der Schiedsrichter reagieren“ müsse. Allerdings würde sich der Weltverband weitere Strafen vorbehalten.
WM 2022: Müller reagiert auf die „One Love“-Debatte
Rückendeckung erhielt der DFB von der nach Katar gereisten Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Ich kritisiere das Vorgehen der FIFA auf das Schärfste.“ Die SPD-Politikerin hätte sich gewünscht, dass die Verbände nicht nachgeben. Das Bindenverbot sei eine Entscheidung, die völlig aus der Zeit gefallen ist. „Es muss doch heutzutage möglich sein, für Offenheit, Vielfalt und gegen Diskriminierung einzutreten.“
Bayern-Star Thomas Müller kündigte auf Instagram an, dass die Nationalmannschaft „unseren Pfad als Sportler und unserer sportlichen Träume“ nicht aufgeben werde, um sich „politisch noch deutlicher zu positionieren“. England setzte bei seinem ersten Gruppenspiel dennoch ein Zeichen und ging vor dem Anpfiff aufs Knie. (jg)